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KI sucht mit 300 Fühlern in Dresden nach Hitze-Inseln

Eine Künstliche Intelligenz fahndet ab sofort mit 300 Sensoren nach urbanen Hitzeinseln in Dresden. Visualisierung: Dall-E,, bearbeitet (hw)

Eine Künstliche Intelligenz fahndet ab sofort mit 300 Sensoren nach urbanen Hitzeinseln in Dresden. Visualisierung: Dall-E,, bearbeitet (hw)

„Klips“ soll Prognosen und Ratschläge gegen Dürre-Sommer in der Stadt liefern

Dresden, 4. Juli 2023. Um sich für den Klimawandel zu rüsten, hat ein Dresdner Konsortium rund 300 eigens dafür entwickelte Stadtklima-Sensoren im urbanen Raum installiert. Eine Künstliche Intelligenz (KI) wird ab diesem Sommer die damit erfassten Echtzeit-Daten über die örtlichen Temperaturen und Luftfeuchte in den Stadtteilen auswerten, entstehende Hitze-Inseln prognostizieren und Gegenmaßnahmen empfehlen, um Anwohner vor einem Hitzeschlag zu bewahren. Die Daten sollen in die künftige Stadtplanung einfließen. Das geht aus einer Mitteilung der Landeshauptstadt Dresden hervor.

Klimawandel und Lückenschlüsse begünstigen lokale Hitzespitzen

„Die Stadt Dresden steht durch den Klimawandel auf der einen und die enorme Bautätigkeit auf der anderen Seite vor einer großen Herausforderung, mit den steigenden Temperaturen umzugehen“, betonte Umweltamtsleiter Wolfgang Socher. Seit den 1950er Jahren nehme die Zahl der Tage zu, an denen die Temperatur in der Stadt die 30-Grad-Marke erreiche und übersteige. Das liege einerseits am Klimawandel, anderseits an den vielen Wohn-Neubauten, die vor allem in jüngster Zeit in einstigen Baulücken entstanden sind. Dadurch sind Grünflächen, die temperatursenkend gewirkt haben, verschwunden und Entlüftungsschneisen weggefallen. All dies begünstigt eben Hitzeinseln mit Temperaturunterschieden von bis zu zehn Grad im Vergleich zu ihrer Umgebung. Sie bringen Gesundheitsrisiken vor allem für Senioren und Kranke mit sich, verursachen aber auch Risse im Straßenasphalt, verziehen Schienen und sorgen für andere Schäden.

Selbstentwickelte Sensoren liefern nun erste Daten

Um dem zu begegnen, haben sich mehrere Institute und Technologiefirmen in Dresden zur „KI-basierten Informationsplattform für die Lokalisierung und Simulation von Hitzeinseln für eine innovative Stadt- und Verkehrsplanung“ („Klips“) zusammengetan. Die zielt darauf, lokal möglichst genau entstehende Hitzeinseln vorherzusagen und dagegen vorzugehen. Angesichts der puren Zahl der Sensoren, die die Partner dafür brauchen, haben sie keine teure meteorologische Standardtechnik verwendet, sondern eigene Stadtklimasensoren entwickelt. Dieses Sensornetz ist seit kurzem in Betrieb und liefert Daten, mit denen nun eine KI angelernt wird.

Bäume, Wasser und Frischluft-Schneisen können Hitzespitzen abbiegen

Das System soll künftig Hitzeinsel-Warnungen und Hitzeschutz-Tipps für die Anwohner liefern. Den Stadtplanern wiederum könnte die KI dabei helfen, neue Wohnquartiere so zu konzipieren, dass Hitzeinseln gar nicht erst entstehen. Frühere Studien der TU Dresden und des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) Dresden hatten bereits gezeigt, dass beispielsweise so gut wie jeder neu gepflanzte Baum oder Busch ein klein wenig die lokalen Spitzentemperaturen senken kann. Auch dürfen eben Frischluftschneisen nicht zugebaut werden. Nicht zuletzt helfen auch kleine Biotope, Teiche, Wasseranlagen sowie begrünte Dächer und Fassaden gegen Hitzespitzen.

Projekt könnte Blaupause für andere Städte sein – und neue Geschäftsmodelle ermöglichen

Beteiligt am Projekt „Klips“ sind die Dresdner Unternehmen Ergo Umwelttechnik GmbH, die Pikobytes GmbH, die Contronix GmbH, das private „Institut für Luft- und Kältetechnik“ (ILK) sowie das IÖR der Leibniz-Gemeinschaft. Weil sich der Bund von den Dresdnern Vorbildlösungen auch für andere Städte erhofft, schießt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr rund 2,3 Millionen Euro zu. Und auch die beteiligten Partner rechnen mit Folgeaufträgen: „Wir erarbeiten Anwendungsfälle, die den Bürgerinnen und Bürgern einen Mehrwert schaffen und gleichzeitig den beteiligten Firmen Geschäftsmodelle eröffnen“, betonte Wirtschaftsamtsleiter Steffen Rietzschel.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: LHD, Oiger-Archiv, klips-projekt.de

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt