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Familie Sturm investiert in Elektronikfirma 35PE in Dresden

Eine Mitarbeiterin veredelt an dieser 35PE-Anlage im Technologiezentrum Dresden GaAs-Wafer im Hochvakuum zu GaAs-Leistungshalbleitern. Foto: 35PE/Kristin SchmidtEine Mitarbeiterin veredelt an dieser 35PE-Anlage im Technologiezentrum Dresden GaAs-Wafer im Hochvakuum zu GaAs-Leistungshalbleitern. Foto: 35PE/Kristin Schmidt

Eine Mitarbeiterin veredelt an dieser 35PE-Anlage im Technologiezentrum Dresden GaAs-Wafer im Hochvakuum zu GaAs-Leistungshalbleitern. Foto: 35PE/Kristin Schmidt

Fränkisches Kapital soll helfen, neue Leistungshalbleiter-Technologie weltweit zu vermarkten

Dresden, 22. November 2018. Das Dresdner Mikroelektronik-Unternehmen „3-5 Power Electronics“ (35PE) bekommt frisches Kapital und – neben der chinesischen SINO Alliance Investment Ltd. – einen neuen Investor: Die fränkische Familie Sturm steigt über ihre Beteiligungsgesellschaft „Sturm Family Office“ (SFO) aus Bad-Mergentheim ein. Das hat die „3-5 Power Electronics GmbH“ mitgeteilt.

Dresdner sehen mit „immenses Potenzial für die Branche“

„Jetzt, nachdem wir eine einzigartige Technologie mit immensem Potenzial für die Branche der Leistungselektronik entwickelt haben, soll uns die neue Finanzierung dabei helfen, unsere Produkte weltweit zu positionieren“, kommentierte 35PE-Chef Gerhard Bolenz die Finanzspritze der Franken. Wieviel genau SFO investiert, wollten die Partner allerdings nicht mitteilen.

Galliumarsenid-Schichten auf Wafern

35PE ist auf Galliumarsenid-Schichten (GaAs) spezialisiert, die sie auf Trägerscheiben (Wafer) aufbringt. Mit diesem besonderen Halbleiter-Material können Chiphersteller elektronische Bauelemente herstellen, die starke Ströme bis zu 150 Ampere und hohe Spannungen bis zu 1700 Volt vertragen. Solche Leistungshalbleiter werden zum Beispiel für Elektroautos, Solaranlagen, Trafos, Kühlschränke, Batterie-Schnellladestationen oder auch in Notstrom-Batterien (USVs) für Rechenzentren benötigt.

Leiten die 3-5 Power Electronics Dresden: die Geschäftsführer Gerhard Bolenz und Volker Dudek. Foto: 35PE/Kristin SchmidtLeiten die 3-5 Power Electronics Dresden: die Geschäftsführer Gerhard Bolenz und Volker Dudek. Foto: 35PE/Kristin Schmidt

Leiten die 3-5 Power Electronics Dresden: die Geschäftsführer Gerhard Bolenz und Volker Dudek. Foto: 35PE/Kristin Schmidt

2015 in Freital gegründet

Ähnliche Verbindungshalbleiter sind beispielsweise Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Diese Materialien sind bereits seit längerem bekannt, sind aber schwieriger als das klassische Chip-Material Silizium zu verarbeiten und im Produktionsprozess auch teurer. Viele dieser Nachteile glauben die 35PE-Ingenieure mit ihrer GaAs-Beschichtungstechnologie überwunden zu haben. 2015 gründeten die Halbleiter-Experten Gerhard Bolenz, Volker Dudek und Richard J. Kulle deshalb in Freital das Unternehmen „35PE“. Der Firmenname leitet sich einerseits von der englischen Bezeichnung für Leistungselektronik (Power Electronics), andererseits von den Hauptgruppen III und V im Periodensystem ab, in denen sich die Elemente Gallium und Arsen finden. 2016 zog das Unternehmen nach Dresden um.

Nur kleiner eigener Reinraum: Firma verfolgt „Fablight“-Modell

Im April 2018 eröffnete 35PE eine vergleichsweise kleine Halbleiterfabrik im städtischen Technologiezentrum Dresden an der Gostritzer Straße. Dabei verfolgt das Unternehmen einen „Fab-light“-Ansatz: Nur die Kristallwachstums-Kernprozesse (Epitaxie) erledigt 35PE im eigenen Reinraum, andere Fertigungsschritte übernehmen Auftragsfertiger wie Azur Space in Heilbronn. „Zu Testzwecken wurden GaAs-Dioden bereits an Hersteller von Leistungsmodulen in Europa und China versendet“, teilte 35PE mit. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen sieben Mitarbeiter. Bisher hatte das Unternehmen 5,3 Millionen Euro eingenommen. Ein Teil dieses Geldes stammt von der Sino aus Shanghai.

Leistungselektronik im Silicon Saxony

Im „Silicon Saxony“ rund um Dresden gab und gibt es mehrere Unternehmen, die sich mit Leistungs-Halbleitern beschäftigen. Dazu gehört die ehemalige 300-Millimeter-Fabrik von Qimonda, die Infineon zum Leistungs-Halbleiter-Werk umgebaut hat. Daran ideell angedockt ist inzwischen die Wafer-Spalt-Firma Siltectra. Außerdem hatte zeitweise die Firma „Azzurro“ in Dresden eine Fabrik für Galliumnitrid-beschichtete Wafer betrieben, war aber bereits 2014 pleite. In Freiberg beschäftigt sich die „Freiberger Compound Materials” (FCM) unter anderem mit Galliumarsenid und Galliumnitrid und kooperiert dafür auch mit dem Namlab der TU Dresden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt