Junge Akademiker wetteiferten bei einer „Prompt Battle“ in Dresden-Hellerau um die besten KI-Bilder aus dem „Dall-E“-Universum
Dresden, 31. Oktober 2022. Wie bringe ich eine Künstliche Intelligenz (KI) mit fünf Wörtern dazu, ein Bild von erhabener Schönheit zu erschaffen? Oder im Stil meines Lieblingskünstlers ein Porträts meines menschlichen Gegenübers zu zeichnen? Antworten auf diese und weitere Aufgaben haben junge Akademiker am Sonntagabend im Festspielhaus Hellerau gesucht: Auf Einladung der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden wetteiferten sie in einer „Prompt Battle“ darum, wer einer Bildgenese-KI wie „Dall-E“ die schönsten, originellsten und schrägsten ikonischen Werke zu entlocken vermag.
Machen Bild-KIs menschliche Kreative arbeitslos – oder besser?
HTW-Professor Florian A. Schmidt, der das neue Kontest-Format gemeinsam mit Professor Sebastian Schmieg entwickelt hat, sieht darin mehr als eine akademische Fingerübung mit Spaßfaktor, sondern auch eine Art Echtzeit-Versuch, wie KIs unseren Alltag und unsere Berufswelten verändern: „Teile des Designberufs werden automatisiert und zwar in einer Qualität, wie es noch Anfang des Jahres die Wenigsten für möglich gehalten haben“, erklärt er. „Derzeit entspannt sich ein Diskurs, ob diese Tools die Kreativen arbeitslos machen oder ob sie durch die Unterstützung des Computers leistungsfähiger werden. Auch stellen sich Fragen nach der Autorenschaft und dem Urheberrecht.“ Für Designerinnen und Designer sei es wichtig, sich kritisch damit auseinanderzusetzen und die Technologie dahinter zu verstehen.
Videoimpressionen (hw) von der Prompt Battle #1 in Dresden:
So funktioniert der Kontest: Texteingaben gegen die Zeit
Dafür saßen sich hier jeweils zwei Kombattanten, die eine KI-Fee aus der Lostrommel zog, in mehreren Runden an Computern gegenüber. Zugeschaltet war über eine – im Festspielhaus allerdings recht lahme – Internetleitung die bekannte KI „Dall-E“. Jeweils binnen 60 Sekunden mussten die Wettbewerber dann „Dall-E“ durch bloße Beschreibungen zu bestimmten Bildwerken animieren. Als Vorgabe bekamen sie zum Beispiel eine um die Ecke gedachte Textaufgabe oder ein bereits existierendes Foto oder eine Zeichnung, die sie möglichst gut beschreiben sollten, damit Dall-E – ohne sich das Originalbild anzusehen – einen Nachbau versuchen konnte. Zum Beispiel mussten sie der KI erklären, wie ein Elefant unter einer Tischdecke aussieht, was eben erhabene Schönheit ist, was auf einer alten Radierung mit hammerschwingenden Maschinenarbeitern zu sehen ist oder wie ein wirklich appetitlicher Cocktail aussieht. Dabei durften sie eine grafischen Methoden verwenden, sondern nur reine Textangaben an der Eingabeaufforderung („Prompt“). Der „Prompt-Designer“, hinter den sich im wörtlichen Sinne zuletzt die meisten Menschen aus dem Publikum stellten, gewann die jeweilige Runde. Zwischendurch gab es studentische Videoschnipsel, die sich – zackig geschnitten – mit dem Vorher und Wohin von Bild-KIs auseinandersetzten.
Wissen, wie Künstliche Intelligenzen ticken – und selbst verstehen, was man sieht
Wie wichtig es bei solchen Wettbewerben ist, einerseits die Funktionsweise der KI zu verstehen und anderseits auch genug Allgemeinwissen, Sprachkompetenz und menschliche Mustererkennung mitzubringen, zeigte die erste „Prompt Battle“ der HTW sehr deutlich: Wer zum Beispiel imstande war, vorgegebene Fotos, Lithografien oder Zeichnungen mit den Schlüsselwörtern zu beschreiben, mit denen „Dall-E“ etwas anfangen konnte oder die die KI zu besonders extravaganten Versuchen anstifteten, vermochte leichter die Publikumsgunst zu erringen. Und wer wusste, was auf einem Bild wirklich zu sehen war und was dahintersteckte, war eben auch im Vorteil: In einer Runde war zum Beispiel das Foto eines auf einer Hauptplatine brennenden Prozessor-Lüfters zu sehen. Wer da Telefonkabel statt PC-Kabel erkannte und die KI damit auf die falsche Fährte brachte, hatte schon verloren.
Schwerer als gedacht: Erkennen, durchdenken, beschreiben
Eben dies widerfuhr auch der späteren Gesamtsiegerin Kim Rasche: „Es ist einfacher, wenn man weiß, was man da sieht“, räumte die Architekturingenieurin und TU-Dresden-Absolventin ein – und eben daran sei sie beim PC-Lüfter noch gescheitert. Aber bei der eher skurrilen Finalaufgabe, durch einen Zeitsprung alte Geister aus dem „latenten Raum“ zu beschwören, punktete sie dann eben in der Publikumsgunst durch die zweite Tugend einer guten Prompt-Designerin: „Mit wirklich originellen Bildern lässt sich so eine Wettbewerbsrunde auch gewinnen“, verriet sie ihr Rezept. „Dafür muss man aber eben auch Stil, Zeit, Technik und Ästhetik gut beschreiben können.“ Mit einer Zombie-Armee, die rings um Stonehenge aufersteht, zog sie schließlich eine klare Publikumsmehrheit auf ihre Seite, gewann den liebevoll designten Promptbattle-Siegerschal – und ließ sich danach vom Roboter an der KI-Bar einen Gewinner-Coctail rühren.
- Weitere Informationen zur Prompt Battle gibt es hier im Netz.
- Eingebettet war der Wettbewerb in das präsenz-digitale Kunstfestival „Hybrid-Biennale Hellerau“, zu der hier mehr Infos abrufbar sind.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vor-Ort-Recherche Prompt Battle, HTW Dresden
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