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Deutsche Wirtschaft schrumpft stärker als prognostiziert

Vor allem seit Corona eher eine Fieberkurve als eine Erfolgsgeschichte: Die Wachstums- und Schrumpfraten der deutschen Wirtschaft seit 2010 in einer IfW-Kiel-Projektion. Hemmende Faktoren wie Transformations-und Digitalisierungs-Versäumnisse, zuviel Bürokratie und hohe Energiepreise und wieder steigende Arbeitsnebenkosten sorgten aber schon vor der Pandemie für strukturelle Probleme. Grafik: IfW Kiel

Vor allem seit Corona eher eine Fieberkurve als eine Erfolgsgeschichte: Die Wachstums- und Schrumpfraten der deutschen Wirtschaft seit 2010 in einer IfW-Kiel-Projektion. Hemmende Faktoren wie Transformations-und Digitalisierungs-Versäumnisse, zuviel Bürokratie, hohe Energiepreise und wieder steigende Arbeitsnebenkosten sorgten indes schon vor der Pandemie für strukturelle Probleme. Grafik: IfW Kiel

IfW Kiel erwartet Rückgang um 0,5 Prozent

Kiel, 6. September 2023. Die deutsche Wirtschaft schrumpft stärker als noch vor kurzem erwartet: Das Kiel-Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) geht in seiner neuesten Prognose von einem Rückgang um 0,5 Prozent in diesem Jahr aus. Damit korrigierten die Ökonomen ihre Sommerprognose herunter, in der sie eine Schrumpfrate von 0,3 Prozent propheizeit hatten. Das hat das Institut heute mitgeteilt.

Auch Prognose für 2024 gesenkt

Auch für 2024 haben die Wirtschaftsforscher ihre Prognose gesenkt: Statt 1,8 Prozent Wachstum erwarten sie im kommenden Jahr nur ein Plus von 1,5 Prozent. Auch diese Voraussage hatte bereits unter früheren Prognosen gelegen, die eine viel raschere Corona-Erholung der deutschen Wirtschaft zugrunde gelegt hatten.

IfW-Präsident Schularick: Deutschlands industrielles Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr

„Deutschland bekommt jetzt auch zu spüren, dass sein altes industrielles Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert“, meint der neue IfW-Präsident Moritz Schularick. „Dazu belastet die Zinswende die Wirtschaft im Inland und über die Exportmärkte.“ Vor allem Industrie und Bauwirtschaft schwächeln: Die Nachfrage aus vielen wichtigen Exportmärkten wie China bleibt unter den Erwartungen. Allein in den USA, die enorme Konjunkturprogramme aufgelegt haben, ist die Nachfrage recht robust. Derweil tragen aber auch die hohen deutschen Energiepreise tragen weiter zur Talfahrt bei: „Teile der energieintensiven Produktion sind nicht mehr rentabel und werden es voraussichtlich auch nicht wieder werden“, postuliert das IfW.

Stefan Kooths. Foto: IfW Kiel

Stefan Kooths. Foto: IfW Kiel

Konjunkturexperte fordert Preissenkungen von Bauwirtschaft

Und sowohl bei Industriekunden wie auch ganz besonders im Wohnungsbau verdüstern auch die steigenden Leitzinsen die Lage. „Die aktuellen Bau- und Bestandspreise passen nach der Zinswende nicht länger zu den Finanzierungskosten. Ohne deutliche Preiskorrekturen wird die Baukonjunktur kaum wieder in Gang kommen“, warnt IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. „Spielräume dafür sind da.“

Ergänzend ist zu bemerken: Auch stark gestiegene Materialpreise und Löhne dämpfen den Wohnungsbau und andere Bauaufträge. Angesichts der angekündigten verschärften Umweltschutz-Vorschriften von Bund und EU für die Dämmung und Heizung von Gebäuden dürfte der Teuerungskurs vorerst auch kein Ende finden.

Aber: Inflation und Arbeitslosigkeit sinken

Immerhin gibt es aber auch ein paar gute Nachrichten: Die Inflation dürfte laut IfW-Prognose von derzeit rund sechs Prozent auf etwa zwei Prozent in den beiden kommenden Jahren sinken. Zudem wird die schlechte Wirtschaftslage wohl nicht zu Massenentlassungen führen: Angesichts des Fachkräftemangels geht das IfW sogar davon aus, dass die deutsche Arbeitslosenquote bis 2025 noch einmal leicht auf 5,3 Prozent sinken wird.

Morgen will auch das Ifo-Institut seine neue Herbstprognose vorstellen, weitere Institute dürften folgen. Angesichts

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IfW Kiel, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt