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Chinesen kaufen sächsische Textilmaschinen-Firma „Terrot“

Rundstrickmaschine von Terrot Chemnitz. Foto: Terrot

Rundstrickmaschine von Terrot Chemnitz. Foto: Terrot

Santoni Shanghai will mit Chemnitzer Rundstrickmaschinen-Fabrik Portefeuille abrunden

Chemnitz/Schanghai, 25. September 2023. Das chinesisch-italienische Maschinenbau-Unternehmen „Santoni Shanghai Knitting Machineries“ hat den Chemnitzer Rundstrickmaschinen-Hersteller „Terrot“ übernommen. Das hat Terrot mitgeteilt, machte allerdings keine Angaben über den Kaufpreis. Die Chinesen wollen damit ihr Maschinen-Portefeuille abrunden und seine internationalen Marktpositionen stärken.

Chinesisch-italienischer Käufer möchte digitalisiertes Maschinenbau-Ökosystem weben

„Die Integration von Terrot gehört, wird unserem Produktportfolio einen unmittelbaren und außerordentlichen Impuls verleihen“, hofft „Santoni Shanghai“-Chef Gianpietro Belotti. Er lobte die „herausragenden technischen Fähigkeiten von Terrot, das umfangreiche Produktportfolio und die langjährige Expertise in der internationalen Kundenbetreuung“. Die Chemnitzer Fabrik soll seine Strategie stützen, durch Innovationen, Digitalisierung und ein weltweites Produktions- und Vermarktungsnetz die „Santoni Shanghai“-Gruppe zu stärken und die angeschlagene Rundstrickmaschinen-Industrie in Europa zu stabilisieren. „Wir sehen unsere Maschinen nicht als isolierte Produktionseinheiten, sondern als Teile eines ganzheitlichen und integrierten Ökosystems“, betonte Belotti.

Wurzeln in Schwaben, Frankreich und Sachsen

Terrot hat seine Wurzeln einerseits in den 1862 gegründeten „Stücklen & Terrot“-Werken in Süddeutschland und Frankreich, andererseits bei den traditionsreichen sächsischen Strickmaschinenherstellern „Hilscher“, „Seyfert & Donner“ und „Roscher“ sowie im Textilmaschinenkombinat „Textima“ Karl-Marx-Stadt. Nach einer wechselvollen Geschichte inklusive zwischenzeitlicher Pleite hatte „Terrot“ 1992/93 die ehemalige Strickmaschinen-Fabrik von Textima übernommen. Nach einer erneuten Insolvenz verlagerte das Stuttgarter Unternehmen 2002 seinen Maschinenpark nach Sachsen. Der inzwischen auf Rundstrickmaschinen fokussierte Betrieb kam aber zunächst nicht aus der Dauerkrise nicht heraus. Der Freistaat musste die Firma 2006 durch eine sächsische Landesbürgschaft retten, das Unternehmen wurde im selben Jahr als „Terrot GmbH“ in Chemnitz neu gegründet. 2014 kaufte Terrot noch den italienischen Rundstrickmaschinenhersteller Pilotelli. Zeitweise stieg die Belegschaft wieder auf rund 200 Beschäftigte.

Corona und Energiepreiskrise trieben Chemnitzer Betrieb nahe an die Pleite

Durch die Aus- und Nachwirkungen der Corona-Krise, des Ukraine-Krieges und der deutschen Energiepreiskrise schlitterte das Unternehmen allerdings im Januar 2023 schon wieder einer Beinahe-Pleite entgegen – die Geschäftsführung beantragte daher beim Amtsgericht Chemnitz Insolvenzschutz und die Erlaubnis zu einem Restrukturierungs-Versuch in Eigenregie. Nun haben die Chinesen den Maschinenbauer gekauft.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Santoni Shanghai, Terrot, Wikipedia, Insolvenzportal.de

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt