News, Wirtschaft
Kommentare 3

Kamenzer hauchen Akkus neues Leben ein

Ein Liofit-Mitarbeiter bereitet einen Akku-Pack für die Regeneration vor. Foto: Liofit

Ein Liofit-Mitarbeiter bereitet einen Akku-Pack für die Regeneration vor. Foto: Liofit

„Liofit“ regeneriert Energiespeicher für E-Fahrräder

Kamenz, 17. Juli 2013: Die Energietechnologie-Hochburg Kamenz ist um eine Facette reicher: Neben den bekannten Akku-Firmen wie Li-Tec, die Energiespeicher für künftige Elektroautos entwickeln, kümmert sich nun eine Neugründung darum, das Ende eines Batterielebens hinauszuzögern: Die „Liofit GmbH“ haucht Akkumulatoren neue Speicherkraft ein.

Schlechtes Batteriemanagement sorgt bei Lithium-Akkus für Pseudo-Memory-Effekt

Computergesteuert, werden die Akku-Zellen mit individuellen Ladekursen wieder auf Trab gebracht. Abb.: Liofit

Computergesteuert, werden die Akku-Zellen mit individuellen Ladekursen wieder auf Trab gebracht. Abb.: Liofit

„Unsere Hauptzielgruppe sind derzeit vor allem Pedelec-Fahrer“, erzählt Chemiker und Liofit-Chef Ralf Günther. Diese Elektrofahrräder werden von recht teuren Lithium-Ionen-Akkus gespeist. Und die verlieren – trotz aller Versprechen der Hersteller, diese Speichertechnologie kenne keinen „Memory-Effekt“ – oft schon nach wenigen Jahren bis zur Hälfte ihrer ursprünglichen Ladekapazität und damit auch Reichweite. „Schuld daran sind meist ungünstige Batteriemanagement-Systeme“, weiß Günther. Die nämlich laden alle Zellen in einem Akku gleichmäßig – und stoppen den Vorgang, sobald auch nur eine voll ist. Durch kleine Produktionstoleranzen haben aber alle Zellen ein leicht unterschiedliches Fassungsvermögen und diese „Fülldifferenzen“ schaukeln sich mit der Zeit hoch.

Wird solch ein scheinbar seniler Akku den Liofit-Experten vorgelegt, nehmen sie ihn auseinander und bearbeiten die einzelnen Zellen nach einem computergesteuerten Schema bis zu zwei Tage lang mit unterschiedlichen Stromstärken. „Am Ende ist der Akku elektrisch und chemisch wie neu, da geben wir ein Jahr Garantie drauf“, betont Günther.

Ertüftelt von Autobastlern

Ertüftelt haben das Verfahren zwei Autobastler aus Kamenz, die Gebrüder Olaf und Ingo Böttcher, von denen der eine hauptberuflich einen Elektroladen, der andere ein Autogeschäft in der Lessingstadt betreibt. Aufbauend auf der Böttcher-Methode hat Günther, der früher im Arzneimittelwerk Dresden arbeitete, sich aber laut eigenem Bekunden schon immer für Erneuerbare Energien und Elektromobilität interessierte, nun mit drei Kollegen seine Firma geschmiedet. Neben Pedelecs sieht er in nächster Zeit auch akku-getriebene Rollstühle und Rasenmäher als Kandidaten für das Kamenzer Regenerationsverfahren.

Verfahren lohnt sich nur für teure Batterien

„Freilich lohnt sich das nicht für jeden Akku“, räumt er ein. „Unsere Refresh-Kur kostet – je nach Typ – an die 200 Euro, da wird wohl kaum einer seine Elektrobohrmaschine zu uns bringen.“ Man dürfe dabei indes den ökologischen Aspekt nicht vergessen, meint der Liofit-Gründer: „Statt Akkus und Zellen einfach auszutauschen und die Reste zu verschrotten, ist unsere Methode bedeutend umwelt- und ressourcenschonender.“ Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Dresdner Fraunhofer-Forscher entwickeln neue Energiespeicher-Technologien

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

3 Kommentare

Schreibe einen Kommentar