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Raumfahrtschmiede in Coswig baut Chip-Sparte auf

In Coswig spezialisiert sich das neue Kompetenzzentrum für Weltraum-Mikroelektronik von RUAG Space auf Navigationsempfänger und Signalprozessoren für viele kleine kommerzielle Satelliten. Foto: RUAG Space, Noe Flum

In Coswig betreiben die Schweizer bereits ein Kompetenzzentrum für Weltraum-Mikroelektronik. Foto: RUAG Space, Noe Flum

Schweizer „Beyond Gravity“ profiliert sich auch in Sachsen als Zulieferer für Halbleiter-Lithographie

Coswig, 30. November 2022. Der ehemals „Ruag“ genannte Schweizer Raumfahrt-Konzern „Beyond Gravity“ (BV) baut in Zürich und im sächsischen Coswig eine neue Sparte für Chip-Belichtungstechnik auf und aus. Angesichts der langfristig wachsenden Mikroelektronik-Nachfrage für Digitalisierung und „Künstliche Intelligenz“ werde diese Litho-Sparte ihre Belegschaft an beiden Standorten in den kommenden Jahren von derzeit 140 auf 180 Beschäftigte vergrößern, kündete das eidgenössische Mutterunternehmen heute an.

Eidgenossen rechnen mit langfristig weiter stark steigenden Chipnachfrage

„Unsere neue Division ,Lithography’ ist Beyond Gravitys Antwort auf die wachsende Nachfrage im Halbleitergeschäft“, erklärte Unternehmens-Chef André Wall in Zürich. „Wir sehen großes Potenzial und investieren substanziell in den Aufbau unserer Produktionskapazitäten.“

Stabilisatoren und Blenden für Raumfahrt auch im Anlagenbau nützlich

Zwar fertigt „Beyond Gravity“ keine kompletten Lithografie-Anlagen für Chipfabriken, wie es beispielsweise ASML in den Niederlanden tut. Aber in den Reinräumen in der Schweiz und in Sachsen entstehen spezielle Stabilisatoren und Blenden, die Ruag ursprünglich für Satelliten und Raketen entwickelt hatte. Diese Präzisionsbauteile liefert der Nachfolger „Beyond Gravity“ aber auch an die deutsche Zeiss-Halbleitertechniksparte „Semiconductor Manufacturing Technology“ (SMT), die daraus Lithografie-Optiken, Laseroptiken und andere optischen Systeme herstellt. Und die verkauft Zeiss dann wiederum an Anlagenhersteller für die globale Halbleiterindustrie. Insofern ist eben beispielsweise „Beyond Gravity“ auf dem ehemaligen Walzwerk-Gelände in Coswig ein kleines, aber nicht ganz unwichtiges Glied in der langen Wertschöpfungskette vom Sand über dem kompletten Chip bis hin zum Computertelefon oder zur „Industrie 4.0“-Maschinensteuerung.

Schweizer: Wir stecken in fast jedem Smartphone

Aus diesem anfänglich eher kleinen Neben-Geschäftsfeld ist nun eine eigene Sparte bei „Beyond Gravity“ geworden. „Wir sind stolz darauf, unser Know-how in der Raumfahrttechnologie auch außerhalb der Raumfahrt nutzen zu können“, betonte Oliver Kunz, der Chef der neuen Litho-Abteilung. „Stolz macht uns auch die Tatsache, dass fast in jedem Smartphone ein Teil Beyond Gravity steckt.“

Nähe zum Mikroelektronik-Standort Dresden gesucht

Der Coswiger Standort von „Beyond Gravity“ war ursprünglich ein regionales Ingenieurunternehmen, das sich auf Raumfahrttechnik spezialisiert hatte. 1996 als  „Hoch Technologie Systeme GmbH“ (HTS) gegründet, wurde der Betrieb 2016 vom Schweizer Technologiekonzern Ruag gekauft. Die Nähe zum europäischen Halbleiterstandort Dresden spielte schon damals eine wichtige Rolle für die Investitionen der Schweizer in Coswig. Inzwischen haben auch Zeiss und Jenoptik ihre Aktivitäten in Dresden ausgebaut, letztere stellen hier unter anderem Optiken für Litho-Anlagen her. Ruag wiederum hat inzwischen seine Raumfahrtsparte unter dem Namen „Beyond Gravity“ abgespalten. Die wiederum baut nun neben der Raketen- und Satellitentechnik die Lithografie-Technologie als dritte hausinterne Sparte auf.

Autor: hw

Quellen: Beyond Gravity, Zeiss SMT, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt