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Wie Wind- und Solarkraft an den Stromnetzen zerren

Highvolt-Monteur Andreas Nusch prüft die elektrischen Verbindungen an einer 550.000-Volt-Wechselspannungs-Prüfanlage, die für Toshiba bestimmt ist. Foto. Heiko Weckbrodt

Highvolt-Monteur Andreas Nusch prüft die elektrischen Verbindungen an einer 550.000-Volt-Wechselspannungs-Prüfanlage. Archivfoto: Heiko Weckbrodt

Neue Nachwuchsforschergruppe „Saxogrid“ in Dresden und Zittau untersucht Spannungsverzerrungen in Zeiten der Energiewende

Zittau/Dresden, 17. Dezember 2018. Die Auswirkungen der Energiewende auf die Stromverteilernetze auf dem Lande und die Energietechnik vor Ort untersucht nun eine neue gemeinsame Nachwuchsforschergruppe „Saxogrid“ der TU Dresden und der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG). Im Fokus stehen dabei, wie sehr die Spannung im sogenannten Mittelspannungsnetz schwankt, wenn Solar- oder Windkraftwerke ihre Energieerträge einspeisen oder plötzlich nicht mehr liefern – und welche Folgen dies für technische Anlagen und die Stromversorgung hat.

1,1 Millionen Euro Projektmittel bis 2021

Das Projekt ist mit 1,1 Millionen Euro dotiert, wird vom Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt und ist zunächst für drei Jahre ausgelegt. Beteiligt sind fünf Nachwuchswissenschaftler. „Zwei davon arbeiten am Institut für Elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik (IEEH) an der TU Dresden unter Professor Großmann und Professor Schegner“, teilte Ingenieur Thomas Linde mit, der zur neuen „Saxogrid“-Gruppe gehört. „Drei Kollegen arbeiten an der Fakultät Elektrotechnik und Informatik an der HSZG unter Professor Schmidt und Professor Kornhuber.“

Auch das Interesse der Industrie am „Saxogrid“ ist groß: Im Beirat finden sich zwölf Unternehmen, Stadtwerke und Organisationen aus dem Energiesektor, darunter Highvolt und das Sachsenwerk Dresden, die Stadtwerke Zittau, Görlitz und Dresden und der Verein „Energy Saxony“. Diese enge Verknüpfung mit lokalen Industrieunternehmen verschaffe einerseits Studenten einen besseren Einblick in aktuelle Forschungsthemen und Praxisherauzsforderungen, stärke gleichzeitig aber auch die „ingenieurtechnischen Kompetenz am Hochschulstandort Zittau“, betonte HSZG-Rektor Prof. Friedrich Albrecht.

Erklärvideo über „Oberschwingungen“ (Condensator Dominit GmbH):

Ingenieure wollen elektrische Geräte sicherer machen

Die Nachwuchsforscher wollen bis Mitte 2021 beispielsweise mit Netzmodellen analysieren, wie der wachsende Anteil erneuerbarer Erzeugungsanlagen die Spannung im Stromnetz auf dem Lande verzerrt und sich unerwünschte „Oberschwingungen“ häufen. Speziell steht dabei das Mittelspannungsnetz im Mittelpunkt, das elektrische Energie über mittlere Distanzen bis zu 100 Kilometer auf dem Lande bei zehn bis 30 Kilovolt transportiert. Ein Forschungsthema wird dabei sein, wie sicher zum Beispiel Erdungsanlagen noch funktionieren, wenn diese verzerrten Spannungen auftreten, für die sich eigentlich nie ausgelegt waren. Ein anderer Teil der Gruppe untersucht, welche elektrische Isolierstoffe derartigen Spannungsverzerrungen besonders gut standhalten. All dies soll letztlich helfen, Menschen zu schützen, die mit elektrischen Anlagen und Geräte zu tun haben.

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt