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TU Dresden bekommt 3 neue Exzellenz-Zentren

Sachsens Hightech-Gründer leiden unter Risikokapital-Lücken. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Hälfte der Anträge genehmigt

Dresden, 27. September 2018. Die Bundesexzellenz-Jury hat die Hälfte der Exzellenz-Förderanträge der Technischen Universität Dresden (TUD) genehmigt: Besondere Förderzuschüsse erhalten demnach die Dresdner Forschungsprojekte „Physik des Lebens“ (POL), Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien (ct.qmat) und das „Zentrum für Taktiles Internet“ (CeTi). Dies hat die TUD heute mitgeteilt. Zu erwarten sind bis zu zehn Millionen Euro pro Jahr und Cluster. Die genaue Fördersumme gibt die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG) als Fördermittel-Verwalter noch mit.

Prof. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, jubelt beim Exzellenzzuschlag für seine Uni. Abb.: Exkold, TUD

Prof. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, jubelte schon beim ersten Exzellenzzuschlag für seine Uni. Abb.: Eckold, TUD

Ministerin: TUD hat sich zu Spitzen-Uni entwickelt

„Das ist eine hervorragende Leistung für die gesamte Universität und bestätigt, dass wir zu den forschungsstärksten Universitäten deutschlandweit gehören“, kommentierte TUD-Rektor Prof. Hans Müller-Steinhagen die Zuschläge. „Die TU hat sich in den letzten Jahren auch im internationalen Vergleich zu einer Spitzen-Universität entwickelt und gehört zur Elite der forschungsstarken Hochschulen“, erklärte die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD).

Eva-Maria Stange. Foto: Götz Schleser

Eva-Maria Stange. Foto: Götz Schleser

Andere Exzellenzzentren sollen nicht leer ausgehen

Auch die Exzellenz-Projekte, die keinen Zuschlag bekamen, sollen nicht leer ausgehen: Die bisherigen Exzellenzcluster CRTD (Center für Regenerative Therapies) und cfaed (Center for Advancing Electronics Dresden) wollen der Freistaat Sachsen und die TUD aus eigenen Mitteln weiterfinanzieren. Für die anderen Cluster wollen sie prüfen, ob sich andere Finanzierungsquellen erschließen lassen. Die Dresdner Uni-Forscher hatten neben den genehmigten noch für drei weitere Vorhaben Exzellenzgeld beantragt: „Zentrum für Fortschritte in der Elektronik“, „Dresdner Zentrum für Materiomik“ und „Translationales Regenerationscluster Dresden“. Auch der Antrag des Forschungsclusters „Adipositas verstehen“ der Universität Leipzig bekam keinen Zuschlag.

Mit drei genehmigten Clustern erfüllt die TUD darüber hinaus die Kriterien, um nun auch noch Querschnitts-Fördergeld als Exzellenz-Uni im Ganzen zu beantragen.

Die genehmigten Exzellenzcluster:

(Quelle: Sächs. Wissenschaftsministerium:

Prof. Stefan Grill. Foto: Biotec, TUD

Prof. Stephan Grill. Foto: Biotec, TUD

PoL – Physik des Lebens

Sprecher: Prof. Stephan Grill
Das Cluster will den grundlegenden Fragen in der Zell- und Entwicklungsbiologie auf den Grund gehen und dabei einen Paradigmenwechsel anstoßen: Die dem Leben zugrunde liegenden biologischen Prozesse als komplexe physikalische Phänomene zu begreifen. Dazu wird in einem gänzlich neuen Anlauf versucht, die Biologie und die Physik zu vereinen. Die jüngsten großen Fortschritte in der zellulären Biochemie, der Genomik und der Mikroskopie rücken ein physikalisches Verständnis lebender Materie in greifbare Nähe. Der Wissenschaftscampus in Dresden hat bei diesen Entwicklungen eine zentrale Rolle gespielt und wiederholt erfolgreich Brücken zwischen der Biologie und der Physik geschlagen. Die synergistisch eng verknüpfte Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Physik, Biologie und Informatik wird biologische Prozesse als physikalische Phänomene beschreiben und lebende Materie als eine spezielle Art selbstorganisierender und aktiver Form weicher kondensierter Materie verstehen. Diese Herangehensweise wird sowohl die Physik als auch die Biologie entscheidend weiterbringen und Erkenntnisse liefern, mit denen Zellen und Gewebe gezielt gesteuert und lebende Systeme mit neuen Eigenschaften geschaffen werden können. Zusätzlich zu dem elementaren Verständnisgewinn und den tiefen Einblicken in den lebenden Materiezustand werden die gewonnenen Erkenntnisse für dringende Probleme in den Bereichen der Biotechnologie und der Medizin neue Herangehensweisen ermöglichen.

