Konzern investiert über 100 Millionen Euro und will 30.000 Haushalte pro Jahr verglasfasern
Cotta/Gruna, 6. Mai 2022. Die Deutsche Telekom investiert in den kommenden Jahren einen „dreistelligen Millionenbetrag“, um Dresden zu verglasfasern. Rund 15.000 Dresdner Haushalte will der Telekommunikations-Konzern noch in diesem Jahr mit den schnellen Internetanschlüssen verkabeln, danach sollen jährlich etwa 30.000 weitere Haushalte in der sächsischen Landeshauptstadt folgen. Das geht aus einer Ankündigung des Konzernbevollmächtigten Axel Wenzke. Eine genaue Summe wollte er nicht nennen, so dass sich nur sagen lässt: mindestens 100 Millionen Euro, wahrscheinlich aber deutlich mehr. Mit Glasfaser-Anschlüssen sind prinzipiell Datenübertragungen mit Gigabit-Tempo möglich.
Ausbau diesmal ohne Subventionen
„Der Umbau unserer Industrie funktioniert nur mit einer leistungsstarken digitalen Infrastruktur“, begrüßte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) die Telekom-Ankündigung. Besonders aber ist er froh, dass die Privatwirtschaft ohne unmittelbare Subventionen finanziert – er muss diesmal also keine Fördergelder herausrücken. „Danke, dass Sie mich trotzdem eingeladen haben“, sagte er augenzwinkernd zu den Telekom-Managern, die sich heute zum Ausbauauftakt in Cotta eingefunden hatten
Digital-Bürgermeister: Glasfaserinfrastruktur ist wichtiger Standortfaktor
Auch seine Parteikollege, der Dresdner Finanzbürgermeister und Digitalisierungs-Beauftragte Peter Lames ist froh, nicht schon wieder Geld aus dem Stadthaushalt herausschwitzen zu müssen. Vor allem aber sieht er den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert dieser Investition für die Dresdner Wirtschaft und Bürgerschaft: „Die Glasfaserinfrastruktur ist für uns ein wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb der Kommunen“, betonte er.
Dass die Telekom diese nachhaltige Technologie für ihre nächsten Ausbauschritte in Dresden ausgewählt habe, sei besonders zu begrüßen. Grund: Wenn Glasfasern einmal verlegt sind, gibt es meist noch viel Spielraum für spätere Tempo-Upgrades. Die Betonung liegt auf „meist“: Die Bundespost hatte beispielsweise kurz nach der Wende in Dresden-Striesen vermeintlich zukunftsträchtige Glasfasern verlegt, dabei aber auf die falsche Technik gesetzt. Jahrelang waren in Striesen dadurch nicht einmal DSL-Internetanschlüsse möglich, letztlich erwies sich dieses damalige Opalnetz als Fehlinvestition. Die Telekom verlegte Jahre später dort neue Glasfasern.
Zuerst sind Cotta und Gruna dran
Und nun startet das Unternehmen einen neuen, größeren Glasfaser-Ausbau in Dresden. Aber dafür müssen nun erst mal die Bagger anrollen. In einem ersten Schub schickt der Rosa Riese seine Kabelverleger zunächst nach Cotta und Gruna: Hier sollen bis Jahresende 2022 knapp 15.000 Haushalte mit Lichtwellenleitern ausgestattet sein, darunter 9000 Mieter der Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft (EWG). Die Techniker und Arbeiter werden dafür rund 100 Kilometer Glasfasern verlegen und über 60 Verteiler installieren. Dabei wird es aber immer vom jeweiligen Hauseigentümer abhängen, ob die Glasfasern bis in die Wohnungen selbst reichen, also die besonders performante FTTH-Technologie (Fiber to the Home) möglich ist. EWG-Vorstand Michael Reichel versprach beim gestrigen Ausbau-Auftakt in Cotta, dass in zehn Jahren – also im Jahr 2032 – alle EWG-Wohnungen Glasfasern bis in die Wohnungen hinein bekommen sollen.
Mehr Ausbautempo ab 2023
Ab 2023 will die Telekom dann rund 30.000 Dresdner Haushalte pro Jahr an ihr Glasfasernetz anschließen. Auf der Agenda stehen dann unter anderem Pieschen-Süd, Bühlau, Gorbitz, Großzschachwitz, das Hechtviertel, die Pirnaische Vorstadt, Plauen, die Radeberger Vorstadt, Seidnitz und der Weiße Hirsch.
Dreigleisiger Breitband-Ausbau in Dresden
Die Stadt Dresden fährt in puncto schnelles Internet seit geraumer Zeit dreigleisig: Erstens investiert sie derzeit 20 Millionen Euro, um Lücken im eigenen Glasfasernetz der Stadttöchter zu schließen und damit nahezu alle städtischen Häuser zu verkabeln – vom Rathaus bis zur Kita. Zweitens läuft ein „Weiße Flecken“-Programm, um Stadtgebiete mit schnellem Internet zu versorgen, die mangels Wirtschaftlichkeit im freien Spiel der Marktkräfte wahrscheinlich noch in 100 Jahren keinen Breitbandanschluss bekämen. Vor zwei Jahren hatte die Stadt nach einer Ausschreibung den Telekom-Konkurrenten Vodafone beauftragt, diese weißen Flecken zu schließen, und dem Konzern dafür rund 21 Millionen Euro Subventionen von Bund, Land und Stadt versprochen – um die „Wirtschaftlichkeitslücke“ zu schließen. Und drittens gibt es seit April 2021 auch Bundessubventionen für sogenannte „Graue Flecken“, also für Gegenden, in denen weniger als 100 Megabit je Sekunde (Mbs) anliegen. Auch hier macht Dresden mit.
Jeder fünfte Anschluss in Sachsen schaufelt Daten per Glasfaser
Mittlerweile basieren 19 Prozent aller Internetanschlussleitungen in Dresden auf Glasfasern, teilte Bürgermeister Lames auf Oiger-Nachfrage mit. In ganz Sachsen liege diese Quote ähnlich hoch, nämlich bei 20 Prozent, ergänzte Wirtschaftsminister Dulig. Der Freistaat liegt damit deutlich über dem deutschen Durchschnitt von 6,4 Prozent, aber unter dem Durchschnitt der Industriestaaten, der laut Statista und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei 32 Prozent liegt. Ganz vorne im internationalen Vergleich liegen hier vor allem Südkorea, Japan, Litauen Spanien und Schweden mit Quoten zwischen 76 und 86 Prozent.
-> Die aktuellen Ausbaugebiete in Dresden sind hier auf den Telekom-Seiten zu finden.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vor-Ort-Termin Cotta, Telekom, LHD, SMWA, Statista, BMDV
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