Verbraucherschützer warnen vor Lockvogel-Profilen auf Facebook & Co.
Leipzig/Dresden, 6. August 2020. In Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Whatsapp sollten die Nutzer nicht auf Lock-Profile mit allzu freizügigen Damen klicken. Denn dahinter lauern allzu oft Sex-Bots, die ihren Opfern Daten stehlen oder sie in Abo-Fallen locken. Davor hat die Verbraucherzentrale Sachsen gewarnt.
Cyberbetrüger übernehmen oft Facebook-Konten unvorsichtiger Teenager
Ein typischer Ablauf: Cyberbetrüger kapern beispielsweise zunächst ein schlecht gesichertes Facebook-Konto eines ausländischen Jugendlichen. Oft handelt es sich dabei um ehemalige profile von jungen Leeuten aus Indonesien, Pakistan, Indien, arabischen Ländern oder teils aus Afrika. Dann tauschen sie deren oder dessen Profilbild gegen ein aufreizendes Foto einer Pornodarstellerin aus. Im Anschluss bombardieren sie unter dieser falschen Flagge Hunderttausende Facebook-Nutzer mit Freundschaftanfragen. Darin geben sich virtuelle Roboterinnen (Bots) als einsame und sexsüchtige Frauen aus. In die Profile betten sie Links ein, die aus dem Netzwerk heraus und auf ihre eigenen Seiten führen. Dort landen die Nutzer zum Beispiel auf kostenpflichtigen Sex-Verabredungsseiten.
„Derartige Seiten leben oft von Abzocke oder Datendiebstahl“
„Ob man hier tatsächlich eine reale Frau kennenlernen kann, bezweifeln wir. Derartige Seiten leben oftmals von Fake-Profilen, Abzocke oder schlimmer noch Datendiebstahl. In keinem Fall kann man sich darauf verlassen, dass es sich um seriöse Inhalte handelt“, betonte Digitalreferentin Stefanie Siegert von der Verbraucherzentrale Sachsen. Vom ursprünglichem Lockvogel ist keine Rede mehr. Schlimmstenfalls werden Schadsoftware auf das eigene Smartphone oder Tablet installiert, Daten ausgespäht – oder man werde selbst zum unfreiwilligen Bot, warnen die Verbraucherschützer.
„Love Scamming“ besonders aufwendig – aber oft hochlukrativ für Betrüger
In anderen Fällen landen die Nutzer in sogenannten „Love Scamming“-Fallen. Dabei verwickeln zunächst Bot-Programme die Nutzer in vorbereitende Gespräch. Die Software gibt sich als liebeshungriger Single aus und klopft ab, ob beim Angelockten genug zu holen ist. Dann übernehmen professionelle Betrüger das Gespräch. Sie bauen teilweise über Wochen hinweg eine „Fern-Beziehung“ zum Opfer auf, um ihm oder ihr schließlich unter Vorspiegelung von Notlagen teilweise hohe Geldbeträge aus der Tasche zu ziehen.
Verbraucherzentrale fordert besseres Qualitätsmanagement in Netzwerken
Die Verbraucherzentrale Sachsen dringt mit Blick auf das Sex-Bot-Unwesen auf einen besseren Verbraucherschutz: „Es bedarf der Verbesserung des Qualitätsmanagements des Social-Media-Kanals und entsprechender verbindlicher Kriterien, um diesem Problem entschieden entgegenzutreten. Gerade im Hinblick auf den Minderjährigenschutz müssen hier weitere Maßnahmen ergriffen werden“, forderte Stefanie Siegert.
Autor: hw
Quellen: Verbraucherzentrale Sachsen, eigene Recherchen, LKA Sachsen
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