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Tanz mit dem Roboter

Die Neuronen-Netze im Gehirn geben der Wissenschaft immer noch unzählige Rätsel auf: Von einem Gesamtverständnis der komplexen Prozesse im menschlichen Gehirn sind die Forscher noch weit entfernt. Abb.: DARPA

Neuronen-Netze im Gehirn. Abb.: DARPA

TU-Forscher planen einen „Body Computing Hub“ in Dresden

Dresden, 26. September 2018 In Dresden soll ein „Body Computing Hub“ entstehen. Für dieses Gemeinschaftsprojekt wollen sich im Zuge der Exzellenzstrategie der TU Dresden das Zukunftselektronikzentrum „cfaed“, das 5G-Lab, der am „Human Brain Projekt“ (HBP) beteiligte Lehrstuhl für Hochparallele VLSI-Systeme und Neuromikroelektronik von Prof. Christian Mayr und weitere Partner zusammentun. Sie möchten gemeinsam einen elektronischen Anzug entwickeln, den sich Menschen überziehen und dann damit in Echtzeit beispielsweise Roboter oder Exoskelette fernsteuern. Die lassen sich dadurch für Industrietätigkeiten oder Fern-Physiotherapien anlernen. „Das kann man sich wie Tai Chi mit Robotern vorstellen“, sagt der Neuroelektroniker Mayr.

„Hier stecken elf Jahre Entwicklung drin“, sagt Prof. Christian Mayr von der Technischen Universität Dresden (TUD) über den Neurocomputer „NMPM1“, den Forscher der Unis Heidelberg und Dresden gemeinsam im „Human Brain Project“ und den Vorgängerprojekten FACETS und BrainScaleS entwickelt haben. Foto (bearbeitet, freigestellt): Heiko Weckbrodt

Der Neuroelektroniker Prof. Christian Mayr von der TU Dresden mit dem Neurocomputer „NMPM1“, den Forscher der Unis Heidelberg und Dresden gemeinsam im „Human Brain Project“ und den Vorgängerprojekten FACETS und BrainScaleS entwickelt haben. Foto (bearbeitet, freigestellt): Heiko Weckbrodt

Anzug gespickt mit künstlichen Neuronen und flexibler Sensorik

Für diesen Fernsteuer-Anzug will das Mayr-Team die eingenähten künstlichen Neuronen beisteuern, die Gruppe um TU-Professor Frank Ellinger die biegsame Sensorelektronik und die Funktechnik drucken. Die künstlichen Neuronen im Anzug übernehmen dann die Vorverarbeitung und Verdichtung der Daten, die von den flexiblen Bewegungs-Sensoren kommen.

Wandelbots-Chef Georg Püschel (Mitte) führt in der HTW Dresden vor, wie Roboter mit einer Sensorjacke angelernt werden können. Rechts ist Mitgründerin Maria Piechnick zu sehen, die auf intelligente Textilien spezialisiert ist. Robert Franke (l.) , der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung Dresden, zeigte sich angemessen beeindruckt. Foto: Heiko Weckbrodt

Wandelbots-Chef Georg Püschel (Mitte) führt in der HTW Dresden vor, wie Roboter mit einer Sensorjacke angelernt werden können. Rechts ist Mitgründerin Maria Piechnick zu sehen, die auf intelligente Textilien spezialisiert ist. Robert Franke (l.) , der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung Dresden, zeigte sich angemessen beeindruckt. Foto: Heiko Weckbrodt

Vorstufe ist bei „Wandelbots“ in Aktion

Eine einfachere Version solcher Sensoranzüge hatte jüngst erst das junge Unternehmen „Wandelbots“ aus Dresden entwickelt. Mit diesen „Wandelbots“-Anzügen können Menschen die Industrieroboter in ihrer Fabrik anlernen und ihnen rasch neue Bewegungsabläufe beibringen. Derzeit testet unter anderem VW Dresden und die HTW Dresden diese Technik.

Auch die US-Weltraumbehörde NASA hat Exoskelette entwickeln zu lassen, um zu testen, ob sich damit die Kraft von Astronauten verstärken lässt. Foto: NASA

Auch die US-Weltraumbehörde NASA hat Exoskelette entwickeln zu lassen, um zu testen, ob sich damit die Kraft von Astronauten verstärken lässt. Foto: NASA

Auch Einsatz für VR-Spiele denkbar

Im „Body Computing Hub“ sollen künftig neue, intuitiver funktionierende Sensoranzüge entstehen. Solch digitalisierte Kleidung könnte auch für die Konsumgüterindustrie und die Medizintechnik interessant werden – zum Beispiel für Spiele in „Virtuellen Realitäten“ (VR), Fern-Physiotherapien oder damit Gelähmte mit Exoskeletten laufen lernen.

Dresdner Ingenieure wollen Mensch und Maschine mit fühlenden Anzügen vernetzen

Generell rechnen die Dresdner Ingenieure und Forscher damit, dass derartige Sensoranzüge eine wichtige Rolle im sogenannten „Taktilen Internet“ spielen könnten. Darunter zu verstehen ist die für Menschen „erfühlbare“ Vernetzung per 5G-Funk mit Robotern und anderen Maschinen. Um dafür Referenzlösungen zu entwickeln, hat die Dresdner TU Exzellenz-Fördermittel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beantragt.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt