Halbleiter-Unternehmen wirft Gewerkschaftern „Realitätsverlust“ in der Corona-Krise vor
Dresden, 13. Dezember 2020. Die Chipfabrik von Globalfoundries in Dresden ist am Wochenende erneut bestreikt worden. Wegen Corona stellten sich die Protestierenden diesmal aber nicht vors Werktor, sondern veranstalteten vom Freitag zum Sonnabend einen sogenannten „stillen“ Weihnachtsstreik: Sie kamen nicht zur Arbeit, sondern meldeten sich online bei den Gewerkschaften als Streikteilnehmer. Die Chipfabrik-Leitung kritisierte die Aktion als besorgniserregend in der aktuellen Krise.
„Versteckte Lohnkürzungen“ kritisiert
Die „Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie“ (IG BCE) Nordost versucht bereits seit geraumer Zeit, das US-stämmige Mikroelektronik zu einem Tarifvertrag zu drängen. Warnstreiks im März und Mai führten aber nicht zum Erfolg. Laut uns vorliegenden Informationen sind jüngst auch Forderungen an die Geschäftsführung hinzugekommen, die Löhne der Chipwerker um sechs Prozent zu erhöhen und mehr Urlaub zu gewähren. Begründung: Durch die jüngste Umstellung des Schichtmodells sei es zu versteckten Lohnkürzungen um vier bis fünf Prozent gekommen.
„Ganze Branchen stehen am Abgrund“
Laut Standort-Sprecher Jens Drews hatte der neue Streik „keinerlei Auswirkungen auf unsere Produktion“. Er schätzte die zahl der teilnehmer auf 100. Das Globalfoundries-Management warf den Gewerkschaftern „Realitätsverlust“ vor: „Sachsen ist ein einziger Corona-Hotspot, ganze Branchen stehen am Abgrund“, argumentiert die Geschäftsführung. In dieser Ausnahmesituation habe die IG BCE nichts Besseres zu tun, „als eines der wenigen regionalen Unternehmen, das entgegen der Krise massiv in Mitarbeiterschaft und Anlagen investiert, ins Visier zu nehmen“.
Die IG BCE gab dazu am Wochenende keine Stellungnahme ab.
Autor: hw
Quellen: Glofo Dresden, Oiger-Archiv, vertrauliche Quellen
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