Forschung, News, zAufi

Biegsames Ultradünn-Glas für Falt-Handys und Elektroautos

Biegetest an den Ultradünn-Gläsern. Foto: Timotheus Liebau für das Fraunhofer FEP

Biegetest an den Ultradünn-Gläsern. Foto: Timotheus Liebau für das Fraunhofer FEP

Reinraum-Pilotlinie im Fraunhofer-FEP hat Dresden zeigt Weg zur Massenproduktion

Dresden, 17. August 2023. Extrem dünnes und biegsames Glas soll Kunststoff-Folien vielerorts ersetzen: Als hochwertiges und besser wiederverwertbares durchsichtiges Material schützt es heute beispielsweise faltbare Smartphones, Fingerbildschirme im Auto und dergleichen mehr. Dresdner Fraunhofer-Ingenieure haben nun gemeinsam mit Partnern im Pilotmaßstab eine Fertigungs- und Beschichtungsstrecke für 30 Mikrometer dünne Gläser entwickelt, die sich als Grundstein für eine künftige Massenproduktion von Ultradünnglas eignet. Das geht aus einer Mitteilung des Fraunhofer-Instituts für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) in Dresden hervor.

Nachrüst-Chance für Glasfassaden

Eine Massenproduktion um von großformatigem Ultradünngläsern ist die Voraussetzung, um sie für auch breiter einzusetzen: zum Beispiel, um Fensterscheiben an ganzen Bürokomplexen im Nachhinein so nachzurüsten, dass sie sich automatisch verdunkeln oder aufhellen, wenn draußen die Sonne scheint oder es düster wird. Massenhaft eingesetzt, könnte dies den Energieverbrauch im Gebäudesektor stark senken. Auch im Elektroauto-Bau, in der Mikroelektronik, für Labortechnik und viele andere Applikation wäre das Ultradünnglas eine nachhaltige und hochwertigere Alternative zu Kunststoff-Folien. Nicht zuletzt können Gläser letztlich wieder eingeschmolzen und in der Glasproduktion wiederverwendet werden, während das Recycling von Plaste & Co. bis heute nur mäßig gut funktioniert.

Auf unsichtbaren Luft-Händen getragen

Die nun in FEP-Reinräumen im Zuge des „Glass4Flex“-Projektes eingerichtete Ultradünnglas-Fertigungsstrecke ist laut Projektleiterin Kerstin Täschner einzigartig. Damit lassen sich auch Gläser in Formaten bis 60 Zentimeter mal 1,20 Meter herstellen, die für einen industriellen Einsatz nötig sind. Zur Fertigungslinie gehören unter anderem spezielle Reinigungsbäder, besondere Weißlichtinterferometer, die die Beschichtungsqualität überwachen, sowie spezielle Transporter, die verhindern sollen, dass das extrem dünne Glas während der Produktion bricht. Dieses neue Transfersystem der Moritzburger Firma „Adenso“ besteht aus Wagen, die die Gläser berührungslos auf einem Luftkissen im Reinraum bewegen.

Die Projektpartner wollen ihre neue Ultradünnglas-Strecke als nächstes während der Konferenz „V2023“ vom 18. bis 21. September 2023 in Dresden dem Fachpublikum vorführen, um weitere Industriepartner dafür zu gewinnen. Zum Glass4Flex-Konsortium gehören bereits das Glas-Unternehmen Schott, die erwähnte Adenso aus Sachsen, die Schmid-Gruppe, die Gesellschaft für Bild- und Signalverarbeitung, die „ProTec Carrier Systems“ und die Biegetest-Firma „Bayflex Solutions“.

Autor: hw

Quelle: FEP

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt