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Coraixx startet Entwicklungszentrum in Dresden

Coraixx-Chef Eyk Pfeiffer freut sich: Das Software-Unternehmen hat ein Entwicklungszentrum in Dresden am Albertplatz eröffnet. Foto: Heiko Weckbrodt

Coraixx-Chef Eyk Pfeiffer freut sich: Das Software-Unternehmen hat ein Entwicklungszentrum in Dresden am Albertplatz eröffnet. Foto: Heiko Weckbrodt

Softwareschmiede sieht Riesenmarkt für die KI als Buchhalter – 5 Millionen Euro Anschubfinanzierung

Dresden, 14. März 2019. Mit „Coraixx“ siedelt sich in Dresden eine weitere Softwareschmiede an: Das junge Finanzservice-Unternehmen aus Frankfurt am Main hat im Simmel-Hochhaus am Albertplatz ein Entwicklungszentrum für „Künstliche Intelligenz“ (KI) in der Buchhaltung eröffnet und mit fünf Millionen Euro Anschubfinanzierung ausgestattet. Die siebenköpfige Startmannschaft soll bis Ende 2020 auf rund 25 Informatiker, Mathematiker, Projektmanager und andere Spezialisten wachsen. „Und die müssen dafür sorgen, dass unsere KI keine Fehler macht“, betont Finanzchef Sven Ulbrich. „Daher brauchen wir die höchste Qualität und die besten Leute.“

Fraunhofer-IVI Dresden entwarf den Kern

Eben deshalb setzt Coraixx-Chef Eyk Pfeiffer auf die sächsische Landeshauptstadt. „Dresden hat eine sehr gute Uni“, hebt er hervor. Zudem kooperiere das Unternehmen eng mit dem Dresdner Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI), das auch den KI-Kern für Coraixx geschrieben hat. „Für uns läuft es in hier sehr gut.“

Das Simmel-Hochhaus am Albertplatz ist das ältestes Hochhaus von Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Das Simmel-Hochhaus am Albertplatz ist das ältestes Hochhaus von Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

KI macht aus Rechnungswust strukturierte Datensätze

Das Unternehmen selbst ist noch jung, entstand 2018 als Tochter der Frankfurter Holding „Capsensixx“. Die Muttergesellschaft verfolgt damit ein neues Geschäftsfeld. Das Konzept: Die Kundenunternehmen senden all ihre eingescannten Papierrechnungen an „Coraixx“. Der Dienstleister jagt diese noch chaotischen Belege gegen eine Gebühr durch seine KI-Software „AIccounting“. Die macht daraus maschinenlesbare Datensätze, sendet diese elektronisch an die Klienten zurück und übergibt sie aufbereitet und automatisch an die Buchhaltungssysteme und Archive des Kunden.

Coraixx-Chef Eyk Pfeiffer (l.) und Finanzchef Sven Ulbrich besprechen mit Beraterin Anja Hirschmüller ein Projekt. Foto: Heiko Weckbrodt

Coraixx-Chef Eyk Pfeiffer (l.) und Finanzchef Sven Ulbrich besprechen mit Beraterin Anja Hirschmüller ein Projekt. Foto: Heiko Weckbrodt

Junges Unternehmen vermietet Software als Service

Das klingt für Außenstehende banal. Solche Fleißarbeiten beschäftigen derzeit aber noch Heerscharen von Buchhaltern. „Wir wollen mit unserer KI diese Routine-Prozesse deutlich beschleunigen und auch billiger machen“, sagt Pfeiffer. Um damit Geld zu verdienen, setzt auch Coraixx selbst auf ein noch junges Geschäftsmodell, das in der Branche immer mehr um sich greift: „Software as a Service“ (SaaS). Dabei generieren die Software-Firmen ständige laufende Einnahmen, indem sie ihre Lösungen als Dienstleistungen vermieten statt ihre Computerprogramme für einen einmaligen hohen Preis zu verkaufen.

Software soll Aufbereitungskosten für Rechnungen halbieren

Der erste Kunde sei ein deutscher Tourismuskonzern gewesen, berichtet Eyk Pfeiffer. Schon bei der Premiere hätten sich durch „AIccounting“ die Aufbereitungskosten für Rechnungen halbiert. „Unser System erspart den Buchhaltern viel Routinearbeit. Sie können sich dann ganz auf die komplizierten Spezialfälle konzentrieren.“

Und für diese Lösung sieht er noch einen Riesenmarkt. Als Zielgruppe habe man Kunden mit mindestens 100.000 Rechnungen pro Jahr ausgemacht. Anfangs werde sich Coraixx und dessen Entwicklungszentrum ganz auf den deutschsprachigen Raum fokussieren. Später will Eyk Pfeiffer seine Rechnungs-KI auch international anbieten.

Sachsen profiliert sich derzeit als KI-Standort

Und auch dafür will er wieder auf Know-how aus Sachsen setzen. Denn der Freistaat und dessen Landeshauptstadt sind gerade dabei, sich als deutschlandweit wichtiger KI-Standort zu profilieren: Erst kürzlich haben die Fraunhofer-Gesellschaft und die TU zwei neue KI-Forschungszentren in Dresden abgekündigt. Auch gibt es in der Stadt mit der „Machine Learning Community“ (MLC) einen Verbund von eingen Dutzend Wissenschaftlern, die sich mit Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen beschäftigen. Und mit dem „ScaDS“ ist hier eines von nur zwei bundesfinanzierten Kompetenzzentren für die Analyse großer Datenmengen („Big Data“) angesiedelt. Außerdem beschäftigen sich in Dresden neben der TU, den Planck-Instituten und dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf auch zahlreiche Unternehmen mit KI-Lösungen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt