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Dresdner KI-Doc soll künftig Magersüchtige behandeln

KI-Doc bei der Arbeit, so wie sich das die KI "Dall-E" vorstellt: Die Künstlichen Intelligenzen können beispielsweise Hirnschäden von Magersüchtigen analysieren. Visualisierung: Dall-E

KI-Doc bei der Arbeit, so wie sich das die KI „Dall-E“ vorstellt: Die Künstlichen Intelligenzen können beispielsweise Hirnschäden von Magersüchtigen analysieren. Visualisierung: Dall-E

Uniklinik-Studie: Künstliche Intelligenz kann Hirn-Änderungen bei Anorexie voraussagen

Dresden, 15. August 2023. „Künstliche Intelligenzen“ (KI) sollen künftig bei der Behandlung magersüchtiger Mädchen und Frauen helfen – indem sie individuelle Therapiepläne und Prognosen für jede einzelne Patientin entwerfen. Diesen Plan verfolgen derzeit Mediziner am Uniklinikum Dresden (UKD) und stützen sich dabei auf eine Studie.

Hoffnung auf individuellere Therapiepläne

Demnach kann der „KI-Doc“ recht genau vorhersagen, wie sich das graue Hirngewebe bei den Magersüchtigen je nach Therapieplan erholt – oder eben nicht. Dies eröffne die Chance, mit KI-Hilfe „Therapieverläufe und -anwendungen individuell auf die jeweilige Patientin anzupassen“, erklärte Prof. Stefan Ehrlich vom UKD-Zentrum für Essstörungen.

KI mit Hirn-MRTs angelernt

Für ihre Analyse hatten die Ärzte die Magnetresonanz-Tomographien (MRT) von 369 Patienten untersucht. Dabei handelte es sich um Magersüchtige, die gerade erst eine Therapie begonnen hatten, sowie um ehemalige Patienten mit unterschiedlichen Behandlungserfolgen. Dabei zeigte sich, dass sich die Gehirne von Magersüchtigen strukturell veränderten und dies auch nach einer teilweisen Gewichtszunahme so blieb. Aber: „Erfreulicherweise wiesen diejenigen, die ihr Gewicht langfristig erfolgreich und stabil wiederhergestellt hatten, diese Veränderungen nicht auf“, berichten die Studien-Autoren.

Was aber vielleicht sogar noch bemerkenswerter war: Eine gut angelernte KI konnte anhand der MRT-Aufnahmen „potenzielle dauerhafte Veränderungen in den Gehirnstrukturen von Menschen mit Anorexia Nervosa identifizieren“. Und daraus können KI und Ärzte dann individuelle Therapie-Pläne ausarbeiten.

Wichtiges Zusammenspiel zwischen Medizin und Forschung

Für UKD-Medizinvorstand Prof. Michael Albrecht ist dieser Ansatz ein weiterer Beleg dafür, „wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Medizin und Forschung ist. Die Erkenntnisse sind extrem wichtig, wenn es um individuelle Therapiepläne der Betroffenen geht. Das kommt unseren Patientinnen und Patienten zugute“.

Magersucht kann Hirn und andere Organe schädigen

Vor allem seit der Corona-Krise sind Magersucht und ähnliche Essstörungen ein wachsendes Problem in Deutschland. Hungerten sich 2011 im Schnitt elf von 1000 Teenagerinnen in der Bundesrepublik auf ein ungesundes Maß herunter, sind es inzwischen durchschnittlich 18 von 1000 Zwölf- bis 17-Jährige. Meist sind die Mädchen fälschlicherweise überzeugt, viel zu dick zu sein. „Laut aktueller Hochrechnung in der Krankenkassenstudie dürften bundesweit mittlerweile etwa 50.000 Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren betroffen sein“, informiert das UKD-Zentrum. „79 Prozent davon sind Mädchen und junge Frauen.“ In Sachsen werden durchschnittlich reichlich 700 jugendliche Patientinnen pro Kalenderquartal mit einer Essstörung ambulant behandelt. Bei schweren Verläufen kann Magersucht („Anorexia Nervosa“) zum Organversagen und zum Tode führen.

Quelle: UKD

Wissenschaftliche Publikation:

„Predicting long-term outcome in anorexia nervosa: a machine learning analysis of brain structure at different stages of weight recovery“ von Dominic Arold, Fabio Bernardoni, Daniel Geisler, Arne Doose, Volkan Uen, Ilka Boehm, Veit Roessner, Joseph A. King und Stefan Ehrlich, in: „Psychological Medicine“, August 2023, Fundstelle im Netz hier

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt