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Schweizer bauen größte deutsche Holzhaus-Modulfabrik in Eberswalde

So soll das neue Holzmodulwerk von Renggli in Eberswalde aussehen. Visualisierung: Render-Manufaktur Berlin für Renggli, Pressedatenbank

So soll das neue Holzmodulwerk von Renggli in Eberswalde aussehen. Visualisierung: Render-Manufaktur Berlin für Renggli, Pressedatenbank

Auch in Sachsen gibt es einen Trend zurück zum Holzhausbau

Eberswalde/Dresden, 18. August 2022. Mit Betonplatten realisierte einst die SED ihr DDR-Wohnungsbauprogramm – nun aber gelten Häuser aus industriell vorggefertiggten Holzmodulen als der neueste Schrei, gerade aus in Ostdeutschland. Daher baut die Schweizer Renggli AG nun im brandenburgischen Eberswalde Deutschlands größte Holzmodul-Fabrik. „Das Werk setzt mit einer Produktionsfläche von 20.000 Quadratmeter neue Maßstäbe“, hieß es von den Eidgenossen. Offizieller Baubeginn soll am 15. September 2022 im Technologie- und Gewerbepark in Eberswalde sein.

Werk soll 2024 Produktion starten

Die Fabrik soll 2024 betriebsbereit sein und dann „Holzmodule für nachhaltige und klimagerechte, mehrgeschossige Gebäude“ herstellen, teilte Renggli mit. An der Finanzierung der Fertigungsstätte beteiligen sich die Saxovent Smart Eco Investments GmbH, die Sächsische Ärzteversorgung (SAEV) und die MQ Real Estate GmbH.

Renggli sieht großes Potenzial für Holzplattenbauten

Firmenchef Samuel Renggli sieht „großes Potenzial für den seriell und industriell gefertigten Holzmodulbau“. Denn beim Modulbau fertigt das Produktionswerk ganze Räume aus Holz vor. Die Arbeiter auf der Baustelle montieren sie dann zu kompletten Mehrgeschossern zusammen. Diese Arbeitsweise soll – ähnlich wie seinerzeit schon beim DDR-Plattenbauprogramm – Geld und Zeit sparen. Durch das eingesetzte Naturmaterial soll die Holzmodulweise aber umweltfreundlicher sein, da die energieintesive Zementherstellung und viel Transportgewicht entfällt, das Baumaterial zudem nachwächst.

Ein Zusatzgeschoss aus Holz bei Lepski in Dresden-Reick. Solche Aufstockungen aus Holz sind - soweit die jeweilige Bauordnung das zulässt - oft leichter und statisch unproblematisch realisieren als aus Stein. Foto: SMR

Ein Zusatzgeschoss aus Holz bei Lepski in Dresden-Reick. Solche Aufstockungen aus Holz sind – soweit die jeweilige Bauordnung das zulässt – oft leichter und statisch unproblematisch realisieren als aus Stein. Foto: SMR

Sachsen stocken mit Holz Firmengebäude auf

Auch in Sachsen hat sich jüngst das Umweltministerium in Dresden für eine Renaissance des Holzhausbaus die Werbetrommel gerührt. Die Experten dort verweisen auf einen weiteren Vorteil: Mit Holz lassen sich Altbauten leichter und ohne die statischen Probleme einer Betonlösung aufstocken. Ein Beispiel dafür hatte erst kürzlich ein Unternehmen in Dresden-Reick realisiert. Das private Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) plädiert ohnehin schon länger für mehr Holzbauten. Um zu zeigen, was in diesem Baumaterial steckt, hatte das IHD 2018 ein eigenes Tagungszentrum fast komplett aus Holz und Glas errichtet.

Aus Holz und glas: Das neue Konferenzgebäude des Instituts für Holztechnologie Dresden - IHD. Foto: IHD

Aus Holz und glas: Das neue Konferenzgebäude des Instituts für Holztechnologie Dresden (IHD). Foto: IHD

Kritiker verweisen auf Baumverbrauch, Thünen-Institut sieht positive Umwelteffekte

Allerdings gibt es auch Kritiker des Holzhaus-Trends. Sie verweisen darauf, dass mit jedem für ein Holhaus gefällten Baum auch ein wichtiger natürlicher Sauerstoffproduzent und Mikroklima-Verbesserer verloren geht. Zudem sind Holzhäuser in klassischer Bauweise meist teurer als Massivhäuser aus Beton beziehungsweise Stein. Ob sich das durch die ostdeutschen Holzplattenbauten ändert und dies wiederum auf genug Marktakzeptanz stößt, bleibt abzuwarten. Das Thünen-Institut des Bundes war jedenfalls in einer eigenen Studie zu dem Schluss gekommen, dass Deutschland bei einem verstärkten Einsatz von Holz beim Wohnungsneubau per Saldo bis 2030 bis zu 2,8 Mio. Tonnen CO2 einsparen könnte.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Renggli, Oiger-Archiv, Thünen-Institut

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt