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KI-Stimme für Stumme

Künstliche Intelligenzen aus Europa sollen mit deutschen und anderen europäischen Sprachmodellen arbeiten. Visualisierung durch die KI Dall-E

Künstliche Intelligenzen sollen Verstummten ihre Stimmen zurückgeben. Visualisierung durch die KI Dall-E

3,1 Millionen Euro Zuschuss für Entwicklungsprojekt von Altavo und TU Dresden

Dresden, 22. Juni 2023. Neuartige Sensoren und Künstliche Intelligenz (KI) sollen Stummen in Zukunft wieder eine Stimme geben. Dafür haben sich die Dresdner Firma „Altavo“ und die TU Dresden innerhalb des „Semeco“-Verbundes zusammengetan und bekommen nun 3,1 Millionen Euro EU-Zuschüsse. Das hat das sächsische Wirtschaftsministerium heute in Dresden verkündet.

Radarsensoren erkennen tonlose Sprechbewegungen

Ziel sei es, „stimmlosen Menschen wieder zu ihrer eigenen, natürlich klingenden Stimme verhelfen“, heißt es in der ministeriellen Kurzbeschreibung. Konkret hatten die Altavo-Gründer noch in ihrer Zeit an der TU Dresden spezielle Radar-Sensoren entwickelt, die am Hals oder an der Wange des Patienten angebracht werden und tonlose Sprechbewegungen erkennen können. Nun koppeln die Ingenieure die eingebetteten Sensoren mit einer KI. Deren neuronale Netze sollen die Signale unmittelbar in hörbare Sprache verwandeln.

Menschen nach Kehlkopf-OP zunächst im Fokus

Im Fokus stehen dabei unter anderem Menschen, die wegen einer Krebs-Operation ihren Kehlkopf eingebüßt haben und nach solch einer „Laryngektomie“ nicht mehr hörbar sprechen können. Das zehnköpfige Altavo-Team sieht aber auch mögliche Einsatz-Szenarien in der Stimmrehabilitation und in nicht-medizinischen Anwendungen.

Geld stammt aus Efre-Extratopf

Den 2,4 Millionen Euro umfassenden Förderbescheid für das Unternehmen will Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Ende Juni übergeben. Dabei besichtigt er auch gleich den neuen Firmensitz von „Altavo“ an der Bamberger Straße, informiert sich über die Fortschritte im Zukunftscluster „Semeco“ und dessen Teilprojekt „B3 Musik“. Die restlichen 700.000 Euro bekommt die TU Dresden. Das Geld stammt aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (Efre) und dessen Zusatzprogramm „Just Transition Fund“ (JTF) – einer Art Extratopf für Regionen, die nach ihrer Meinung „am stärksten vom Übergang zur Klimaneutralität betroffen sind“. In der Praxis handelt es sich zum Beispiel um Gebiete in Ostdeutschland, die bereits schrittweise aus der EU-Regionalförderung herausrutschen und das gar nicht gut finden.

KI soll gesamte Medizintechnik auf eine neue Stufe heben

Das „Zukunftscluster Secure Medical Microsystems and Communications“ (Semeco) zielt darauf, mit KI-Hilfe heutige Medizintechnik auf eine neue Evolutionsstufe zu heben und auch die damit verbundenen Zulassungsprozesse beschleunigen. Koordinator ist der Dresdner Mobilfunk-Guru Gerhard Fettweis von der TU Dresden, der in Personalunion zu den Chefs des „Barkhausen-Instituts“ gehört.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMWA, Oiger-Archiv, Wirtschaftsministerium Brandenburg, Altavo

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt