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Max Planck rüstet Fusions-Testreaktor Greifswald auf

Kein Vixierbild, sondernein Blick in die in sich verdrehte Reaktorkammer des Fusions-Testreaktors Wendelstein 7-X in Greifswald. Spezialisten wechseln dort nun die die alten Hitzeziegeln gegen wassergekühlte Kohlenstoff-Ziegel aus. Foto: Torsten Bräuer für das IPP

Kein Vixierbild, sondernein Blick in die in sich verdrehte Reaktorkammer des Fusions-Testreaktors Wendelstein 7-X in Greifswald. Spezialisten wechseln dort nun die die alten Hitzeziegeln gegen wassergekühlte Kohlenstoff-Ziegel aus. Foto: Torsten Bräuer für das IPP

Wassergekühlte Kacheln sollen Fusion bis eine halbe Stunde aufrechterhalten

Greifswald, 16. März 2020. Um länger als nur für ein paar Sekundenbruchteile der Hitze der Sonne auf Erden zünden zu können, rüsten die Planck-Physiker in Greifswald ihren Fusionsreaktor „Wendelstein 7-X“ auf. Das hat das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald angekündigt.

Hoffnung auf saubere und fast unerschöpfliche Energiequelle

Der Testreaktor vom Typ „Stellarator“ war bisher innen mit rund 16.000 Ziegeln aus kohlefaserverstärktem Kohlenstoff ausgekleidet. Das reichte zunächst, um jeweils für einige Augenblicke eine Fusionsreaktion ähnlich der in der Sonne zu zünden. Nun aber rüsten die Physiker die Kammer mit wassergekühlten Divertor-Platten aus. Die sollen bis zu 30 Minuten lang den ultraheißen Plasmapulsen der Fusionsreaktion standhalten können. Und auch dies ist nur ein Zwischenschritt: Letztlich hoffen die Wissenschaftler, einen Fusionsreaktor bauen zu können, der beständig Energie für die Menschheit liefert, ohne dabei radioaktiven Müll zu produzieren.

Blick in den Reaktorraum des Wendelstein 7X. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in den Reaktorraum des Wendelstein 7X. Foto: Heiko Weckbrodt

Erst Ende 2021 wieder einsatzbereit

Die Umrüstung wird voraussichtlich bis Ende 2021 dauern. Danach wollen die Forscher den Reaktor wieder in Betrieb nehmen und zunächst erst mal mit kurzen Pulsen wieder starten.

3 Designs in der engeren Auswahl für Fusionsreaktoren

Um praxistaugliche Reaktoren zu bauen, die Wasserstoff zu Helium fusionieren und dabei große Mengen Energie kontrolliert freisetzen, favorisiert die wissenschaftliche Gemeinde vor allem drei Prinzipien:

  • Vor allem die USA setzen auf starke Laserpulse, um die Fusion in Gang zu bringen und zu stabilisieren.

Visualisierung des künftigen ITER-Fusionsreaktors in Cadarache. Die Ringe stehen für Magnetspulen, die das heiße Plasma in der Schwebe halten. Abb.: ITER

Visualisierung des künftigen ITER-Fusionsreaktors in Cadarache. Die Ringe stehen für Magnetspulen, die das heiße Plasma in der Schwebe halten. Abb.: ITER

  • Im französischen Cadarache baut derzeit ein europäisches Konsortium derzeit einen milliardenteuren Fusionsreaktor vom Typ „Tokamak“, der das heiße Fusionsplasma mit einem starken Magnetfeld wie einen Kringel einschließt.

Sieht aus wie ein vollkommen verdrehter Schmalzkringel und wurde von einem Supercomputer als ideales Magnetfeld für eine Kernfusion errechnet: Die Feld-Brennkammer für den Wendelstein 7x. Abb.: IPP

Sieht aus wie ein vollkommen verdrehter Schmalzkringel und wurde von einem Supercomputer als ideales Magnetfeld für eine Kernfusion errechnet: Die Feld-Brennkammer für den Wendelstein 7x. Abb.: IPP

  • Das Stellarator-Design in Greifswald ist dagegen die Idee von Supercomputern: Auch hier wird das Plasma durch Magnetfelder von den Anlagenwänden abgehalten, aber dieses Feld ist in sich wild verdreht – nachempfunden den komplexen Magnetfeldern in der Sonne.

Autor: hw

Quelle: MP-IPP

Zum Weiterlesen:

Fusionsstart in Greifswald

Das Stellarator-Design

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt