17 000 Mitarbeiter sollen als „Cross-Domain Computing Solutions“ Schlagkraft wie US-Konkurrenz aufbauen
Stuttgart, 21. Juli 2020. Weil die Digitalisierung des Autos immer anspruchsvoller wird, bündelt der Technologiekonzern „Bosch“ die gesamte Entwicklung von Automobil-Software und -Steuertechnik in einem neuen Geschäftsbereich. Das hat der deutsche Fahrzeugtechnik-Zulieferer heute in Stuttgart angekündigt. Der neue Sektor „Cross-Domain Computing Solutions“ („spartenübergreifende Rechnerlösungen“) soll etwa 17.000 Menschen beschäftigen.
Tesla vermutlich als Vorbild und VW als Negativbeispiel
Diese neue Struktur ist vermutlich auch mit Blick auf Tesla und VW entstanden: Die eigene monolithische Hard- und Software-Architektur in den kalifornischen Elektroautos hat Tesla ganz offensichtlich einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Anderseits könnte die glücklose Herumdokterei von Volkswagen am neuen Golf 8 und am ID 3 als abschreckendes Beispiel bei Bosch gedient haben: Die Wolfsburger bekommen anscheinend das Betriebssystem, den Notrufassistenten und die unterschiedlichen Hard- und Software-Architekturen verschiedener Zulieferer nur schwer dazu, unter einem Dach fehlerlos zu funktionieren.
Software gewinnt immer mehr ideelles Gewicht im Auto
Offensichtlich ist: Highend-Computer und die Software dazu spielen eine immer größere Rolle für die Alleinstellungsmerkmale eines neuen Autos. Und vor allem der fortgeschrittenen Software-Expertise der US-Amerikaner mangelt es der deutschen Autoindustrie, die sich zu sehr allein auf Ingenieurkunst und Fertigungsqualität als Zupferde verlassen hat.
In künftigen Autos stecken halbe Milliarde Code-Zeilen
„Bis zum Jahr 2030 soll der Markt für softwareintensive Elektroniksysteme jährlich um rund 15 Prozent wachsen“, argumentiert Bosch. „Bereits in heutigen Autos stecken rund 100 Millionen Zeilen Software-Code“, betont Stefan Hartung, der bei Bosch Geschäftsführer für „Mobility Solutions“ (Mobilitätslösungen) ist. Die Software automatisiert fahrender Fahrzeugen werde aber bald schon zwischen 300 und 500 Millionen Codezeilen umfassen. „Software bestimmt künftig maßgeblich die Fähigkeiten und Eigenschaften von Fahrzeugen“, ergänzt Harald Kröger, Geschäftsführer in der Mobilitätssparte der Robert Bosch GmbH. „Sie sorgt dafür, dass Autos immer smarter werden und liefert Autofahrern einen erlebbaren Mehrwert.“
Ziel ist „Software aus einer Hand“ für gesamte Autoindustrie
Als Antwort darauf bündelt das Unternehmen ab Anfang 20201 seine Software-Entwickler und -Projekte, die mit Autos, Zügen und anderen Fahrzeugen zu tun haben, in einem Geschäftsbereich. „Software aus einer Hand zu liefern, ist unsere Antwort auf die immense Herausforderung, Autos immer stärker zu digitalisieren“, sagt Kröger – auch hier dürfte Tesla als Vorbild dienen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Bosch, Oiger-Archiv, Nikkei Asian Review
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