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Marathon-Denker sollen in Dresden verseuchte Lieferketten stabilisieren

Die Digitalisierung wird die Wirtschafts grundlegend umkrempeln. Und der 5G-Funk kann in häfen wie Fabriken Maschinen, Laster, Roboter, Container und dergleichen so miteinander vernetzen, dass diese am effektivsten zueinander kommen. Visualisierung: Deutsche Telekom

Visualisierung: Deutsche Telekom

Smart Systems Hub Dresden ruft Kreative zum digitalen „Thin[gk]athon“ gegen Corona auf.

Dresden, 27. März 2020. Um Corona-gestörte Lieferketten in der sächsischen Wirtschaft wieder zu stabilisieren, hat das Dresdner Netzwerk „Smart Systems Hub“ kurzfristig einen „Thin[gk]athon“ ab 1. April 2020 einberufen. Für diesen Denk-Marathon wollen die Organisatoren rund 40 Programmierer, Ideengeber, Wirtschaftsprofis, Hacker, Hightech-Heimarbeiter und andere Experten per Internet zu einer Art virtuellem Forschungslabor unter dem Motto „Supply Chain Management in Zeiten von Corona“ vernetzen.

Acht Tage Zeit

Binnen acht Tagen sollen spontan gebildete Entwickler-Teams neue digitale Wege finden, um Zulieferketten und Produktion aufrechtzuerhalten, während die Seuche in Sachsen tobt. Auch sind alternative Quellen für ausgefallene Lieferanten zu identifizieren. Gefragt sind vor allem Ansätze, die mit Datenanalysen und dem Internet der Dinge arbeiten. Die Veranstalter bitten sowohl Kreative, die mitmachen wollen, wie auch Mentoren sowie Unternehmen, deren Lieferketten gestört sind, sich bis spätestens 31. März 2020 beim Hub zu melden, um schnell gemeinsam Lösungen zu finden.

Kreative Digitalgemeinde anzapfen

„Ein Virus bedroht unser Leben und unsere Wirtschaft“, argumentieren die Organisatoren. Sie verweisen auf den jüngsten Anti-Corona-Programmierwettbewerb des Bundes: „#WirvsVirus hat gezeigt, wieviel Kreativität Deutschlands Digital-Gemeinde in kürzester Zeit entwickelt hat.“

Dresdner Thin[gk]athons waren bisher Präsenz-Wettbewerbe

Das Dresdner Technologie-Netzwerk „Smart Systems Hub“, das auf innovative Entwicklungs- und Produktionsnetzwerke für das „Internet der Dinge“ spezialisiert ist, hat mit diesen Forschungs-Formaten schon einige Erfahrung: Das Team um Hub-Chef Michael Kaiser hat bereits drei „Thin[gk]athons“ zu verschiedenen Fokusthemen in Dresden ausgerichtet. Dies waren allerdings dreitägige Präsenz-Labore.

Von der Idee zum Prototyp

Wegen der Pandemie ist der Hub nun erstmals auf einen digitalen „Thin[gk]athon“ umgeschwenkt. Dabei vernetzen sich Teilnehmer aus Sachsen und dem ganzen Bundesgebiet mit solchen Kooperations-Programmen wie „Slack“, die einen schnellen Austausch von Ideen, Skizzen, Dokumenten und Arbeitsgruppen unterstützen. SAP, IBM, T-Systems Multimedia Solutions, Infineon, Globalfoundries und andere Partner steuern Werkzeuge und Technologien bereit, damit aus Ideen auch Prototypen entstehen können. „Wegen der Pandemie sind für den Thin[gk]athon diesmal auch acht Tage statt nur zweieinhalb wie sonst eingeplant“, erklärte Hub-Sprecher Robert Weichert. „Dadurch können auch Heimarbeiter mitmachen, die einen großen Teil ihrer Zeit für ihre Firma da sein müssen.“

Hintergrund: Corona hat Verletzlichkeit der vernetzten Weltwirtschaft gezeigt

Hintergrund des aktuellen Wettbewerbs: Durch den Corona-Ausbruch mussten zunächst in China und dann in immer mehr Ländern auch ganze Fabriken schließen. Auch sind nun viele Grenzen entweder ganz dicht oder verstopft, so dass neue Lieferungen viel länger brauchen als sonst. All das hat die Lieferbeziehungen der arbeitsteiligen und globalisierten Weltwirtschaft bisher nicht gänzlich unterbrochen, aber doch in einigen Branchen und Regionen empfindlich gestört. Auch die Chefs von sächsischen Industriebetrieben berichten über solche Probleme. Die IHK Dresden, aber auch viele Ökonomen sind davon überzeugt, dass sich die Weltwirtschaft durch die Krise zwar nicht „entglobalisieren“ wird, aber ein Umdenken für die Zeit nach der Corona-Krise nötig ist. Dies könnte beispielsweise bedeuten, einen Teil der Zulieferteile doch wieder in der eigenen Region einzukaufen beziehungsweise generell für jedes Zulieferteil mehr als eine Quelle einzurichten, wie es in einigen Technologie-Branchen bereits üblich ist. Insofern könnten „Thin[gk]athons“ wie der Dresdner über die aktuelle Krisenbewältigung hinaus auch zu dauerhaften Lösungen führen.

  • Infos und Anmeldungen: smart-systems-hub.de/digitaler-thingkathon/

Autor: hw

Quelle: Smart Systems Hub Dresden, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt