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Bund gibt 150 Millionen Euro „Manufacturing-X“

Mit AR-Datenbrillen erkennt eine Frau  in einem Presswerk durch visuelle Datenanalyse mögliche Bauteilfehler – und kann eingreifen. Auch dies kann ein Baustein für ein Manufacturing-X-Netzwerk werden. Visualisierung: Fraunhofer-IWU Chemnitz

Mit AR-Datenbrillen erkennt eine Frau in einem Presswerk durch visuelle Datenanalyse mögliche Bauteilfehler – und kann eingreifen. Auch dies kann ein Baustein für ein Manufacturing-X-Netzwerk werden. Visualisierung: Fraunhofer-IWU Chemnitz

Nach dem Vorbild des Autonetzwerks Catena-X soll nun auch ein Daten-Ökosystem für die ganze deutsche Industrie 4.0 entstehen

Berlin, 21. August 2023. Damit die deutsche Industrie künftig einfacher Produktions- und Liefer-Informationen entlang ganzer Wertschöpfungsketten austauschen kann, will Bundeswirtschaftsministerium den Aufbau eines industriellen Daten-Ökosystems „Manufacturing-X“ mit 150 Millionen Euro fördern. Das hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) heute angekündigt. Sein Haus nimmt ab sofort dafür auch Förderanträge von Konsortien entgegen.

Robert Habeck. Foto: Susanne Eriksson für das BMWi

Robert Habeck. Foto: Susanne Eriksson für das BMWi

Minister Habeck sieht „wichtigen Hebel für die digitale Transformation“

„Die Industrieinitiative Manufacturing-X ist ein wichtiger Hebel für die digitale Transformation der Industrie“, erklärte Habeck. „Es geht zum Beispiel darum, durch eine enge Zusammenarbeit bei Daten Produktionen effizienter und industrielle Lieferketten resilienter zu machen. Dadurch kann die deutsche Industrie vom Fabrikausrüster zum Digitalausrüster der Welt werden und gleichzeitig zum Vorreiter für eine klimafreundliche industrielle Produktion.“

Konzept: Durch Regeln Datenaustausch ermöglichen und doch Firmengeheimnisse schützen

Vorbild für „Manufacturing-X“ ist die deutsche Automobilbranche, die mit „Catena-X“ bereits solch ein Datenökosystem recht erfolgreich betreibt. Die Idee dabei: Wenn jede Fabrik immer genau weiß, wo sie die gerade benötigten Bauteile zukaufen kann, wo sich die Zuliefer-Komponenten gerade befinden und wie sie gefertigt worden sind, dann wird die ganze Produktion effizienter. Zudem können selbst mittelständige und kleine Zulieferer wie Endproduzenten damit rechtliche Auflagen aus Lieferkettengesetz, Datenschutz und -sicherheit leichter erfüllen. Und: Im Zuge der vierten industriellen Revolution („Industrie 4.0“) werden selbst einzelne Maschinen mit immer mehr Sensoren und anderen Datenquellen ausgestattet. Das macht ihr Zusammenspiel in Fertigungslinien zu einer komplexen Aufgabe. Die dabei wachsenden Datenfluten können aber nur sinnvoll entlang der gesamten Wertschöpfungskette genutzt werden, wenn es dafür beispielsweise Regeln zum Firmen-Geheimnisschutz vereinbart und automatisierte Auswertungs-Prozesse installiert worden sind.

André Rauschert. Foto: Fraunhofer-IVI

André Rauschert. Foto: Fraunhofer-IVI

Maschinenbau will so etwas auch haben

Bei Catena-X hatten „Leithammel“ wie BMW und SAP die Koordination bei der Lösung all dieser Aufgaben übernommen. Seither ist das Netzwerk stark gewachsen und funktioniert dem Vernehmen nach auch für mittelständische Zulieferer recht gut. „Daher ist die Idee gewachsen, dass der Maschinenbau so etwas auch gut gebrauchen könnten“, erklärt André Rauschert vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme. „Und wenn das dort gut läuft, werden sich wohl auch Chemie, Pharmaindustrie und andere Branchen mitmachen.“

Konsortien können nun Förderanträge einreichen

Nun sind Unternehmen oder Organisationen gefragt, die Ähnliches wie „Catena-X“ nun mit „Manufacturing-X“ für wichtige Industriezweige in Deutschland und darüber hinaus aufbauen. Als ein Kandidat für solch einen Konsortialführer gilt unter anderem das Laser-Unternehmen „Trumpf“. Basieren soll all dies nach den Prinzipien quelloffener Programme („Open Source“) und das europäische Rechnerwolken-Regelwerk „Gaia-X“ benutzen.

Antragsteller können ihre Projektskizzen nun bis zum 31. Dezember 2023 beim Wirtschaftsministerium einreichen. Nähere Infos gibt es hier im Bundesanzeiger.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: BMWK, Bundesanzeiger, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt