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Radelnde Datensammler

Radler sollen die Sensorbox "Dashbike" an ihren Sattel montieren. Foto: Dashfactory

Radler sollen die Sensorbox „Dashbike“ an ihren Sattel montieren. Foto: Dashfactory

Radler ermitteln mit Dashbike-Sensorboxen Problemstellen in der Stadt

Leipzig/Dresden/Jena, 25. Mai 2022. Die radelnden jungen Macher der „Dashfactory“ aus jena und Leipzig wollen das Radfahren in Städten sicherer machen. Deshalb haben sie eine mobile Sensoranlage names „Dashbike“ entwickelt, die man oder frau ans Fahrrad montieren können, um damit Daten über Engstellen, Beinahe-Unfälle, schlechte Radwege und dergleichen zu sammeln. Diese Informationen sollen die jeweiligen Stadtverwaltungen dann nutzen, um die Problemstellen zu entschärfen. Dieses Konzept hat Dashfactory-Finanzerin Birthe Averdung am Dienstagabend während einer „Pitch Night“ im Dresdner Kraftwerk Mitte vorgestellt, um neue Investoren zu gewinnen. Dafür erntete sie viel Beifall aus dem Publikum.

Birthe Averdung stellt die Dashfactory den Investoren und dem Publikum bei einer "Pitch Night" im Dresdner Kraftwerk Mitte vor. Foto: hw

Birthe Averdung stellt die Dashfactory den Investoren und dem Publikum bei einer „Pitch Night“ im Dresdner Kraftwerk Mitte vor. Foto: hw

Daten sollen Kommunen zu Verbesserungen animieren

Für die Radfahrer sei solch ein „Dashbike“ nützlich, um bei Unfällen datengestützte Beweise vorlegen zu können, warb Birthe für das Dashfactory-Modell. Und die Kommunen könnten damit viel detaillierte Informationen über den Zustand ihres Wegenetzes gewinnen. Sie hofft, dass dies die Stadtverwaltungen animiert, Problemstellen für Radler auch zu entschärfen.

Pilotprojekt in Leipzig

Seit 2020 probieren die Stadt Leipzig und die Dashfoctory dieses Konzept in einem Pilotprojekt aus. „Ziel ist es, anonymisierte Sensordaten der Dashcam zu nutzen, um beispielsweise Gefahrenstellen oder stark frequentierte Bereiche zu detektieren“, erklärte Projektmanager Sebastian Graetz von der Stadt Leipzig. „Dies hilft uns bei künftigen Planungsprozessen.“

Werbevideo der Dashfactory:

Die Sensorbox selbst enthält eine HD-Kamera samt GPS-Modul und Sensoren, die auch die Bodenbeschaffenheit, Stürze und Abstände zu Autos und anderen Fahrzeugen erkennen können. Der Akku reicht derzeit rund fünf Stunden, eine Lösung mit mehr Reichweite sei aber in Arbeit, versicherte Birthe.

Das im November 2019 in Jena gegründete Unternehmen hat mittlerweile 14 Beschäftigte.

Kritik von Rad-Blogger

Allerdings gibt es auch Kritik an den Ankündigungen des Unternehmens. Der Radblogger Claude Walter aus Hessen beispielsweise wollte 2020 solch eine Kamera zum Testen haben und verfolgte auch die Crowd-Finanzierungskampagne des Unternehmens. Seinen Angaben zufolge hängt Dashfactory den selbstgenannten Lieferterminen deutlich hinterher. Auf der eigenen Internetseite avisiert das Unternehmen für die 9. Kalenderwoche des Jahres 2023 eine Lieferfähigkeit für Vorbesteller.

Dashfactory: Viele Bauteile derzeit kaum zu beschaffen

Die Dashfactory selbst machte für einige der Verzögerungen die Lieferkettenprobleme verantwortlich, die derzeit weltweit viele Unternehmen betreffen. „Angekündigte Lieferungen werden wieder abgekündigt, Bauteile sind teilweise gar nicht mehr verfügbar, oder es werden Lieferzeiten bis 99 Wochen genannt“, erklärt auf Oiger-Anfrage Aaron Beck von der Dashfactory. „Bei über 150 einzelnen Komponenten, die zur Produktion einer einzigen Dashbike benötigt werden, gestaltet sich die Gewährleistung der Verfügbarkeit aller Komponenten vorstellbar äußerst schwierig, besonders in hohen Stückzahlen.“ Insofern sei, „wie in der Kampagne und den Updates mitgeteilt“, ein verbindliches Datum für die Auslieferung der Dash-Kameras „in der aktuellen Zeit nicht möglich“. Und es gelte: „Jeder, der über unseren Dashfactory-Store vorbestellt hat oder oder noch vorbestellen möchte, kann seine Vorbestellung jederzeit stornieren.“

 

Autor: hw

Quellen: Dashfactory, Pitch Night Dresden, Youtube-Video Dashfactory

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt