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Wenn die KI zum Sprachrohr der Verstummten wird

Wie stark verändert Künstliche Intelligenz unseren Planeten?. Foto: geralt, Pixabay.com, Lizenz: CC0

Künstliche Intelligenz soll künftig auch Menschen helfen, die nicht mehr sprechen können. Foto: geralt, Pixabay.com, Lizenz: CC0

Altavo Dresden will Menschen nach Kehlkopf-OPs mit Sensoren und Künstlicher Intelligenz eine natürliche Ersatzstimme geben

Dresden, 1. Februar 2022. Mit einer neuartigen Stimmprothese will die Dresdner Uni-Ausgründung „Altavo“ Menschen helfen, die nicht mehr sprechen können – beispielsweise nach einer Kehlkopf-Operation. Dabei handelt es sich laut Unternehmensangaben um eine Kombination aus speziellen Sensoren, Künstlicher Intelligenz (KI) und Smartphone-Technik, die „eine natürlich klingende Stimme“ erzeugen kann. Das geht aus Angaben von Altavo und des Hauptinvestors, des „High-Tech Gründerfonds“ (HTGF), hervor.

Risiko-Investoren eben mit Kapitalspritze den Weg zur klinischen Erprobung

Zwar ist das System noch nicht marktreif. Doch Risikoinvestoren sehen viel Potenzial in dieser Technologie. Deshalb haben sich der HTGF, der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS), die Saxonia Systems Holding GmbH, die Dresdner Uni-Tochter Tudag und weitere Investoren zusammengetan – und Altavo nun eine Kapitalspritze in ungenannter Höhe zugesagt. Mit dem Geld soll das junge Unternehmen sein Konzept weiterentwickeln und in den nächsten Jahren bis zur klinischen Erprobung führen.

Gründer: „Wollen stimmlosen Menschen Lebensqualität zurückgeben“

„Wir wollen stimmlosen Menschen ein großes Stück Lebensqualität zurückgeben – ihre eigene, natürlich klingende Stimme“, betonte Altavo-Chef Rudolf v. Bünau. Dieser Ansatz habe das Potenzial, ein „Durchbruch“ in der Rehabilitation von Patientinnen und Patienten „mit Stimmverlust durch Kehlkopfoperation und andere medizinische Gründe zu werden“, schätzte der Geraer Hals-Nasen-Ohren-Experte Prof. Andreas Müller ein. „Für die Betroffenen und deren Umfeld wäre dieses Produkt ein wahrer Segen.“

Radarsensoren werten lautlose Sprechbewegungen aus

Und so soll das System funktionieren: Radarsensoren werden am Hals oder an der Wange angebracht. Sie erfassen die lautlosen Sprechbewegungen des Patienten. Aus den Radarsignalen errechnet die KI dann hörbare Sprache. Die Sprachausgabe übernimmt ein Smartphone.

Fundament an der TU Dresden gelegt

Die wichtigsten Technologiebausteine dafür hatten Forschende an der Professur für Sprachtechnologie und Kognitive Systeme von Prof. Peter Birkholz sowie an der Professur für Hochfrequenztechnik von Prof. Dirk Plettemeier der TU Dresden in den vergangenen Jahren entwickelt. Im Februar 2021 gründeten Rudolf v. Bünau und seine Mitstreiter dann die Altavo GmbH, um dieses System bis zur Praxisreife weiterzuentwickeln. Derzeit hat das Unternehmen fünf Mitarbeiter.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Altavo, HTGF

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