Prof. Matthias Vojta. Foto: privat

Prof. Matthias Vojta. Foto: privat

ct.qmat – Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien

Sprecher: Prof. Dr. Matthias Vojta (TU Dresden)
Prof. Dr. Ralph Claessen (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

Neue Materialien mit maßgeschneiderten Funktionalitäten bilden die Grundlage aller modernen Hochtechnologien, von der Informationsverarbeitung über die Energieversorgung bis zur Medizintechnik. Der zugrundeliegende Wissenschaftsbereich, die Festkörperphysik, hat im 21. Jahrhundert die revolutionäre Entdeckung gemacht, dass das mathematische Konzept der Topologie ein fundamentaler Schlüssel für das Verständnis aller quantenmechanischen Materiezustände ist. Diese Erkenntnis hat einen weltweiten Forschungsboom ausgelöst und zur Entdeckung zahlreicher topologischer Materialien und -phänomene geführt, mit Schlüsselbeiträgen aus Würzburg (Quanten-Spin-Hall-Effekt) und Dresden (Vorhersage magnetischer Monopole in Spin-Eis). In ct.qmat werden Forschende aus Physik, Chemie und Materialwissenschaften gemeinsam daran arbeiten, diese fundamental neuen Zustände von Quantenmaterie zu verstehen, zu steuern und anzuwenden.
Die vielfältigen, sich ergänzenden Fachexpertisen und Forschungsstrukturen in Würzburg und Dresden bilden dabei die Basis für ein breites Forschungsprogramm – von der Materialsynthese über die experimentelle und theoretische Untersuchung topologischer Phänomene und ihrer funktionellen Kontrolle bis zum Entwurf und Test von Anwendungskonzepten. Hierfür ist der Cluster in vier Teilbereiche gegliedert, von denen sich drei mit der Rolle von Topologie und Komplexität in verschiedenen physikalischen Kontexten befassen, nämlich (A) beim Ladungstransport, (B) in magnetischen Systemen und © in der Licht-Materie-Wechselwirkung. Bereich (D) verfolgt das übergeordnete Ziel, aus den topologischen Phänomenen Funktionalitäten abzuleiten und deren Anwendungspotential zu untersuchen, z.B. für innovative Elektronik oder für Quantencomputer.

Prof. Frank Fitzek vom 5G-Forschungslabor der TU Dresden ist auch für knallige Effekte zu haben. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Frank Fitzek vom 5G-Forschungslabor der TU Dresden ist auch für knallige Akzente zu begeistern. Foto: Heiko Weckbrodt

CeTi – Zentrum für taktiles Internet

Sprecher: Prof. Frank Fitzek
Die zentrale Idee von CeTI ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben, in quasi Echtzeit mit kooperierenden Cyber-Physischen Systemen (CPS) in der realen oder virtuellen Welt zu interagieren. Solche Fortschritte gehen weit über heutige Ansätze in Computer- und Ingenieurwissenschaften hinaus: Intelligente Netze und adaptive CPS für quasi Echtzeit-Kooperationen mit Menschen sind hierbei entscheidende Herausforderungen. Um diesen gerecht zu werden, möchte CeTI eine einzigartige interdisziplinäre Forschung etablieren. Dabei strebt die interdisziplinäre Forschung folgende Entwicklungen an:
• ein intelligentes Netzwerk, das Menschen und CPS durch kontinuierliches Anpassen und Lernen verbindet und darüber hinaus geringe Latenz sowie hohe Widerstandsfähigkeit und Sicherheit gewährleistet,
• ein grundlegendes Verständnis der Komplexität und Freiheitsgrade menschlicher Kontrolle in der Maschine-Mensch-Kooperation aus psychologischer und medizinischer Perspektive,
• neuartige Sensor- und Aktuatortechnologien als Erweiterungen für den menschlichen Geist und Körper,
• neue haptische Codes, um die Informationsflut aufgrund massiver Anzahl von Körpersensoren zu bewältigen,
• flexible, schnelle und rekonfigurierbare Elektronik und neue Anwendungsfälle für Telemedizin, Mensch-Maschine-Kooperation sowie innovatives Lehren und Lernen im Rahmen des Internet der Kompetenzen

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt