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Millionenbetrug mit falschen Liebesschwüren per Internet

Nicht immer sind die Liebesschwüre von Internet-bekanntschaften echt, warnt das LKA Sachsen. Grafik: Heiko Weckbrodt

Nicht immer sind die Liebesschwüre von Internet-bekanntschaften echt, warnt das LKA Sachsen. Grafik: Heiko Weckbrodt

LKA Sachsen warnt vor „Romance Scam“-Welle im Netz

Dresden, 18. Mai 2018. Indem sie die Einsamkeit und das Liebesbedürfnis von Singles ausnutzen, haben Internetbetrüger in den vergangenen zwei Jahren mindestens 1,6 Millionen Euro von gutgläubigen Menschen in Sachsen ergaunert. Das hat das Landeskriminalamt (LKA) in Dresden eingeschätzt. Die Behörde stützt sich dabei auf Abfragen im polizeilichen Auskunftssystem Sachsen. Dahinter stecke „eine besonders perfide Anbahnungsmasche, mit der Betrüger nicht nur die Gefühle und das Vertrauen ihrer Opfer schamlos ausnutzen“, warnte das LKA. „Auch der finanzielle Schaden, den sie anrichten, ist enorm.“

Falscher Flirt wir über Monate per Internet aufgebaut

Die Methoden beim sogenannten „Romance Scamming“ oder auch „Love Scamming“: Die Täter legen sich eine falsche Identität zu und beginnen über Facebook oder andere Internetkanäle einen Flirt. „Über Wochen oder Monate werden Mails ausgetauscht, man gibt immer mehr Persönliches preis und meint die große Liebe vor sich zu haben“, schildern die Polizisten das typische Vorgehen. „Der oder die Angebetete ist aufmerksam, gebildet und hat zudem auch noch eine interessante Lebensgeschichte. Fehlt nur noch das ersehnte persönliche Treffen. Doch das reale Kennenlernen wird von einer Geldüberweisung abhängig gemacht, entweder für das Visum oder für den Kauf eines Flugtickets bzw. es gibt eine ad-hoc-Notlage. Ein enger Angehöriger ist erkrankt, nur eine teure Operation kann helfen oder Wertsachen und Pass wurden gestohlen und die Hotelrechnung ist offen.“

Vermeintliche Liebespartner fordert plötzlich Geldtransfer nach Russland oder Afrika

Das Geld sollen die Opfer dann mit dem Transferdienst „Western Union“ meist nach Ghana, Nigeria, den USA, Großbritannien, der Türkei oder auch Russland überweisen. „Weigert sich das Opfer zu zahlen, finden Betrüger andere Wege der Bereicherung“, warnen die LKA-Experten. „Dabei scheuen die Scammer nicht, erpresserische Methoden anzuwenden, sogar mit Selbstmord wird gedroht.“

Bande operiert womöglich von Westafrika aus

Wer genau die Hintermänner oder -frauen sind, ist nicht vollständig klar. Zu vermuten ist ein Zusammenhang mit der afrikanischen Cyberbetrüger-Bande „Nigeria-Connection“, die vor einigen Jahren im Internet ihr Unwesen trieb. Das LKA Sachsen geht von mindestens 45 Tatverdächtigen aus. Andererseits sind die Ermittler auf mindestens 213 Opfer gestoßen, vermuten aber eine hohe Dunkelziffer. „Viele Opfer schämen sich, diesen Betrug anzuzeigen“, ist den Polizisten klar. „Das wissen leider auch die Täter.“ Daher appelliert das LKA an alle Betroffenen, solche Betrügereien immer anzuzeigen – ansonsten können die Ermittler nicht viel erreichen.

So erkennen Sie Liebesbetrüger im Netz:

Das LKA hat auch noch ein paar Indizien zusammengestellt, an denen man die Love-Scammer erkennen kann:

Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Betrüger an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel.

  • Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
  • Meist werden den Opfern Bilder ihrer Internetbekanntschaften in schlechter Qualität gezeigt, da sie illegal erlangt wurden. Ausnahme: Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.
  • Seriös wirkende Mails sollen das Interesse wecken aber schon nach kurzer Zeit überhäufen die Scammer ihre Opfer mit Liebesschwüren. Sie wollen alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt eine Rolle
  • Die Täter sprechen dann oft von Geschäftsreisen oder familiären Schwierigkeiten und einer Verbindung nach Westafrika wie Nigeria, Ghana oder dem Senegal, aber auch nach Russland und Südostasien. Frauen geben häufig vor, in osteuropäischen, südost-asiatischen oder südamerikanischen Ländern zu leben.
  • Außerdem kann eine Suchmaschine in vielen Fällen einen Verdacht bestätigen, wenn Sie den Namen der Internetbekanntschaft mit dem Zusatz „Scammer“ eingeben.

Quelle: LKA Sachsen

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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