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Digitalzeitalter macht Westeuropas Wohlstand weltweit sichtbar

Zeichnen die Massenmedien wegen Pegida ein verzerrtes Dresden-Bild? Abb.: OEZ-Berlin-Verlag

Zeichnen die Massenmedien wegen Pegida ein verzerrtes Dresden-Bild? Abb.: OEZ-Berlin-Verlag

In „Deutschland und die Flüchtlinge“ kritisiert der Physiker Barkleit die Dresden-Reflexe von Medien und Politikern

Dass gerade jetzt so viele Syrer, Afghanen und Afrikaner an Europas und Deutschlands Türen klopfen, obwohl es Bürgerkrieg, Armut, Flucht und Völkerwanderung doch schon zu allen Zeiten gab, ist vor allem dem Internet und den Smartphones zu verdanken, meint der Dresdner Physiker und Historiker Gerhard Barkleit: „Die modernen Kommunikationstechnologien des 21. Jahrhunderts lassen Westeuropas Wohlstand und Lebensweise in aller Welt sichtbar werden“, schreibt er in seiner nun publizierten Streitschrift „Deutschland und die Flüchtlinge“. „Dieser Wohlstand weckt Neid und Begehrlichkeiten, die Lebensweise hingegen findet keineswegs überall Zustimmung, sondern stößt in Teilen der Welt auf rigorose Ablehnung.“

Irrationale Kanzlerin?

Nur Freunde wird sich der langjährige Mitarbeiter des Hannah-Arendt-Instituts mit dieser Streitschrift nicht machen und will dies wohl auch nicht. Hier bekommt jeder sein Fett weg: Die Kanzlerin für „irrationale Entscheidungen“ wie den Atomausstieg und die Grenzöffnung für die Flüchtlinge, die Massenmedien für ihre einseitige Berichterstattung über Pegida und Dresden, die „Gutmenschen“ für ihre Selbstgerechtigkeit.

Wutbürger gegen Wutbürger? Pegida-Demonstration gegen Einwanderung am 1. Dezember 2014 - und links daneben die Gegendemo der "Antifa" Foto: Heiko Weckbrodt

Wutbürger gegen Wutbürger? Pegida-Demonstration gegen Einwanderung am 1. Dezember 2014 – und links daneben die Gegendemo der „Antifa“ Foto: Heiko Weckbrodt

Existenzielle Ängste durch „Heerscharen von Flüchtlingen“

„Heerscharen von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen lösen bei vielen Menschen hierzulande wahrhaft existentielle Ängste aus“, argumentiert Gerhard Barkleit. Auf diesem Nährboden habe ein „umtriebiger Kleinkrimineller“ eine Bürgerbewegung namens Pegida ins Leben gerufen, die „zuweilen mehr als 20.000 Sympathisanten zu mobilisieren vermochte…. Und diese Verstörten wurden von namhaften Politikern und Teilen der Medien reflexartig und gedankenlos in die ,rechte Ecke‘ gestellt.“ Dies und die dahinter stehenden Konflikte haben laut Barkleit nicht nur in Dresden, sondern im ganzen Land die Gesellschaft tief gespalten – in Dresden habe sich der Protest nur besonders früh artikuliert. Und „die zu Kampfbegriffen verkommenen Kategorien ,Gutmensch‘ und ,Wutbürger‘“ seien nur geeignet, die Gräben innerhalb der Gesellschaft in fataler Weise zu erschweren und einen Dialog erschweren.

Politiker werden sich eigener Defiizite bewusst

Eine Lösung hat der studierte Physiker auch schon parat: „Die Naturwissenschaftler haben die Komplexität dieser einen Welt und auch des Weltgeschehens längst verinnerlicht“, schreibt er. „Endlich scheinen nun auch maßgeblichen Politikern, den zentralen Akteuren der Weltpolitik, eigene Defizite bewusst zu werden.“ Das mag man wohl frei etwa so übersetzen: Wissenschaftler an die Schalthebel, Physiker an die Macht!

Ergänzung: Buchautor Gerhard Barkleit hat als Reaktion auf diese Interpretation betont: „Nicht „Physiker an die Macht“ (das haben wir in Deutschland ja schon – und wie ich meine zu lange), sondern Politiker, die in der Lage sind, komplexe Phänomene zu erkennen und dadurch wissen, dass es zum einen keine einfachen Lösungen gibt, zum anderen der Wähler nicht bevormundet, sondern ernst genommen werden muss.“

Abb.: OEZ-Berlin-Verlag

Abb.: OEZ-Berlin-Verlag

Gerhard Barkleit: „Deutschland und die Flüchtlinge: Beobachtungen und Bekenntnisse eines Dresdner Bürgers. Eine Streitschrift“, 82 Seiten, OEZ-Berlin-Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3942437455, Taschenbuch, sieben Euro

Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Die Welt ist aus den Fugen

Pegida in der Forschung

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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