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EU will Quantentech-Produktionsplattform formen

Europa will ein eigenes Quanteninternet. Grafik: Dall-E

Nicht nur für Codeknacker, sondern auch für weitgehend abhörsichere Telefonie soll Quantentechnologie künftig zum Einsatz kommen. Im Qu-Pilot-Projekt wollen die Partner alle vier gängigen Technologiepfade anbieten, die dafür in Frage kommen. Grafik: Dall-E

Fraunhofer Dresden steuert zu „Qu-Pilot“ seine Forschungs-Chipfabrik bei

Dresden/Brüssel, 19. April 2023. Weil Europa keinen leistungsstarken Großproduzenten von Quantentechnologie-Systemen hat, will die EU nun dafür zahlreiche Pilotlinien zusammenfassen, die in Forschungseinrichtungen dem ganzen Kontinent verstreut sind. Das Projekt nennt sich „Qu-Pilot“, hat 19 Partner und bekommt 19 Millionen Euro Fördergeld von der EU. Das geht aus einer Mitteilung des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme (IPMS) in Dresden hervor, das sich mit seinem Forschungsreinraum für 300 Millimeter große Siliziumscheiben (Wafer) an dem Verbundprojekt beteiligt.

Partner verfolgen 4 Pfade: Supraleitung, Ionenfallen, Photonik und Diamanten

Mit dem EU-Geld wollen die Projektpartner ihre Pilotlinien zu Produktionsplattformen verknüpfen, die dann auch Mittelständler für innovative Quanten-Produkte nutzen sollen. Dabei verfolgen die beteiligten Institute und Unternehmen die vier gängigen Technologiepfade, die sich für Quantencomputer, -kommunikation und -sensoren eingebürgert haben: Supraleitende Systeme und Ionenfallen dominieren den Markt für vergleichsweise präzise Quantencomputer, photonische Systeme sowie Stickstoff-Leerstellen in Diamanten hingegen eignen sich besser für eine weitgehend abhörsichere Quanten-Telefonie und -Datenübertragung. Diamantbasierte Geräte gelten auch als vielversprechend für die Entwicklung neuer Quantensensoren.

Blick in den IPMS-Reinraum. Foto: Fraunhofer-IPMS

Blick in den IPMS-Reinraum. Foto: Fraunhofer-IPMS

Auch Infineon ist an Bord

Das IPMS ist vor allem für seine photonischen Mikrosysteme sowie neue Lösungen für klassische siliziumbasierte Mikroelektronik bekannt. In klassische Wafer lassen sich aber auch supraleitende und photonische Bauelemente einbetten, die für Quantentech-Geräte gebraucht werden. Diese Anlagen und Expertise wollen die Dresdner Fraunhofer-Ingenieure auch in „Qu-Pilot“ einbringen. Darüber hinaus sind auch deutsche Akteure wie Infineon an Bord, die teils auch in Dresden bereits an Quantentech-Systemen experimentiert haben.

Mit dabei sind auch zahlreiche internationale Akteure, darunter Thales, das Imec und Cea-Leti.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IPMS, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt