Smartphone soll gleichermaßen Schlüssel wie auch Energielieferant fürs E-Schloss sein
München, 24. Juli 2022. Infineon will unsere Schlüsselbunde schrumpfen: In Zukunft sollen sich viele Schlösser per Mobiltelefon öffnen lassen – und dabei ohne eigene Batterien auskommen. Eine elektronische Lösung dafür, die sich ihren Strom bei Bedarf kontaktlos aus dem Handy saugt, hat der bajuwarische Halbleiterhersteller nun vorgestellt.
Divisionspräsident: Wir ebnen den Weg für die Abschaffung des Schlüssels
Das Unternehmen ebne damit „den Weg für die Abschaffung des Schlüssels“, schätzt Divisionspräsident Adam White ein, der bei Infineon die Sparte „Power & Sensor Systems“ leitet. „Durch den Verzicht auf Batterien ermöglichen wir erstmals einen verlässlichen, wartungsarmen und gleichzeitig sicheren Weg, um intelligente Schlösser zu öffnen und zu schließen.“
Kondensator saugt sich Energie aus dem Handy
Dafür kombiniert der Konzern einen Mikrokontroller mit einem Funkmodul für Nahfeldkommunikation (NFC), Verschlüsselungsbeschleuniger nach dem AES128-Standard sowie einem Energieernte-System. Hält der Nutzer sein Smartphone an ein entsprechend ausgestattetes Schloss, überprüft die Elektronik kodiert, ob das Mobiltelefon die richtige Schlüsselberechtigung hat, während sich ein Kondensator mit Energie aus dem Handy lädt. Ist der elektronische Schlüssel bestätigt, öffnet sich das Schloss.
NFC-Schlösser brauchen bisher Batterie oder andere Stromquelle
Snartphone-gesteuerte Schlösser, die teils mit Bluetooth statt NFC arbeiten, gibt es zwar schon seit einigen Jahren – die brauchen aber zumeist eigene Batterien. Auch BMW und andere Autohersteller haben bereits Lösungen vorgestellt, bei denen das iPhone als Fahrzeugschlüssel dient.
Das Neue an der Infineon-Lösung ist vor allem das „Energy Harvesting“, das überall dort wichtig ist, wo Batterien später nur schwer getauscht werden könnten, keine Energiequelle verfügbar ist oder eine klassische Stromversorgung schlicht zu teuer wäre. Als mögliche Anwendungen sehen die Ingenieure beispielsweise Fahrradschlösser, Briefkästen, Paketboxen, und Sportstudio-Spinde. Aber auch ganz andere Szenarien seien denkbar: „Unsere Lösung zur kontaktlosen Nutzung von Energie spart Ressourcen durch den Verzicht auf Batterien“, argumentiert White. „Darüber hinaus werden neue Anwendungen ermöglicht, in denen der Einsatz von Batterien bislang zu aufwendig oder zu kostenintensiv war.“ Ein Beispiel dafür könnten etwa passive Fahrrad-Reifendruckensoren sein.
21 % Marktwachstum pro Jahr erwartet
Der bayrische Mikroelektronik-Konzern sieht großes Marktpotenzial für seine Schlüsseltechnik und verweist dabei auf eine Untersuchung von „Grand View Research“. Demnach umfasste der globale Markt für intelligente Türschlösser im Jahr 2020 rund 1,38 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 8,9 Millionen Schlösser. Bis 2028 erwarten die Analysten eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 21,4 Prozent.
Autor: hw
Quelle: Infineon, Grand View Research
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.