Experten aus Dresden und Usti wollen, dass jeder lernt, „Kunst zu sehen und zu entdecken“
Dresden/ Ústà nad Labem, 15. November 2019. Wer schon immer bei Partys oder Vernissagen mit pointiert-schöngeistigen Sentenzen brillieren wollte, statt dessen aber vor Gemälden oder abstrakten Skulpturen meist ins Stottern kommt, sollte mal die neue App „Artomat“ ausprobieren. Mit dem Programm für iPhones und iPads wollen Experten aus Dresden und Prag auch Laien zu selbstbewussten Kunstkennern voll greifbarer Assoziationen machen.
„Individuelle Kunstentdeckungsmaschine“
Konzipiert ist die App als „individuelle Kunstentdeckungsmaschine für Gegenwartskunst“. Als Initiatoren stehen dahinter die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und die Jan-Evangelista-Purkyně-Universität aus Ústà nad Labem. Sie sehen darin einen „digitalen Experimentierkasten, um sich der Vielseitigkeit von Gegenwartskunst anzunähern und Interpretationsmöglichkeiten anzubieten“.
Das Bedienkonzept:
Die Nutzer fotografieren zunächst ein Kunstwerk, das ihnen ins Auge fällt – sei es nun Ölbild, Installation ein Graffiti oder ein anderes, kurzerhand zur Kunst ernanntes Artefakt. Dann fragt die App ab, welche Farbe dem Betrachter gefallen ist, welche vier Details ihm oder ihr besonders aufgefallen sind und aus welchem Material das Werk geschaffen ist: Leinwand oder Gips, Licht oder aus purem Klang. Etwas Assoziation ist gefragt, wenn die App ein paar mögliche Titel vorschlägt. Dann kann sich der Kunstkenner in spe aus vier Emojis eine kleine Geschichte dazu ausdenken und eine Grundstimmung ergründen – und schon ist eine erste ideelle Deutungs-Collage fertig.
Historischer Abriss der Kunstgeschichte und kleines Lexikon integriert
Wer sich mehr Hintergrundwissen aneignen will, kann zudem auf einen illustrierten Abriss der gesamten Kunstgeschichte von der Steinzeit bis in die Gegenwart zugreifen. Auch ein kleines Lexikon der Kunstbegriffe ist integriert.
Zwischenfazit: anregend
In unserem ersten Kurztest machte die App einen anregenden, durchdachten und sinnvollen Eindruck auf uns. So lassen sich heute mit digitaler Hilfe Brücken in die Kunstwelt schlagen – für Junge wie für Senioren, für Kenner wie auch Laien. Die Bedienung der App muss man sich aber erst mal aneignen.
Macher wollen „Vertrauen in den eigenen Blick stärken“
„Über die visuelle Erkenntnisebene hinaus fördert die App durch Funktionen wie die Stimmungsanzeige den assoziativen Zugang zum betrachteten Werk“, betonen die Initiatoren von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Der Artomat helfe zudem auch ganz allgemein, „Kunst sehen und entdecken zu lernen – denn es geht ebenso darum, bei den Nutzerinnen das Vertrauen in den eigenen Blick und in die eigene Wahrnehmung zu stärken“.
Ãœber die App
An der Entwicklung beteiligt waren neben dem Albertinum der SKD und der Uni Usti auch der Fachbereich Kunstpädagogik der TU Dresden und die „Agentur TBO | A Digital Product Agency“ aus Berlin.
Den Artomaten gibt es bisher leider nur für das Betriebssystem iOS, spricht: für iPhones und iPads. Das Schöne daran: Die App ist gratis.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: SKD, Oiger-Test
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