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Elaskon segelt mit Multischaum durch die Corona-Krise

Elaskon-Lagerleiter Lars Hinzer sortiert an einer Abfüllmaschine die K60-Dosen für die Auto-Unterbodenpflege. Inzwischen hat der Betrieb aus Dresden eine ganze Serie weiterer Pflegeprodukte für Endkunden entwickelt. Foto: Heiko Weckbrodt

Elaskon-Lagerleiter Lars Hinzer sortiert an einer Abfüllmaschine die K60-Dosen für die Auto-Unterbodenpflege. Inzwischen hat der Betrieb aus Dresden eine ganze Serie weiterer Pflegeprodukte für Endkunden entwickelt. Foto: Heiko Weckbrodt

Industrie lässt sich derzeit nur schwer schmieren: Familienbetrieb aus Dresden vertickt nun neue Pflegesprays für Haus und Garten

Dresden, 13. Mai 2020. Jahrzehntelang schmierte Elaskon vor allem Autos, Seilbahnen und Windkraftwerke auf hoher See. Nun hat sich das Familienunternehmen aus Dresden-Reick auf ein neues Geschäftsfeld gestürzt: Unter der Marke „Kraft + Schutz“ verkauft Elaskon nun in Baumärkten sowie per Internet neuentwickelte Multischäume. Mit denen können Privatleute ihre Gartenbänke, Teppiche, Autopolster wie auch Grillroste säubern, versiegeln und gegen Graffiti-Schmierer schützen. „Wir haben die Corona-Krise bisher gut gemeistert. Und dabei haben uns – neben der Digitalisierung – unter anderem auch diese neuen Pflegeprodukte geholfen“, berichtete Elaskon-Chef Tobias Schwald.

Elaskon-Exportvertriebschef Michael Kronschnabl zeigt die schwarze Probe des Schmierstoffes "Elaskon 30", der weltweit Stahlseile vor Rost und Brüchen schützt. Auch hier an der Bergstation der Schwebebahn Dresden wird er eingesetzt. Foto. Heiko Weckbrodt

Elaskon-Exportvertriebschef Michael Kronschnabl zeigt die schwarze Probe des Schmierstoffes „Elaskon 30“, der weltweit Stahlseile vor Rost und Brüchen schützt. Auch hier an der Bergstation der Schwebebahn Dresden wird er eingesetzt. Foto. Heiko Weckbrodt

Bisher als Marktführer für Unterbodenpflege und Seilschmiere bekannt

Seit DDR-Zeiten war Elaskon eigentlich immer für seine Auto-Unterbodenpflege „K60“ bekannt gewesen – und für seine Seilschmierstoffe, mit denen das Unternehmen als ein internationaler Marktführer punktete. Schon vor der Pandemie wollte die Eigentümerfamilie Schwald die Produktpalette erweitern, um nicht mehr ganz so abhängig vom Geschäft mit Industriekunden zu sein. Dieser Entwicklungsvorlauf zahlte sich aus, als die Seuche Europa erreichte: Die neuen Pflegeprodukte kamen gerade rechtzeitig, um den massiven Corona-Abschwung im Seilschmierstoff-Geschäft in Indien, China, Italien und anderen Ländern etwas abzufangen.

Hier bekommt das neue "Kraft + Schutz" von Elaskon einige Arbeit. Der Dresdner Chemiebetrieb hat während der Corona-Krise eine neue Familie von Pflegeprodukten für Privatleute auf den Markt gebracht. Foto: Heiko Weckbrodt

Hier bekommt das neue „Kraft + Schutz“ von Elaskon einige Arbeit. Der Dresdner Chemiebetrieb hat während der Corona-Krise eine neue Familie von Pflegeprodukten für Privatleute auf den Markt gebracht. Foto: Heiko Weckbrodt

„Ich sehe da einen Riesenmarkt“

Zwar machen die neuen Multischaum-Sprays bisher weniger als ein Prozent vom Elaskon-Umsatz aus. „Aber ,Kraft + Schutz’ kommt an und wir sehen da noch viel Potenzial“, sagte Tobias Schwald. In den nächsten Jahren will er den Umsatzanteil dieser neuen Endkundenprodukte auf etwa fünf Prozent steigern. Weitere Sprays – etwa Insektenbeseitiger und Cockpit-Pflege – seien geplant. Auch zusätzliche Mitarbeiter will die Geschäftsführung dafür engagieren: „Wir brauchen junge Leute, die sich mit Influencern, Tunern, Online-Shops und neuen Medien gut auskennen“, kündigte Schwald an. „Ich sehe da einen Riesenmarkt.“

Chinesen wollen Fettwürste aus Dresden – bald auch Vietnam?

Parallel dazu laufen nun die Geschäfte in China wieder an. Neben Seilschmierstoffen und Trennmitteln für Baustellen sind im Reich der Mitte neuere Elaskon-Produkte gefragt. Populär sind vor allem die Schraubenfette, die die Dresdner teils mit einer bayrischen Wurstmaschine abfüllen und die für den Ausbau der Hochgeschwindigkeits-Bahnnetze in China massenhaft gebraucht werden. Unterm Strich rechnet Schwald im chinesischen Markt trotz der Corona-Pause mit etwa zehn bis 15 Prozent Umsatzwachstum für das Dresdner Unternehmen und seine Tochter in Shanghai. Und womöglich werde bald auch Vietnam die Gleisbau-Fettwürste der Dresdner in größeren Mengen abnehmen.

Die Archivaufnahme zeigt Ex-Fleischer Andreas Pfitzner an einer eigens für die Schmierfett-Würste angeschafften Wurtmaschine im Elaskon-Lager. Foto: Heiko Weckbrodt

Eine Jahresprognose für das gesamte Unternehmen wagt der Chef derzeit nicht – zu unvorhersagbar sei die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und international. 2019 hatte der Betrieb mit seinen 94 Mitarbeitern noch 30,7 Millionen Umsatz in 67 Ländern erwirtschaftet.

„Corona hat uns in Digitalisierung reingeschoben“

Absehbar sei aber, dass die Krise auch gute Seiten hatte und sich viele Abläufe im Unternehmen verbessert haben: „Corona hat uns in die Digitalisierung regelrecht reingeschoben“, sagte Schwald. „Dadurch haben wir gemerkt, wie vieles durch Videokonferenzen, Onlineshops, Videoclips und andere digitale Angebote möglich ist, auch für den Außendienst und die Kundenbetreuung. In Zukunft werden wir das viel mehr nutzen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Termin Elaskon, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt