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Wer hat Angst vorm bösen Pirat?

Modell der "Black Pearl". Foto: Amac Garbe für das Verkehrsmuseum

Modell der „Black Pearl“. Foto: Amac Garbe für das Verkehrsmuseum

Sonderschau in Dresden beleuchtet Symbolik, Ursachen und Kapertechniken von Piraten über Jahrtausende hinweg

Dresden, 20. März 2024. Wer bei „Piraten“ nur an Hollywood-Produktionen wie „Fluch der Karibik“ oder Abenteuerromane wie „Die Schatzinsel“ denkt, sieht nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was Piraterie über die Jahrtausende hinweg ausmachte: Schon Caesar wurde als junger Mann von Piraten gefangen und nur gegen ein hohes Lösegeld freigelassen – sonst wäre die Weltgeschichte womöglich ein wenig anders verlaufen. Und die heutigen Piraten im Roten Meer und anderswo sind mit Sturmgewehren und Panzerfäusten ausgerüstet, haben insofern ebenfalls wenig mit den abenteuerlustigen, rauen, manchmal gar edlen Gesellen zu tun, von denen uns Jerry Bruckheimer und Robert Louis Stevenson erzählen. Und: Piraterie war oft auch Teil von Wirtschaftskriegen zwischen den europäischen Seemächten. All dies und mehr zeigt auch die neue Sonderausstellung „PIRATEN!“, die morgen im Verkehrsmuseum in Dresden öffnet.

Werbevideo des Verkehrsmuseums
für "Piraten!":

„Geschichten von vergrabenen Schätzen und großem Reichtum beflügeln unsere Fantasie“

„Die Geschichten von vergrabenen Schätzen und großem Reichtum beflügeln noch heute unsere Fantasie und finden Eingang in Bücher, Lieder, Filme und Computerspiele“, betonen die Ausstellungsmacher. „Piraterie ist noch immer ein allgegenwärtiges Phänomen auf allen Weltmeeren, auch wenn neuartige Technologien die Arbeitsweise der Piraten maßgeblich verändert haben. Was sich jedoch kaum verändert hat, ist das Bild der Piraten, das in unseren Köpfen existiert.“

Titenkopf-flagge am Eingang der Piratenausstellung. Foto: Amac Garbe für das Verkehrsmuseum

Titenkopf-flagge am Eingang der Piratenausstellung. Foto: Amac Garbe für das Verkehrsmuseum

Eine Gemeinschaft Freier und Gleicher?

Um diesen Bildern nachzuspüren, haben die Kuratoren ihre Exposition in fünf Kapitel geteilt: Ein Teil dieser Faszination erkläre sich aus der Situation auf den Piratenschiffen, die im Ausstellungskapitel „Gemeinschaft“ thematisiert werde: „An Bord spielte keine Rolle, wer man an Land gewesen war“, erklären die Ausstellungsmacher. „Dies stand lange Zeit im Gegensatz zum Leben in vielen Ländern, in denen die Menschen über Jahrhunderte bereits per Geburt ihren jeweiligen gesellschaftlichen Stand zugewiesen bekamen. Zur weiteren Abgrenzung von den europäischen Monarchien waren zudem vielen Piratensiedlungen des 17. und 18. Jahrhunderts als Republiken organisiert.“

Ursachen von Piraterie

Dabei seien die Motive, warum die Mitglieder der Mannschaft zu Piraten wurden, sehr unterschiedlich gewesen. „Manche Kapitäne fuhren im Auftrag von Königinnen und Königen, einige Männer und Frauen flohen vor der Armut oder der Strafverfolgung auf die Schiffe, andere trieb die Abenteuerlust oder die Hoffnung auf schnellen Reichtum. Dies zeigen die unterschiedlichen Biografien von Piratinnen und Piraten im Kapitel ,Ursachen’“.

Symbole: Totenkopf und Angst

Einige Piraten seien auch heute noch bekannt, weil sie sich zu Lebzeiten zu inszenieren wussten, betonen die Kuratoren. Als prominenteste Beispiel verweisen sie auf Edward Teach, bekannt als „Blackbeard“, der sich offenbar vor Schlachten brennende Lunten in seinen Bart geflochten habe. Zur Abschreckung dienten auch die Piratenflaggen, die mit Elementen wie Totenkopf, Skelett und Knochen Angst einjagen sollten, wie das Ausstellungskapitel „Symbole“ zeigt. Heute nutzen Vereine oder Unternehmen die Flagge, um sich als unangepasst und rebellisch darzustellen.

Die Techniken der Piraten

Bei Angriffen waren die nautischen und auch strategischen Kenntnisse der Piraten gefordert. Sie nutzten jede Chance, um ein Schiff zu kapern und dessen Ladung oder das Schiff selbst als Prise, also Beute, zu nehmen. Die Piraten wollten feindliche Schiffe erobern, nicht versenken, da sich diese und deren Ladungen zu Geld machen ließen. Welche Taktiken und Hilfsmittel sie dabei verwendeten, ist im Ausstellungskapitel „Techniken“ zu sehen.

Abrechnung: Traum von Beute führte viele in den Tod

„Mit Hilfe der Beute wollten die Piraten ihren eigenen Lebensabend finanziell absichern“, heißt es vom Verkehrsmuseum. „Dieser Traum ging nur für wenige in Erfüllung, wie im Kapitel „Abrechnung“ zu erfahren ist. Viele von ihnen starben stattdessen durch die harten Lebensbedingungen an Bord oder an Verletzungen, andere wurden durch die Kriegsmarinen gefangen genommen und hingerichtet.“

Familie an Piraten-Fotostation. Foto: Amac Garbe für das Verkehrsmuseum

Familie an Piraten-Fotostation. Foto: Amac Garbe für das Verkehrsmuseum

Viele Mitmach-Stationen

Zu sehen sind in diesen Ausstellungskapiteln zahlreiche Exponate, darunter Piratenfahnen, Modelle von Piratenschiffen, Bordkanonen, Silbermünzen und dergleichen mehr. Zu erleben sind aber auch viele Mitmach-Möglichkeiten für Familien: Kinder wie Erwachsene können bei einem Test herausfinden, was für ein Kapitänstyp sie gewesen wären, sich aus typischen Piratensymbolen eine eigene Flagge gestalten und beim gemeinsamen Rudern ein Handelsschiff verfolgen. Gleichsam unterhaltsam und lehrreich führt eine Familienspur durch die Ausstellung: Auf der Suche nach einem Piratenschatz gilt es, Knobelaufgaben zu lösen und so den Code zum Öffnen der Schatztruhe zu erfahren. Flankiert wird die Sonderschau durch ein Begleitprogramm

Kurzüberblick:

  • Was? Sonderausstellung „PIRATEN!“
  • Wann? 21. März 2024 bis 5. Januar 2025 jeweils dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr
  • Wo? Verkehrsmuseum Dresden, Augustusstraße 1
  • Eintritt: elf Euro, ermäßigt fünf Euro
  • Mehr Infos: verkehrsmuseum-dresden.de

Begleitprogramm:

  • 23.3., 24.8., 14.12. | jeweils 15-16 Uhr | Piraten! Kuratorenführung
  • 6.4., 4.5., 1.6., 6.7., 3.8., 7.9., 5.10., 2.11., 7.12.2024, 4.1.2025 | jeweils 15-16 Uhr | Piraten! Familienführung
  • 8.6. | 18 – 24 Uhr | Museumsnacht Dresden
  • 19.9. | Talk like a Pirate Day – Nenne das Piraten-Codewort und erhalte freien Eintritt.
  • 22.10. | 19 Uhr | Podiumsgespräch „977 Tage in der Hand von Piraten“ mit dem Journalisten Michael Scott Moore
  • 15.11. | Stummfilm mit Stimme | Ralph Turnheim vertont live den Film „Black Pirate“ (1926)
  • 17.11. | Internationaler Vorlesetag rund ums Thema „Piraten!“ in Kooperation mit der Zentralbibliothek Dresden
  • 23.11. |10 – 18 Uhr | Das Museumsmausfest – Flitzi feiert | Piratinnen und Piraten erhalten freien Eintritt.
  • Für Kinder:
  • 9.4. 2024 – 5.1.2025 | buchbarer Kindergeburtstag „Dem Piratenschatz auf der Spur“ |
  • Alter: 7-10 Jahre
  • Osterferien
  • 28.3. – 7.4. | Oster-Schatzsuche in der Ausstellung „Piraten!“
  • Sommerferien
  • 26.6. bis 1.8. | | immer mittwochs und donnerstags | jeweils 10:30 Uhr | Sommerferienprogramm „Piraten! Von Schatzinseln, Karten und der ganz fetten Beute
  • 23.7. und 30.7. | 15-17 Uhr | PIRATENwelten: Geschichten lauschen und Rätsel knacken | in Kooperation mit der Zentralbibliothek Dresden
  • Herbstferien
  • 9.10., 10.10., 16.10., 17.10. | immer mittwochs und donnerstags | jeweils 10:30 Uhr | Herbstferienprogramm „Piraten!“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Verkehrsmuseum Dresden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt