Halbleiterindustrie, News, Wirtschaftspolitik, zAufi

Dresden muss sich stärker mit Landkreisen vernetzen – auch wegen TSMC-Effekten

Frank Bösenberg. Foto: Tommy Halfter für Silicon Saxony

Frank Bösenberg. Foto: Tommy Halfter für Silicon Saxony

Silicon Saxony plädiert für mehr S-Bahnen, Schulen und Kitas, damit Großraum Dresden im Ganzen von Wachstum der Hightech-Industrie profitiert

Dresden, 14. August 2023. Die sächsische Landeshauptstadt muss enger mit den benachbarten Landkreisen Bautzen und Meißen kooperieren, um das Wachstumspotenzial der Hochtechnologie-Wirtschaft im Großraum Dresden praktisch zu nutzen. Dafür hat Geschäftsführer Frank Bösenberg vom sächsischen Mikroelektronik-Branchenverband „Silicon Saxony“ plädiert – auch mit Blick auf die geplante Mega-Chipfabrik, die TSMC demnächst im Dresdner Norden bauen will. „Wenn man das richtig anstellt, dann profitiert auch der ländliche Raum rings um Dresden von dieser Entwicklung“, sagte er.

Pendler-Einzugsgebiet soll wachsen

So müssten beispielsweise die Städte und Dörfer rings um die Chipindustrie im Dresdner Norden besser durch S-Bahnen, Busse und über andere Verkehrsmittel angeschlossen werden. Dies eröffne dann auch neue Möglichkeiten für Fachkräfte, die in den Dresdner Chipfabriken anheuern, rings um die Stadt zu wohnen. „Je besser und weiter Stadt und Region verkehrsmäßig vernetzt sind, umso größer wird auch das Einzugsgebiet für Pendler sein“, meint der Silicon-Saxony-Geschäftsführer.

Standort soll durch mehr Angebote fürs Wohnen und Leben attraktiver werden

Eine größeres Einzugsgebiet könnte wiederum dafür sorgen, dass der ohnehin angespannte Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt nicht überstrapaziert werde und Wohnraum im ländlichen Raum besser genutzt wird. Zugleich kann dies den Großraum Dresden als Zuzugsstandort attraktiver machen. Über die Steuern und die Kaufkraft der Zuzügler würde auch das Umland profitieren.

Nachfrage nach Gymnasien und Kitas im Dresdner Norden besonders hoch

Wichtig sei es allerdings auch, die Schul- und Kita-Baupläne in Dresden und in den Umlandgemeinden besser aufeinander abzustimmen. Denn über den ganzen Landkreis oder die ganze Stadt gesehen, mag der Neubaubedarf an Schulen und Kitas womöglich gar nicht so groß sein. Doch gerade im Dresdner Norden sei die Nachfrage nach Gymnasien und Kitas besonders groß, betont Bösenberg. Er verweist beispielhaft auf das Gymnasium Klotzsche, das bereits sechszügig betrieben werde, obwohl es nur für jeweils fünf Klassen pro Jahrgangsstufe konzipiert sei. „Solche Probleme könnte die Stadt gemeinsam mit den Landkreisen besser als bisher lösen“, ist er überzeugt.

Starker Zuwachs bereits vor TSMC-Entscheidung erwartet

Der Verband „Silicon Saxony“ geht davon aus, dass Mikroelektronik, Softwareindustrie und verwandte Hightech-Branchen im Dreieck Dresden-Chemnitz-Freiberg im Jahr 2030 die Marke von 100.000 Beschäftigten erreichen wird. Zum Vergleich: Derzeit arbeiten reichlich 76.000 Menschen im den Unternehmen des „Silicon Saxony“-Netzes. Aus eigener demografischer Kraft wird der Standort diesen erheblichen Zuwachs nicht decken können, wird also auf Zuzügler, mehr Umlandpendler, zusätzliche Ausbildungsanstrengungen und andere Fachkräftegewinne angewiesen sein. Noch nicht eingerechnet ist hier der zusätzliche Fachkräftebedarf durch die TSMC-Großansiedlung: Die neue Chipfabrik selbst wird rund 2000 Arbeitskräfte brauchen. Inklusive der Effekte auf Zulieferer, Kunden, Infrastrukturwirtschaft und dergleichen könnte der Gesamteffekt auf den Dresdner Arbeitsmarkt sogar bei über 10.000 neuen Jobs liegen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Auskünfte Bösenberg, Silicon Saxony, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt