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Chinesische Botschaft: Ein Drittel der deutschen Firmen nutzt Neue Seidenstraße

Vor allem den Bau neuer Logistikzentren haben viele deutsche Unternehmen in der Umfrage der Chinesen als besonders wichtigen Punkt der "Neuen Seidenstraße" hervorgehoben. Grafik: Media Consulta Berlin

Vor allem den Bau neuer Logistikzentren haben viele deutsche Unternehmen in der Umfrage der Chinesen als besonders wichtigen Punkt der „Neuen Seidenstraße“ hervorgehoben. Grafik: Media Consulta Berlin

Mit der „Belt and Road Initiative“ will Präsident Xi den Handel ankurbeln – doch das Infrastruktur-Großprojekt hat auch Kritiker

Berlin/Peking, 28. Januar 2024. Jedes dritte deutsche Unternehmen war bereits direkt an Projekten der „Neuen Seidenstraße“ beteiligt. Fast ebenso viele haben indirekt von den Entwicklungen entlang der Route profitiert. Das hat die chinesische Botschaft in Berlin mitgeteilt. Sie stützt sich dabei auf eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage des Forschungsinstituts „Bilendi & respondi“ unter 205 deutschen Wirtschaftsentscheidern.

900 Milliarden in 10 Jahren investiert

Offiziell heißt die „Neue Seidenstraße“ eigentlich „Belt and Road Initiative“ (BRI). Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hatte das Vorhaben vor zehn Jahren gestartet. Bisher hat China schätzungsweise über 900 Milliarden Dollar in die BRI hinein gepumpt. Mit diesem Infrastrukturprojekt wollen die Chinesen Asien und Europa mit möglichst durchgängigen Bahn-, Straßen- und Schiffsstrecken enger verbinden. Mittlerweile sei diese „Initiative für die hiesige Wirtschaft ein wichtiges Thema“, heißt es von der Botschaft. „Die BRI hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft entwickelt und bietet auch deutschen Unternehmen zahlreiche Beteiligungsmöglichkeiten.“

Kritiker werfen Chinesen vor, neue Abhängigkeiten zu generieren

Die Neue Seitenstraße ist allerdings auch umstritten: Eine Reihe westlicher Politiker stufen das Projekt als Versuch der kommunistischen Regierung in Peking ein, im Westen mehr Einfluss zu gewinnen und in erster Linie die eigenen Exporte zu stärken. Zudem gab es in der Vergangenheit auch Vorwürfe, dass China die Regionen und Staaten, in denen sie Umschlagplätze, Gleise und andere Infrastrukturen für die BRI baue, abhängig vom Reich der Mitte mache. Ob Peking allerdings diese Staaten gezielt in eine Schuldenfalle treibt oder die chinesischen Banken schlichtweg teils sehr riskante Kredite vergeben und dann haben abschreiben müssen, ist wiederum durchaus umstritten.

55 % der Befragten sehen Chancen in engerer Zusammenarbeit mit China

Andererseits verweist die chinesische Botschaft aber auf die Befunde ihrer Umfrage in deutschen Unternehmen. Demnach sehen viele Manager in dem Projekt eher Chancen als Risiken: „Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) sehen in einer intensiveren wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China große Potenziale für die Wirtschaft“, heißt es da. Und: „Besonderen Stellenwert messen deutsche Unternehmen den neuen Logistikzentren bei (42 Prozent). Eine effiziente Logistikinfrastruktur entlang der Neuen Seidenstraße schafft nachhaltige Transportwege und hilft dabei, die eigenen Lieferketten zu optimieren. Ebenso wichtig sind schnellere Güterzugverbindungen, die von 41 Prozent als relevant genannt wurden. Die damit verbundene Beschleunigung des Warentransports verspricht erhebliche Effizienzgewinne. Darüber hinaus sehen 40 Prozent der deutschen Unternehmen die Initiative als Chance, um neue Absatzmärkte zu erschließen.“

Allerdings haben auch die Umfrage-Befunde den Finger auf einige Probleme der Neuen Seidenstraße gelegt: So sehen 44 Prozent der Befragten eine starke chinesische Konkurrenz als Herausforderung. Schwierige Geschäftsumfelder entlang der Route gaben 40 Prozent der Unternehmen als eine „schwer zu kalkulierende Unwägbarkeit“ an.

Quellen: Chinesische Botschaft in Berlin, NZZ, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt