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370 Millionen Euro für Fusionsforschung – auch per Laser

Die Aufnahme zeigt aktive Zonen unserer Sonne. Solar Dynamics Observatory, NASA

Unsere Sonne – hier eine Falschfarben-Aufbereitung ihrer besonders aktiven Zonen – speist sich seit Jahrmilliarden aus der Kernfusion. Solar Dynamics Observatory, NASA

Privatfirma soll Fusion per Laser vorantreiben

Berlin/Leipzig, 5. September 2023. Damit Deutschland im Wettlauf um die ersten praxisreifen Fusions-Kraftwerke nicht zu weit zurückfällt, hat Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) heute rund 370 Millionen Euro zusätzliche Förderung bis 2028 versprochen. Sie will dabei auch die Forschung an Kernfusion per Laser unterstützen, von der es zuletzt aus den USA besonders hoffnungsvolle Signale gegeben hatte.

Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger verspricht - inklusive neue wie alter Programme - bis 2028 rund eine Milliarde Euro in die Fusions-Förderung zu stecken. Foto: Hans-Joachim Rickel für das BMBF

Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger verspricht – inklusive neue wie alter Programme – bis 2028 rund eine Milliarde Euro in die Fusions-Förderung zu stecken. Foto: Hans-Joachim Rickel für das BMBF

„Riesige Chance, all unsere Energieprobleme zu lösen“

„Die Frage ist nicht mehr, ob die Fusion kommt. Die Frage ist vielmehr, ob Deutschland dabei ist“, erklärte die Ministerin. „Fusion ist die riesige Chance, all unsere Energieprobleme zu lösen. Mit unserem neuen Förderprogramm wollen wir massiv und technologieoffen in Fusion investieren.“

Die Computergrafik zeigt, wie supraleitende Stellarator-Magnetspulen das Fusionsplasma auf eine ganz eigene verdrehte Art und Weise in der Fusionsanlage Wendelstein 7-X einschließen. Grafik: MPI für Plasmaphysik

Die Computergrafik zeigt, wie supraleitende Stellarator-Magnetspulen das Fusionsplasma auf eine ganz eigene verdrehte Art und Weise in der Fusionsanlage Wendelstein 7-X einschließen. Grafik: MPI für Plasmaphysik

Deutschland auf dem Stellerator-Pfad mit vorn

Als vielversprechend gilt unter anderem die Stellarator-Bauweise, bei der das heiße Fusionsplasma in einem kompliziert verdrehten Magnetkringel eingeschlossen ist. Mit dem Testreaktor Wendelstein 7-X in Greifswald ist Deutschland in diesem Segment recht prominent vertreten. Außerdem beteiligt sich die Bundesrepublik am milliardenteuren Iter-Reaktor in Frankreich, der nach dem deutsch-sowjetischen Tokamak-Prinzip arbeiten soll, aber trotz enormer Kosten bisher nicht in die Gänge kommt. Rechnet man solche und ähnliche bereits laufende Förderprogramme am am Institut für Plasmaphysik (IPP), am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), am Forschungszentrum Jülich (FZJ) und über die Beteiligung am „Iter“ ein, steckt Deutschland bis 2028 rund eine Milliarde Euro in die Fusionsforschung.

Das erste Plasma in Wendelstein 7-X. Es bestand aus Helium, dauerte eine Zehntel Sekunde und erreichte eine Temperatur von rund einer Million Grad Celsius (Eingefärbtes Schwarz-Weiß-Foto). Abb.: IPP

Fusions-Plasma in Wendelstein 7-X (Eingefärbtes Schwarz-Weiß-Foto). Abb.: IPP

Sprungagentur in Sachsen soll Fusionsfirma gründen

Zudem will Stark-Watzinger auch mehr privates Kapital für die Fusionsforschung aktivieren. Ihr Plan: Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) in Leipzig soll eine Tochtergesellschaft „Pulsed Light Technologies GmbH“ gründen, die „in Kooperation mit der Privatwirtschaft die Entwicklung von Infrastruktur für die lasergetriebene Fusion voranbringen“ soll. In diese Fusionsfirma will das Bundesforschungsministerium bis 2028 etwa 90 Millionen Euro investieren.

Daneben hat es bereits eine private Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik gegeben. Dieses Unternehmen will auf der Basis des „Wendelstein 7X“ einen praxisreifen Stellerator zur Marktreife führen.

Kernfusion: Verschmelzen statt spalten

Hintergrund: Anders als in heutigen Atomkraftwerken werden bei der Fusion keine Atomkerne gespalten sondern wie in der Sonne verschmolzen. Bisher hat die Menschheit diesen Prozess aber nur militärisch für Wasserstoffbomben genutzt. Ziel ist es seither, auch Kraftwerke auf dieser Basis zu bauen. Hat man diesen Prozess technologisch vollends im Griff – was bisher noch nirgendwo der Fall ist – könnte man daraus mehr Energie als mit jedem anderen bisher bekannten Verfahren (abgesehen von Antimaterie-Reaktionen) gewinnen. Und anders als in Kernreaktoren entstehen auch nur wenige und eher schwach radioaktive Abfälle bei der Fusion.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: BMBF, Oiger.de

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt