Internet & IoT, News, zAufi

Jeder Zweite besorgt sich Behördeninfos im Netz

Immer mehr digitale Archivalien - wie auch diese Tonband-Kassetetten ajus Nachwende-Zeiten - wandern ins elektronische Stadtarchiv Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Bürger besorgen sich Behördeninfos im Internet, doch bei digitalen Behördengängen hinkt Deutschland hinterher. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Doch beim eGouvernment hinkt Deutschland hinterher: Platz 24 in der EU

Wiesbaden/Berlin/Dresden, 12. Juli 2019. Das Internet spielt eine wachsende Rolle für Behördenkontakte in Deutschland – wenn auch noch eine sehr einseitige. Das geht aus Erhebungen des statistischen Bundesamtes (Destatis) aus Wiesbaden hervor.

Nur 16 % senden Formulare auch digital

Demnach verwenden 49 Prozent der Deutschen die Netzseiten und Apps der Behörden dafür, um Informationen zu erlangen. 30 Prozent laden sich wenigstens gelegentlich Formulare herunter. Dagegen senden nur 16 Prozent ausgefüllte Formulare auch elektronisch zurück. „Als Hinderungsgründe für den Online-Versand von Formularen an die Behörden wurden in erster Linie Bedenken hinsichtlich des Schutzes und der Sicherheit persönlicher Daten genannt“, informierte das Destatis, „aber auch schlicht das fehlende Angebot von Online-Formularen durch die Behörden“.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsen: Wir können von Estland viel lernen

Ganz anders die Situation in – in puncto eGouvernment und Internetnutzung – fortschrittlicheren Ländern. Estland und Finnland zum Beispiel teilen ihren Bürgern bei der Geburt digitale Identifikationsnummern (IDs) zu, die sie ein Leben lang nutzen können, um die meisten Behördengänge per Internet zu absolvieren. „Wir können von Estland und seiner beeindruckenden elektronischen Datenverwaltung viel lernen“, schätzte erst kürzlich der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nach einer Reise ins Baltikum ein. „Dabei sind Datenschutz und Privatsphäre in Estland europarechtlich genauso verankert wie bei uns“ Und nicht nur Skandinavien und das Baltikum, auch Frankreich, die Niederlande und Großbritannien sind da viel weiter als Deutschland.

Die meisten Deutschen wünschen sich digitale Behördengänge

Dabei würden sich viele Deutsche klassische Behördengänge gerne zu Gunsten der Mausklicks daheim ersparen: 59 Prozent der Deutschen sind laut einer Bitkom-Umfrage überzeugt, dass die meisten Kontakte zwischen Verwaltung und Bürger problemlos online erledigt werden könnten. Zwei Drittel wollen durch eine digitale Verwaltung Zeit sparen, 56 % Prozent rechnen mit geringeren Kosten.

Bitkom: digitale Amt hängt in der Warteschleife

Tatsächlich aber zählt Deutschland beim eGouvernment zu den Schlusslichtern in Europa: Laut dem „Digital Economy and Society Index“ (DESI) der EU rangiert Deutschland auf Platz 24, teilte der Bitkom mit. „Das digitale Amt hängt in der Warteschleife“, kritisierte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Smarte Lösungen und die notwendigen Mittel sind längst vorhanden – und trotzdem kommen wir nicht so richtig weiter. Viele Akteure haben sich die Digitalisierung der Verwaltung auf die Fahne geschrieben. Aber zu häufig arbeiten sie aneinander vorbei und tauschen sich auch nicht aus.“

Autor: hw

Quellen: Destatis, Bitkom, SMWA, Franz. Botschaft in Berlin

Zum Weiterlesen:

Wie sich Dresden ans eGouvernment herantastet

Stadtarchiv voll digital – wie geht das?

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt