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Sachsen entwickeln Feuersalamander-Frühwarnsystem

Feuersalamander. Foto: Ulrich Walz von der HTW Dresden

Feuersalamander. Foto: Ulrich Walz von der HTW Dresden

Bürgerwissenschaftler sollen bei Pestabwehr helfen

Dresden, 30. November 2023. Sächsische Forscher arbeiten derzeit an einem Feuersalamander-Frühwarnsystem. Das soll aber nicht die Sachsen vor einer tierischen Invasion warnen, sondern die Amphibien selbst vor der Salamanderpest schützen. Tierfreunde sollen die Wissenschaftlern nun bei der Pest-Abwehr helfen. Das geht aus einer Mitteilung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTWD) hervor.

Eingeschleppter Pilz erreicht wohl bald auch Sächsische Schweiz

Die Feuersalamander, die unter anderem in der Sächsischen Schweiz leben, seien ohnehin schon „durch den Verlust seines Lebensraumes und die Verschmutzung von Gewässern, in denen seine Larven aufwachsen, gefährdet gewesen“, heißt es von der Hochschule. Nun bedrohe die Salamanderpest bedrohe die gesamte Population. Ausgelöst werde die Krankheit durch den Pilz „Batrachochytrium salamandrivorans“ (Bsal). Der wurde aus Asien eingeschleppt, breitet sich immer weiter in Deutschland aus und erreicht wohl bald auch Sachsen. Besonders misslich: Selbst wenn eine Salamander-Gruppe einen Ausbruch übersetzt, sind die Amphibien hinterher nicht immun gegen den Erreger. Dadurch kann der Pilz unter Umständen ganze Populationen ausrotten.

Salamander-Überwachung durch Ehrenamtler

Daher hat sich die HTWD mit der Uni Leipzig und Senckenberg Dresden zum Forschungsprojekt „Monitoring- und Frühwarnsystem zum Feuersalamandervorkommen in der Sächsischen Schweiz“ zusammen getan. Mit Hilfe von Bürgerwissenschaftlern („Citizen Science“), also ehrenamtlichen Helfern, wollen sie in diesem Zuge im Freistaat ein System etablieren, das die Zahl und Gesundheit der sächsischen Salamander stetig im Auge behält, um bei Pestausbrüchen gegensteuern zu können.

Auch genetische Analysen geplant

„Für die Felderfassung greifen wir neben eigenen Erfassungen auch auf die bereits bestehende Citizen Science-Initiative ,Feuersalamander, wo bist du?‘ zurück, die gemeinsam mit dem Nationalpark Sächsische Schweiz und dem Senckenberg Institut entwickelt wurde“, erklärt Projektleiter Professor Ulrich Walz von der HTWD. Melden können Tierfreunde die Salamander unter anderem über diese Senckenberg-Netzadresse oder hier über die „Zentrale Artendatenbank für Sachsen„.

Dazu kommen Kartierungen und genetische Untersuchungen: „Analysen der Populationsgenetik beziehungsweise -genomik sollen Aufschluss darüber geben, welche Populationen für das weitere Überleben der Art besonders wichtig sind“, erläutert Professor Sebastian Steinfartz von der Uni Leipzig. „Diese Populationen müssten dann in dem Falle einer Ausbreitung von Bsal in Sachsen besonders geschützt werden.“

Bei Pestausbruch gesunde von kranken Salamandern isolieren

Dies könnte beispielsweise geschehen, indem gesunde und kranke Tiere separiert werden: Wenn Teil-Populationen verpestet sind, könnten die Wissenschaftler und Naturfreunde nicht befallene Salamander von den befallenen Tieren sind isolieren. Wichtig sei es dafür, bereits vor einem Pestausbruch zu wissen, wo wieviele Feuersalamander leben, „wie diese untereinander vernetzt sind, wie die Qualität der Lebensräume beschaffen ist und somit auch welche weiteren Gefährdungen möglicherweise bestehen“, erklärt Prof. Walz auf Oiger-Anfrage. „Insofern geht es auch darum, einen möglichst stabilen Bestand zu erhalten und durch entsprechende Maßnahmen zu fördern, zum Beispiel Verhinderung beziehungsweise Minimierung des Verlusts der Tiere durch den Straßenverkehr, Erhalt der geeigneten Lebensräume, Minimierung der Einflüsse aus angrenzenden Nutzungen.“

Knapp 400.000 Euro gibt’s vom Umweltministerium

An dem System beteiligen sich Forschungskollektive von Prof. Ulrich Walz, der an der HTWD den Lehrstuhl für „Landschaftsökologie und Geographische Informationssysteme“ leitet), von Prof. Dr. Sebastian Steinfartz vom Lehrstuhl für „Molekulare Evolution und Systematik der Tiere“ der Uni Leipzig und Dr. Raffael Ernst vom Senckenberg-Institut Dresden beteiligt, außerdem Gruppen des Naturschutzvereins „BUND“ in Sachsen. Das sächsische Umweltministerium schießt 392.000 Euro für das Salamander-Projekt zu.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: HTW Dresden, Senckenberg Dresden, Wikipedia, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt