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Nun also doch: Globalfoundries Dresden schließt Tarifvertrag ab

Freuen sich über den Vertrag (von links nach rechts): GF-Dresden-Chef Manfred Horstmann, Personalchefin Steffi Schneider, Minister Martin Dulig, Gewerkschafts-Sekretärin Birgit Grunow, IGBCE- Bezirksleiter Philipp Zirzow. Foto: René Jungnickel für Globalfoundries Dresden

Freuen sich über den Tarifvertrag (von links nach rechts): GF-Dresden-Chef Manfred Horstmann, GF-Personalchefin Steffi Schneider, Minister Martin Dulig, Gewerkschafts-Sekretärin Birgit Grunow und IGBCE- Bezirksleiter Philipp Zirzow. Foto: René Jungnickel für Globalfoundries Dresden

Chipfabrik-Management und Gewerkschaft IGBCE schließen Vereinbarung

Dresden, 19. April 2023. Nach Jahren der Debatten und Streiks haben die Gewerkschaften in der Dresdner Chipindustrie einen Erfolg errungen und nun doch bei Globalfoundries (GF) Dresden mehr als einen Fuß in die Tür bekommen: Vertreterinnen von Globalfoundries Dresden und der „Industriegewerkschaft Bergbau Chemie und Energie“ (IGBCE) haben heute in der sächsischen Landeshauptstadt einen Haustarifvertrag unterschrieben. Das hat das Chipfabrik-Management um Geschäftsführer Manfred Horstmann und die Gewerkschaft nun bekanntgegeben.

SPD-Wirtschaftsminister freut sich

Damit ging auch ein Herzenswunsch von SPD-Wirtschaftsminister Martin Dulig in Erfüllung: „Der Haustarifvertrag ist ein starkes Signal für das Positionieren von Globalfoundries als attraktiver Arbeitgeber für alle Angestellten und alle potentiellen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, schätzte Dulig am Rande der Vertragsunterzeichnung ein. „Denn auch die Mikroelektronikbranche steht im Wettbewerb um Nachwuchs und Fachkräfte.“

US-Wurzeln waren lange ein Hindernis

Der US-stämmige Chip-Auftragsfertiger „Globalfoundries“ hatte sich ähnlich wie schon dessen ehemalige Mutter AMD jahrzehntelang gegen einen Vertrag mit den Gewerkschaften am Standort Dresden gesträubt. Die Gewerkschaftler waren zwar im Betriebsrat vertreten, aber das war es dann auch schon lange Zeit gewesen. Unter der Hand hieß es dazu immer, den Amerikanern seien die deutschen Gewerkschaften ohnehin immer suspekt gewesen. Außerdem fürchtete das Unternehmen Nachteile im internationalen Standortwettbewerb. Andere Chipkonzerne wie Infineon hatten aus ihren deutschen Traditionen heraus da von Anfang an bedeutend weniger Berührungsängste mit den Gewerkschaften. 

Ein Grund für den Sinneswandel: Globalfoundries ist europäischer als die ehemalige Mutter AMD

Nach der Ausgliederung aus dem AMD-Konzern ist Globalfoundries zwar ein US-Unternehmen geblieben, der Konzernschwerpunkt ist allerdings peu à peu teilweise nach Europa gerückt. Damit bröckelte im deutschen Management des Dresdner Standortes auch der Widerstand gegen Tarifverträge. Zudem mag in der Tat der wachsende Fachkräftemangel eine Rolle dabei gespielt haben: Vertraglich gesicherte Vergütungen und Arbeitsbedingungen könnten GF Dresden womöglich attraktiver für manchen potenziellen Bewerber machen.

Der Haustarifvertrag sei „eine gute Nachricht für unseren Standort“, kommentierte GF-Dresden-Chef Horstmann. „Beide Seiten haben zu einer gemeinsamen Position in Bezug vor allem auf Entgelt und Arbeitszeiten für unsere Kolleginnen und Kollegen im Schichtbetrieb gefunden. Ich danke den engagierten Verhandlungsteams, die es verstanden haben, die globale Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes mit den Interessen unserer lokalen Belegschaft in Einklang zu bringen.“ 

Der sächsische IGBCE-Bezirksleiter Philipp Zirzow  sieht in dem Abkommen auch ein „Zeichen mit Ausstrahlkraft in die Region“, erklärte er. Dies zeige: „Unternehmen und Tarifverträge gehören zusammen!“

Der Tarifvertrag betrifft 1900 von über 3000 Mitarbeitern bei GF Dresden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: GF Dresden, IGBCE, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt