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Dresdner setzen auf Programmieren ohne Programmierer

Grafische Systeme sollen auch Fachleuten ohne Programmierkenntnisse die Digitalisierung ganzer Arbeitsabläufe im Low- oder No-Code-Verfahren ermöglichen. Foto: SQL Projekt AG

Grafische Systeme sollen auch Fachleuten ohne Programmierkenntnisse die Digitalisierung ganzer Arbeitsabläufe im Low- oder No-Code-Verfahren ermöglichen. Foto: SQL Projekt AG

SQL Projekt schlägt angesichts von Fachkräfte-Engpässen „Low Code“-Digitalisierung vor

Dresden, 23. August 2023. Weil immer mehr Unternehmen inmitten des digitalen Wandels Probleme nicht mehr genug erfahrene Programmierer finden, schlägt die Dresdner Software-Schmiede „SQL Projekt“ einen Weg ein, den man so ähnlich auch von der Legoroboter-Steuerung kennt: Mit speziellen bildhaften Systemen beziehungsweise Editoren können zunehmend auch Mitarbeiter ohne Informatik-Ausbildung ganze Arbeitsläufe in ihrem Betrieb automatisieren und digitalisieren.

Idee: Fachleute entwickeln Software selbst – und muss kaum oder gar keine Code-Zeilen kennen

Diese Systeme erfordern entweder nur wenige („Low Code“) oder gar („No Code“) spezialisierte Programmierkenntnisse vom Nutzer. Die Fachleute aus den jeweiligen Unternehmens-Sektionen modellieren damit ähnlich wie in Block- oder Flussdiagrammen ihre Arbeitsabläufe symbolisch und die Spezial-Software im Hintergrund übersetzt diese Konzepte dann in Programmiersprachen, die ein Computer verstehen kann.

Stefan Ehrlich. Foto: SQL Projekt AG

Stefan Ehrlich. Foto: SQL Projekt AG

„Oft Hunderte Applikationen in einem einzigen Unternehmensbereich“

„SQL Projekt“-Chef Stefan Ehrlich verweist die Fachkräftelücken in den Informationstechnologien (IT) und die wachsende Aufgabenflut im Zuge neuer digitaler Transformations-Schübe, die derzeit auch in kleinen und mittleren Unternehmen im Gange sind. „So finden sich oft Hunderte Applikationen und etliche Verbindungen in einem einzigen Unternehmensbereich“, meint Ehrlich. „Es existieren jedoch keine hundert IT-Fachspezialisten, die diese Anwendungen und Schnittstellen betreiben, warten und weiterentwickeln.“

68.000 bis 137.000 IT-Stellen unbesetzt

Dass die deutsche Wirtschaft mit einem wachsenden Fachkräfte-Mangel im IT- Sektor kämpft, ist inzwischen solide belegt. Das „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW) in Köln beispielsweise geht von knapp 68.000 offenen IT-Stellen im Jahr 2022 aus, der deutsche Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ aus Berlin geht sogar von 137.000 unbesetzten Stellen aus. Allein an Europas größtem Mikroelektronik-Standort im Dreieck Dresden-Freiberg-Chemnitz geht der Branchenverband „Silicon Saxony“ von fast 12.000 Fachkräften aus, die bis 2030 allein in der sächsischen Software-Branche zusätzlich gebraucht werden.

Ein Wandelbots-Mitarbeiter macht dem Leichtbau-Roboter im Hintergrund mit einem "Tracepen"-Sensorstift eine neue Aufgabe an einer Scheibe vor. Foto: Wandelbots

Ein Wandelbots-Mitarbeiter macht einem Roboter mit einem „Tracepen“-Sensorstift eine neue Aufgabe an einer Auto-Scheibe vor. Foto: Wandelbots

Neben mehr Informatik-Ausbildung sollen auch KIs sowie Low- und No-Code-Technologie helfen

Angesichts dieser Größenordnungen wird einerseits der Ruf lauter, die Informatik-Studienkapazitäten an Unis, Hoch- und Fachschulen deutlich auszubauen. Als zweiter möglicher Königsweg gilt eine stärkere Automatisierung und Vereinfachung der Software-Genese: So ist zu erwarten, dass Künstliche Intelligenzen (KIs) künftig dem Menschen einfache Programmieraufgaben abnehmen. Aber auch die „Low Code“- und „No Code“-Konzepte, wie sie „SQL Projekt“ vorschlägt, gelten als möglicher Pfad aus den Programmier-Engpässen. Ähnliche Ideen verfolgen übrigens auch Robotik-Firmen: Die Dresdner Uni-Ausgründung „Wandelbots“ beispielsweise hat Lernstationen entwickeln, an denen Facharbeiter bestimmte Arbeitsgänge vormachen und damit einen Roboter binnen weniger Stunden oder gar nur Minuten anlernen – ganz ohne Kenntnisse in Roboter-Programmierung.

Die „SQL Projekt“ wiederum wurde 1992 durch den Robotron-Datenbankexperten Jürgen Bittner gegründet. Seit den Anfängen als Datenbank-Dienstleister hat das Unternehmen weitere Geschäftsfelder hinzugekommen. Dazu gehören vor allem Software-Lösungen, die Geschäftsprozesse in den Kundenunternehmen digital abbilden und verknüpfen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SQL Projekt, Bitkom, IW, Silicon Saxony, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt