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Fachkräftemangel drängt nun auch Textilbranche zum Roboter-Einsatz

Ein vom STFI abgelernter Roboter von "Universal Robots" bestückt das Spulengatter einer Webmaschine. Bildschirmfoto (hw) aus de Präsentation "Robotik in der Textilfabrik der Zukunft", STFI

Ein vom STFI abgelernter Roboter von „Universal Robots“ bestückt das Spulengatter einer Webmaschine. Bildschirmfoto (hw) aus der Präsentation „Robotik in der Textilfabrik der Zukunft“, STFI

Robotik-Werkstatt in Chemnitz stellt Lösungen vor

Chemnitz, 1. Juni 2023. Im Automobilbau und in den Chipfabriken haben sie sich längst durchgesetzt: Industrieroboter, die meist in stahlgitterumzäunten Gitterboxen ganze Schichten ohne Pause durchrackern, Schweißnähte setzen, Wafer in Anlagen schieben und andere monotone Aufgaben erledigen, die Menschen auf Dauer zu stressig oder zu langweilig sind. Weil sich aber gerade auch im Erzgebirge immer weniger junge Leute finden, die sich die Bedienung einer Webmaschine als lebenslange Aufgabe vorstellen können, setzen inzwischen auch mehr und mehr Betriebe aus der westsächsischen Textilindustrie auf Roboter.

Wirtschaftsförderung sieht Umdenkprozess im Gange

„Der Mangel an Fachkräften zwingt die Unternehmen zum Nachdenken über Automatisierungslösungen und Robotikkonzepte“, schätzen die Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS) und der „Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie“ (VTI) ein. Sie laden deshalb am 6. Juni 2023 Branchenvertreter zu einer Projektwerkstatt „Robotik in der Textilindustrie: Revolution oder Vision?“ ins Sächsische Textilforschungsinstitut nach Chemnitz ein.

Regionale Akteure im Fokus

Wo stehen wir eigentlich? Gibt es bereits praxistaugliche Lösungen und woran muss noch gearbeitet werden? Gibt es vielleicht sogar regionale Akteure, die das Thema vorantreiben können? Was tun andere Branchen? Diese und weitere Fragen wollen Robotik-Forscher, Ingenieure, Unternehmensvertreter aus der Praxis und Wirtschaftsförderer während dieser Tagung gemeinsam beantworten.

Noch sieht der Greifer aus dem Hause Poweron etwas klobig ist, es handelt sich eben noch um einen Demonstrator. Er soll das Zusammenspiel von künstlichen Muskeln, Neuronen und haut an Roboterhänden vorführen. Foto: Poweron

Noch sieht der Greifer aus dem Hause Poweron etwas klobig ist, es handelt sich eben noch um einen Demonstrator. Er soll das Zusammenspiel von künstlichen Muskeln, Neuronen und haut an Roboterhänden vorführen. Foto: Poweron

Textilroboter muss anders greifen als der Stahl-Kollege aus der Autoindustrie

So erörtern beispielsweise Sophie Herz und Dr. Tino Kühn vom Lehrstuhl für die Entwicklung und Montage von textilen Produkten der TU Dresden, welche besonderen Greifer Roboter brauchen, die eben nicht mit Auto-Stahlblechen herumhantieren, sondern empfindliche Textilstoffe zurechtlegen sollen. Zu diesem Thema steuert die sächsisch-neuseeländische Technologiefirma „PowerON“ aus Dresden ihre Erfahrungen mit künstlichen Muskeln für Roboterhände bei.

Kobot dürften in kleinen Bestands-Fabriken größere Rolle spielen

Neben den haptischen Herausforderungen müssen Roboter in der Textilindustrie aber weitere Probleme lösen, die es so in Auto- oder Halbleiterfabriken oft gar nicht gibt: Viele Textilfirmen in Sachsen sind nicht nur personell, sondern auch in ganz wörtlichem Sinne kleinteilig – für Abtrennkäfige ist da kaum Platz. Daher werden kollaborative Roboter (Kobots), die auf sich annähernde Menschen automatisch reagieren, in der Textilbranche wahrscheinlich eine größere Rolle spielen als in den großen Fahrzeug-Fabs. Daher wird beispielsweise Thomas Pfaff vom Sächsischen Textilforschungsinstitut die „Programmierung eines kollaborierender Roboter“ erläutern. Auch die Sensorik und Bildverarbeitung von Robotiklösungen wird während der Tagung auf der Agenda stehen.

Weitere Informationen zur Robotik-Werkstatt und Anmeldemöglichkeiten gibt es hier im Netz.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: WFS, VTI

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt