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Immer mehr holen sich Rat vom Arzt per Video-Sprechstunde

Seit 2018 sind Online-Sprechstunden in Deutschland erlaubt - und seitdem steigt auch - wenn auf noch kleinem Niveau - die Resonanz bei den Patienten. Grafik: Bitkom

Seit 2018 sind Online-Sprechstunden in Deutschland erlaubt – und seitdem steigt auch – wenn auf noch kleinem Niveau – die Resonanz bei den Patienten. Grafik: Bitkom

18 Prozent haben digitale Sprechstunde schon genutzt, Ausbau ist erwünscht

Berlin, 23. Mai 2022. Immer mehr Menschen nutzen Video-Sprechstunden, um gesundheitliche Probleme mit ihrem Arzt zu besprechen: Waren es im Jahr 2019 erst fünf Prozent der Deutschen, ist der Anteil jener, die mindestens schon einmal Videopatient waren, inzwischen auf 18 Prozent gestiegen. Das hat der deutsche Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ aus Berlin durch eine „Bitkom Research“-Erhebung erfragt.

Alternative für den fehlenden Dorfarzt

„Die Video-Sprechstunde ist in bestimmten Fällen mittlerweile eine echte Alternative zum Praxisbesuch vor Ort“, erklärte Bernhard Rohleder. „Insbesondere abseits der urbanen Ballungsräume können Video-Sprechstunden helfen, die medizinische Versorgung aufrecht zu erhalten“, betonte der Bitkom-Hauptgeschäftsführer mit Blick auf den demografischen Wandel und die Landarzt-Engpässe in Deutschland.

Nutzer mehrheitlich zufrieden

71 Prozent der bisherigen Nutzer fanden die Online-Sprechstunden übrigens gut oder eher gut. 70 Prozent der Videopatienten plädierten dafür, solche Angebote auszubauen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine bloße Auswertung vom Laborbefunden zum Beispiel ist per Videoanruf schnell erledigt, der Patient muss deshalb nicht erst lange im Wartezimmer ausharren. Zudem können Kranke so auch leichter Ärzte konsultieren, deren Praxis weit weg ist. Ein weiterer Vorteil hat sich zu Corona-Zeiten gezeigt: Wer fürchtet, sich beim Arztbesuch erst anzustecken, kann dies per Online-Sprechstunde umgehen.

Online-Zeit ist auf 30 % limitiert

Online-Sprechstunden sind seit 2018 erlaubt, allerdings auf 30 Prozent der gesamten Sprechstunden-Zeit eines Arztes begrenzt – darüber hinaus bekommt er kein Honorar. Dieses Limit sollte fallen, fordert der Bitkom. Dafür müssten allerdings Berufsordnungen, Abrechnungs- und Vergütungsmodalitäten angepasst werden.

Stiftung: Nicht jede Krankheit lässt sich aus der Ferne beurteilen

Videosprechstunden können allerdings Präsenzbesuche beim Arzt nicht generell ersetzen. So sieht die „Stiftung Gesundheitswissen“ privater Krankenkassen aus Berlin trotz vieler Vorteile auch Nachteile dieses Online-Formats. Zum Beispiel lasse sich nicht jede Krankheit aus der Ferne gut beurteilen. Unter Umständen könnten sich Fehldiagnosen mehren, wenn der Arzt den Patienten nicht mehr abtasten und auf andere Weise vor Ort untersuchen könne.

Quellen: Bitkom, Stiftung Gesundheitswissen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt