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150.000 Euro Kapitalspritze für SupraTix Dresden

Das Gründerteam der SupraTix GmbH (Tobias Göcke (GF), Jeannette Milius). Foto: SupraTix

Das Gründerteam der SupraTix GmbH: Geschäftsfüher Tobias Göcke und Jeannette Milius. Foto: SupraTix

TU-Ausgründung will mit dem Geld zum Marktführer wachsen

Dresden, 17. Juli 2018. Die Dresdner TU-Ausgründung SupraTix hat eine Kapitalspritze von 150.000 Euro bekommen und will mit dem Geld zum Marktführer für gemischte digital-reale  Lernumgebungen („Smart Learning Environment“) in Deutschland werden. Das hat SupraTix-Gründer Tobias Göcke angekündigt. „Die Nachfrage aus der Wirtschaft ist groß“, sagte er.

Vom Cloud-Chemiebaukasten zum KI-Spezialisten für Schulungen

Die TU-Absolventen Tobias Göcke und Jeannette Milius hatten das Unternehmen 2016 aus der Uni ausgegründet. Das hatte damals noch den Namen „ChemTics“ und ein etwas anderes Geschäftsmodell: Das Team bot einen digitalen Chemieexperimental-Baukasten für Schüler an, der auf Computer-Simulationen in Cloud-Rechenzentren beruhte.

Ein erstes Bildschirmfoto vom internetgestützten Chemielabor aus Dresden. Abb.: ChemTics

Ein Bildschirmfoto vom internetgestützten Chemielabor aus Dresden. Abb.: ChemTics

KI schneidert Schulung zwischen digitaler und realer Welt zusammen

Inzwischen hat sich das Unternehmen umbenannt und sein Portefeuille deutlich erweitert – der „ChemTics“-Experimentierbaukasten ist darin ein Modul. Hauptsächlich bietet  „SupraTix“ inzwischen digital-analoge Schulungsprogramme für Mitarbeiter großer Unternehmen an, die jeweils durch eine „Künstliche Intelligenz“ (KI) individuell zugeschnitten werden. Dabei verknüpft die KI reine computergestützte Lerninhalte mit Technik aus der realen Welt und Kursmodulen durch menschliche Trainer. Beispiel: Um künftige Chefs auf ihre Aufgaben vorzubereiten, schneidert die SupraTix-KI für sie ein Lernprogramm aus Fachinhalten und Führungskompetenzen zusammen. Da aber bis heute jede KI an zutiefst menschlichen Dingen scheitert, sind eben auch Verknüpfungen in die reale Welt nötig „Kompetenzen wie Empathie kann man nicht in der Software abbilden“, schätzt Göcke ein. „Dann wird an dieser Stelle als Modul ein Training mit einem echten Coach eingeplant.“

Computer machen langjährige Mitarbeiter fit fürs Digitalzeitalter

Derzeit bereite „SupraTix“ beispielsweise ein Schulungsprogramm „Enable Digital“ vor, das ältere Mitarbeiter für die digitale Zukunft fit mache, erzählt Tobias Göcke. Ein Konsortium aus Banken und Industrieunternehmen habe sich gebildet, das diese Dresdner Lösung unbedingt einsetzen will und bereits eine halbe Million Euro in diese Entwicklung investiert habe.

SupraTix bindet echte Roboter in virtuelle Entwicklungs-Simulationen ein, baut also Brücken zwischen digitaler und physischer Welt. Foto: SupraTix

SupraTix bindet echte Roboter in virtuelle Entwicklungs-Simulationen ein, baut also Brücken zwischen digitaler und physischer Welt. Foto: SupraTix

Eine ganze Entwicklungsabteilung in der Cloud

Darüber hinaus entwickelt „SupraTix“ innovative Modelle für Entwicklungs- und Produktionsprojekte in Unternehmen, die in die Rechnerwolke (Cloud) ausgelagert werden. Neudeutsch nennt sich das „Research as a Service“ beziehungsweise  „Production as a Service“ (Forschung und Herstellung als flexibel buchbare Ferndienstleistung). Dabei verknüpfen die Dresdner beispielsweise chemische oder physikalische Computermodelle zum Beispiel mit realen Robotern in Testlaboren, die dann zum Beispiel die langwierigen Pipetier-Messreihen erledigen. Kleinere Firmen ohne eigene F/E-Abteilung oder Konzerne, die personalaufwändige, aber eher langweilige Entwicklungsaufgaben delegieren wollen, sind die Kernzielgruppen für diese Dienstleistung. Auch bauen die Dresdner nun Netzwerke auf, um auch Produktionskapazitäten zubuchbar zu machen – dies könnte etwa für Unikate oder Nullserien einsetzbar sein.

Nach ABB-Robotern kommen auch Kuka-Modelle in die Produktions-Cloud

Als Pilotanwendung hat dies SupraTix inzwischen mit einem Roboter von ABB realisiert. Als nächstes will Göcke auch Roboter von Kuka und anderen Herstellern einbinden, um Kunden möglichst universell einsetzbare und standardisierte Lösungen anbieten zu können. Namhafte Konzerne haben laut Angaben der Gründer bereits Interesse an solchen Diensten angemeldet.

Über SupraTix

SupraTix residiert derzeit an der Könneritzstraße in Dresden und beschäftigt zehn Mitarbeiter. Die Gründer peilen für 2018 reichlich 150.000 Euro Umsatz an. Die jüngste Kapitalspritze setzt soll für weiteres Wachstum sorgen. Ein Finanzier dafür war die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen. Außerdem reichten die Ostsächsische Sparkasse Dresden und die Bürgschaftsbank Sachsen ein Bankdarlehen aus.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt