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Sachsen plant Institut für Systemforschung in der Lausitz

Am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf beschäftigen sich Biologen, Chemiker, Physiker und Mediziner mit der Erforschung und Behandlung von Krebskrankheiten. Sie forschen an radioaktiven Substanzen und Medikamenten, entwickeln bildgebende Verfahren weiter und untersuchen neue Möglichkeiten hochpräziser Bestrahlungstechniken sowie neuartige Strahlungsarten wie laserbeschleunigte Protonenstrahlen. Foto. HZDR/Oliver Killig

Foto. HZDR/Oliver Killig

30 Millionen Euro teures „Casus“ nimmt Klimawandel und andere komplexe Phänomene unter die Lupe

Dresden, 13. Dezember 2018. Die Landesregierung will in Ostsachsen ein neues Forschungs-Institut für digitale Systemforschung einrichten. Das hat die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) angekündigt. Das „Center for Advanced Systems Understanding“ (Casus) wird voraussichtlich etwa 30 Millionen Euro kosten. Vorgesehen sind zunächst ein Institutsgebäude und ein Gästehaus. Eine Anschubfinanzierung von zwei Millionen Euro hat nun der sächsische Landtag genehmigt. Weitere Mittel erhoffen sich die Sachsen vom Bund.

Ansiedlung soll Kohleausstieg in Ostsachsen abfedern

„Casus“ ist auch als Beitrag zum Strukturwandel in der Lausitz gedacht, sprich: Es soll nach dem absehbaren Braunkohleausstieg für neue Impulse durch Zukunftstechnologien in der Region sorgen. „Wir wollen mit dem gezielten Ausbau der Forschung in Ostsachsen und der Lausitz die regionale Entwicklung verbessern, die Wirtschaftskraft stärken und damit die Attraktivität der Region steigern“, unterstrich Ministerin Stange.

Eva-Maria Stange. Foto: Götz Schleser

Eva-Maria Stange. Foto: Götz Schleser

Görlitz gilt als möglicher Standort

„Über den Ort ist noch nicht entschieden“, betonte das Wissenschaftsministerium allerdings auch. Unseren Quellen nach soll dafür unter anderem Görlitz zur Debatte stehen. Denn „Casus“ soll auf jeden Fall eine gemeinsame deutsch-polnische Forschungseinrichtung sein. Dies könnte perspektivisch helfen, dafür Zuschüsse von der EU zu bekommen.

Prof. Roland Sauerbrey, wissenschaftlicher Direktor des HZDR. Foto: André Wirsig für das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf

100 deutsche und polnische Forscher sollen anspruchsvolle Software entwickeln

Im Endausbau dürfte das Institut rund zehn Millionen Euro jährlich kosten. Dort sollen etwa 100 Wissenschaftler interdisziplinär spezielle Analyse-Software für Wettervorhersagen, Klimawandel, Laser-Plasma-Beschleunigung und andere komplexe Phänomene entwickeln. Dabei spielen auch Methoden „Künstlicher Intelligenz“ (KI) eine wichtige Rolle.

„Der Bedarf an solchen Kompetenzen wächst“, betonte Prof. Roland Sauerbrey, der das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) leitet und das Projekt wesentlich mitgeplant hat. „Dafür brauchen wir keine großen Rechner, aber Experten, die sich mit Software und Algorithmen im Zusammenhang mit komplexen Phänomenen auskennen.“ Das HZDR hat in diesem Forschungsgebiet bereits einiges Know-How in der Forschungsgruppe für „Computergestützte Strahlenphysik“ um Dr. Michael Bussmann aufgebaut.

Petawatt-Laser am HZDR. Mit solchen Lasern will Professor Ralf Schützhold Teilchen aus dem scheinbaren "Nichts" hervorzaubern. Foto: HZDR, Oliver Killig

Petawatt-Laser am HZDR. Foto: HZDR, Oliver Killig

Beteiligt sind am neuen Institut neben dem HZDR auch die TU Dresden, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ in Leipzig und das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) fachlich beteiligt. Die Forscher hoffen, „Casus“ 2019 starten zu können.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt