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Nordsachsen testet fahrerlose Kolonnenfahrt

In ehemaligen Braunkohle-Revieren will der Landkreis Nordsachsen die automatische Kolonnenfahrt ("Platooning") von Bussen testen. Visualisierung: Dall-E

In ehemaligen Braunkohle-Revieren will der Landkreis Nordsachsen die automatische Kolonnenfahrt („Platooning“) von Bussen testen. Visualisierung: Dall-E

Regionalminister sagt 4 Millionen Euro Kohleausstiegs-Kohle zu

Rackwitz, 13. März 2024. Der Landkreis Nordsachsen testet künftig die flexible Kolonnenfahrt von Bussen ohne Fahrer. Das hat der sächsische Regionalminister Staatsminister Thomas Schmidt (CDU) angekündigt. Für dieses „Platooning“ genannte Projekt hat er heute dem Landrat Kai Emanuel (parteilos) und dem „Nordsachsen Mobil“-Chef Holger Klemens rund vier Millionen Euro aus den Kohleausstiegs-Fonds zugesagt.

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

Fahrerlose Pendelbusse am Schladitzer See erprobt

Zuvor hatte der Landkreis im Zuge des Vorgänger-Projektes „Fahrerloses automatisiertes Shuttle“ (Flash) bereits den autonomen Pendelverkehr mit fahrerlosen Bussen zwischen dem S-Bahnhof Rackwitz und dem Schladitzer See erprobt. Das „Platooning“ ist nun die nächste Stufe: Dabei fahren Busse oder andere Fahrzeuge in dichten, computergesteuerten Kolonnen, in denen je nach Passagierbedarf einzelne Busse automatisch ausscheren oder sich einfädeln. „Damit kann künftig flexibler auf die unterschiedlich hohen Fahrgastzahlen reagiert werden“, hoffen die Projektbeteiligten. „Diese hängen besonders von Betriebsbeginn, Schichtwechsel- oder Schülerbeförderungszeiten ab. Kraftstoff-, Energie- sowie Personalbedarf im Linienbetrieb können ebenso deutlich reduziert werden. Ein batterieelektrischer Antrieb soll darüber hinaus die CO2-Emissionen senken.“

Bezahlbarer ÖPNV für ländlichen Raum im Fokus

Die Versuchsergebnisse aus dem automatischen Kolonnenverkehr sollen Ende 2026 vorliegen. Dann wollen die Partner über einen fahrerlosen Verkehr in der Praxis entscheiden. „Die Mobilität der Zukunft braucht bedarfsgerechte Lösungen, erst recht im weniger dicht besiedelten ländlichen Raum“, meint Landrat Kai Emanuel. „Platooning mit automatisierten Fahrzeugen ist hierfür ein wichtiger Baustein.“

Platooning soll auch überfüllte Autobahnen entlasten

Mit Projekten wie diesen wollen Bund und Land den klassischen sächsischen Revieren den bevorstehenden Ausstieg aus dem Braunkohle-Abbau versüßen. Experimente mit neuen Mobilitäts-Konzepten wie eben fahrerlosen Buskolonnen könnten helfen, auf dem Lande einen bezahlbaren öffentlichen Busverkehr aufrecht zu erhalten – und sollen helfen, der Region eine neue technologische Zukunft zu eröffnen.

„Platooning“ ist nämlich nicht nur für Busse interessant, sondern auch für Lkw-Fahrten auf Autobahnen. Dichtgepackte automatische Lkw-Kolonnen könnten künftig die Straßenkapazitäten besser ausnutzen, Staus und Unfälle vermeiden, aber durch ihre effiziente Fahrweise auch den Spritzverbrauch der Brummi-Flotten drücken. In der Vergangenheit hatte auch schon Tesla-Chef Elon Musk mit dieser Idee für seine Elektrolaster geliebäugelt.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMR, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt