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Schmetterlingsflechte unter der Genlupe

Dr. Christine Wolf. Foto: Hochschulmedizin Dresden

Dr. Christine Wolf. Foto: Hochschulmedizin Dresden

Dresdner Biotechnologin Wolf für SLE-Forschung ausgezeichnet

Dresden, 21. April 2024. Wer wie beispielsweise der Sänger Seal mit seinen Genen die Schmetterlingsflechte beziehungsweise rote Wolfskrankheit geerbt hat, sieht man da oft schon auf den ersten Blick an: Die typischen Male im Gesicht, die frühe Mediziner mit Wolfsbissen verglichen, sind Narben aus Entzündungsreaktionen, die der Körper fälschlicherweise ausgelöst hat – und die auch die inneren Organe schwer schädigen können. Welche Erbgut-Fehler speziell zum „systemischen Lupus erythematodes“ (SLE) führen können, untersucht Dr. Christine Wolf vom Uniklinikum Dresden. Für ihre Forschungen hat die Biotechnologin nun den Dr.-Holger-Müller-Preis 2023 bekommen. Das haben die Dresdner Hochschulmediziner mitgeteilt.

Kleine Mutation löst falsche Immunsystem-Signale aus

Dr. Wolf hat sich vor allem darauf spezialisiert, warum und wie SLE bei Kleinkindern auftritt. Durch eine gründliche Analyse des Erbguts habe Christine Wolf gemeinsam mit ihren Team-Kollegen eine Mutation im Gen „UNC93B1“ bei allen erkrankten Familienmitgliedern identifiziert. „Diese Mutation führt zu einer fehlerhaften Aktivierung eines bestimmten Immunrezeptors, der normalerweise für die Erkennung viraler Strukturen und die Abwehr von Infektionen verantwortlich ist“, heißt es vom Uniklinikum. „Durch die fehlerhafte Aktivierung werden körpereigene Zellen irrtümlicherweise als fremd erkannt und angegriffen, was zur Entwicklung von Autoimmunität führt.“ Dies wiederum könne Haut und innere Organe entzünden und schädigen. „Lupus verursacht Symptome wie Hautausschläge, Gelenkschmerzen, Müdigkeit und kann lebensbedrohlich sein“, warnen die Hochschulmediziner.

Dr. Christine Wolf erklärt ihre Forschung
(Video: Care for Rare Foundation):

Erbgut und Umweltauslöser spielen zusammen

Die genauen Ursachen seien bis heute nicht vollständig bekannt, „aber genetische und Umweltfaktoren spielen eine Rolle“. Auch eine Heilung ist bislang nicht möglich. Ärzte behandeln SLE-Patienten normalerweise, indem sie deren Immunreaktionen unterdrücken, was freilich Nebenwirkungen haben kann und die Ursachen nicht abstellt. Wolfs Studie kann nun womöglich neue Perspektiven für neue Therapien eröffnen.

Der von der „Dr. Holger Müller Stiftung“ ausgelobte Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Die Stiftung würdigt damit herausragende wissenschaftliche Forschungsarbeiten, die sich seltenen Erkrankungen widmen. Als selten gilt eine Erkrankung, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind.

Autor: Oiger

Quelle: UKD/ Hochschulmedizin Dresden

Wissenschaftliche Publikation:

„UNC93B1 variants underlie TLR7-dependent autoimmunity“ von Christine Wolf u.a., in: „Immunology Science“, Januar 2024, Fundstelle im Internet: DOI 10.1126/sciimmunol.adi9769

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt