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Sechs Millionen Euro für Wandelbots Dresden

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD, links) und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU, rechts) erproben in der VW-Manufaktur Dresden die Wandelbots-Sensorjacken, um einen Kuka-Industrieroboter anzulernen. Foto: Oliver Killig, VW

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD, links) und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU, rechts) erproben in der VW-Manufaktur Dresden die Wandelbots-Sensorjacken, um einen Kuka-Industrieroboter anzulernen. Foto: Oliver Killig, VW

Junges Robotik-Unternehmen will nach China expandieren

Dresden, 13. Dezember 2018. „Wandelbots“ aus Dresden bekommt sechs Millionen Euro frisches Kapital. Das hat das junge Robotik-Unternehmen heute mitgeteilt. Dahinter stehen Risikokapitalisten wie „Paua Ventures“ und der „EQT Ventures Fonds“, aber auch Bestandsinvestitionen. Mit dem Geld wollen die Dresdner ihr Industriegeschäft in Deutschland ausbauen und nach China expandieren.

Starkes Wachstum im Industriesektor

„In den letzten elf Monaten sind wir von zwei auf 22 Mitarbeiter angewachsen“, erklärte Wandelbots-Geschäftsführer Christian Piechnick den Finanzierungsbedarf des jungen Unternehmens. „Die industrielle Nutzung unserer Technologie hat sich extrem schnell vollzogen.“ Derzeit bemüht er sich darum, weitere Mitarbeiter anzuheuern.

Wie Wandelbots Robotern das Raboten beibringt

Wandelbots entstand im November 2017, gegründet von sechs Studenten der TU Dresden. Das erste Produkt, die „Wandelbox“, soll die Hürden für den Robotereinsatz auch in kleineren Unternehmen senken und die Umrüstkosten bei kleinen Produktionslosen selbst in großen Fabriken senken. Das Unternehmen hat dafür Sensorjacken, elektronische Handschuhe und Computerprogramme entwickelt, mit denen Menschen ihre künstlichen Kollegen aus Stahl und Plaste schnell anlernen können. Der Mensch macht dabei den Robotern die Arbeitsschritte vor, die Sensoren in den „intelligenten“ Textilien erfassen die Bewegungen, dann übersetzt eine Software diese Informationen in die Maschinensprache. Unter Umständen dauert es damit nur Minuten, bis ein Industrieroboter für einen neuen Arbeitsschritt angelernt ist. Dagegen dauert es bisher oft Wochen oder Monate, bis ein Industrieroboter von Kuka, ABB oder Fanuc in einer Fabrik umprogrammiert und wieder eingespielt ist.

Vorführ-Video von Wandelbots:

VW und Infineon testen Dresdner Technik

Volkswagen Dresden und Infineon setzen die Wandelbots-Technik inzwischen testweise ein. „Um angesichts der rasanten Veränderungen in der Automobilindustrie wettbewerbsfähige Produkte anbieten zu können, brauchen wir mehr Kosteneinsparungen und mehr Geschwindigkeit in der Produktion und Automatisierung von Fertigungsprozessen“, erklärte VW-Innovationsmanager Marco Weiß. Die Wandelbots-Technologie eröffne erhebliche Automatisierungsmöglichkeiten. „Mit dem Angebot von Wandelbots kann die Installation und Einrichtung von Roboterlösungen von Teams mit begrenzten Programmierkenntnissen unglaublich schnell umgesetzt werden.“

Starkes Interesse in China

Auch der chinesische Konzern „Midea“ verwendet die Wandelbots-Methoden. Und gerade im Reich der Mitte ist das Interesse an den sächsischen Robotik-Technologien groß, auch im medizinischen Sektor. Daher wollen die Wandelbots-Chefs Christian Piechnick und Georg Püschel auch gen Asien expandieren: „Wir sind aktuell dabei, unser erstes Büro in China zu eröffnen”, teilte Christian Piechnick mit.

Chinesen agieren in der Regel schneller

„Die Resonanz in China ist enorm“, ergänzte Rüdiger Henke von Wandelbots. „Das liegt daran, dass China der größte Robotikmarkt weltweit ist und inzwischen auch da sehr viele Anforderungen für Automatisierungen entstanden sind. Dies bezieht sich nicht nur auf automatisierte Ultraschalluntersuchungen im ländlichen Raum, sondern auch einige andere Applikationen in der Industrie.“ Derzeit teste das Unternehmen gemeinsam mit den chinesischen Partner, was sich mit der Wandelbots-Technologie wann realisieren lasse. Auf jeden Fall sei sichbar: „Die Chinesen agieren in der Regel schneller, als wir es in Europa gewöhnt sind und probieren eben auch gern mal neue Sachen einfach aus.“

Einsatz auch im Medizinsektor möglich

Generell sehen die Dresdner nicht nur in der Industrie 4.0, sondern auch in anderen Sektoren Einsatzmöglichkeiten für ihr Know How. Zudem startet gerade ein neues Exzellenzzentrum „Ceti“ an der TU Dresden, das zu stark verbesserten digitalen Kleidern führen soll, die nicht nur per Sensor „fühlen“, sondern auch Menschen führen können.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt