Forscherteams der TU Chemnitz arbeiten an lauffähigen, flexiblen und „fühlenden“ Robotern, für den Menschen rackern und einkaufen
Chemnitz, 22. November 2021. Roboter werden in Zukunft viel präsenter in unserer Alltags- und Arbeitswelt sein als bisher: Sie werden alten Damen beim Einkauf helfen, für uns die Küche aufräumen, aber auch einen Großteil der Fabrikarbeit übernehmen. Davon ist Professorin Ulrike Thomas überzeugt. Deshalb arbeitet sie gemeinsam mit rund 40 Kolleginnen und Kollegen an der TU Chemnitz an neuen Technologien für die Mensch-Maschine-Interaktion (MMI), an Robotern mit menschenähnlicher Gestalt, die laufen und ausweichen können, die mit nachgiebigen Federgelenken und sensorgespickter fühlender Polymer-Haut ausgestattet sind.
Kurzvideo: Roboter lernen Ausweichreflexe Video: Heiko Weckbrodt
Virtuelle Perspektiven für die Heimarbeit
Diese Roboter werden einerseits unseren Arbeitsalltag stark verändern – ähnlich wie es zuletzt die Corona-Krise tat: „In Zukunft geht der Mensch nicht mehr in die Fabrik, sondern erledigt die Arbeit per Virtueller Realität vom Homeoffice aus“, meint Professorin Thomas. Mithilfe von Datenbrillen könnte der Heimarbeiter beispielsweise Roboter aus der Ferne für allerlei Aufgaben anlernen oder die Fabrik mit Computerkonstruktionsmodellen neuer Produkte füttern. Eine „Künstlicher Intelligenz“ (KI) generiert dann daraus einen Montageplan – „und der Roboter legt los“. Bis dahin sei allerdings noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten.
Roboter sollen Einkaufszettel im Supermarkt abarbeiten
Etwas näher dran an der praktischen Umsetzung ist die sächsische Vision vom Supermarkt der Zukunft, in dem es von hilfsbereiten Dienstleistungs-Robotern nur so wimmelt. Gemeinsam mit der „Edeka“-Kette haben die Chemnitzer Ingenieure und Ingenieurinnen in ihren Uni-Laboren einen kleinen Test-Supermarkt aufgebaut, in der Roboter durch die Regalreihen rollen, um Milch, Zucker und andere Artikel in einen Korb zu packen, bis der ihnen überreichte Einkaufszettel abgehakt ist. Quert ein Mensch seinen Weg, stoppt der Robot oder weicht aus. Dabei haben die Forscher und Forscherinnen ihn mit Blick auf die Datenschutz-Grundverordnung so programmiert, dass er Menschen nur als Skelette sieht, nicht aber als individuelle Personen. Später soll der Robot auch imstande sein, aus den Blicken den Menschen zu erkennen, wohin sie sich als nächstes wenden werden, ob sie Hilfe brauchen – oder ob er sie einfach in Ruhe lassen soll.
Schick schon mal den Robot vor…
In einer ersten Praxisphase könnten solche künstlichen Assistenten beispielsweise älteren Damen beim Einkauf in Supermärkten dabei helfen, die gewünschten Speisen und Getränke einzusammeln. Perspektivisch denkt das Robotik-Team aber noch einen Schritt weiter: In Zukunft könnten Menschen ihren Roboter mit dem Einkaufszettel in den Supermarkt vorschicken, auf dass sie schon mal den Einkaufswagen füllen, während sie noch ein bisschen bummeln…
Hybride Gesellschaften aus Menschen und Maschinen im Fokus
Die Forschungen an flexibel einsetzbaren Robotern der nächsten Generation sind zentrale Forschungsthemen für den Lehrstuhl für Robotik und Mensch-Technik-Interaktion von Prof. Ulrike Thomas. Unterstützt wird ihr zehnköpfiges Team seit 2020 durch den Sonderforschungsbereich SFB „Hybrid Societies„, in dem weitere 30 Experten und Expertinnen am Zusammenspiel von Mensch und Maschine forschen. Dotiert ist dieses Vorhaben mit elf Millionen Euro in der ersten Phase.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quelle: Vor-Ort-Termin TUC
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