Ölfirmen wollen Abgase unter Nordsee pressen, um alte Gasfelder zu stabilisieren
Freiberg, 18. Oktober 2021. Um die Altlasten, aktuellen Umwelteinflüsse und langfristigen Hinterlassenschaften der fossilen Energiewirtschaft zu verringern, experimentieren Forscher der Bergakademie Freiberg gemeinsam mit europäischen in den kommenden drei Jahren in ihrem Lehrbergwerk an Technologien, um Kohlendioxid aus Abgasen in das Meeresgestein unter ehemalige Erdgasfelder in der Nordsee zu pressen. Das hat die Uni heute angekündigt.
Die Hoffnung der Projektpartner: In dem porösen Gestein unter den Gasfeldern könnte in Zukunft CO2 aus Industrie-Emissionen und der Atmosphäre gespeichert werden. „Damit könnte das Treibhausgas nicht nur reduziert werden, sondern es könnte zusätzlich dazu beitragen, die unterirdischen Lagerstätten nach dem Ende der Erdgasförderung zu stabilisieren“, so die Bergakademie.
Unbeherrschbare Strömungen befürchtet
Die CO2-Verpressung unter dem Meer klingt allerdings einfacher als sie ist. Denn Druck in den unterirdischen Lagerstätten ist zum Ende der Erdgasförderung sehr niedrig. „Aufgrund besonderer thermodynamischer Eigenschaften von CO2 besteht zu Beginn der CO2-Injektion durch eine Bohrung stets das Risiko des Auftretens eines Phasenübergangs, zum Beispiel von flüssigem zu gasförmigem CO2 mit anschließender Zwei-Phasen-CO2-Strömung“, erklärt Prof. Mohd Amro, der in der Bergakademie das Instituts für Bohrtechnik und Fluidbergbau leitet. „Das führt zu enormen Schwankungen des Drucks und der Temperatur, was wiederum mit erheblichen Risiken für die Bohrungsintegrität sowie für das CO2-Injektionsverhalten einhergeht.“ Dies berge wirtschaftliche Risiken und Sicherheitsgefahren.
Computermodell soll Prognosen für große Lagerstätten ermöglichen
Bisher gebe es noch keine Computermodelle, die das komplexe Strömungsverhalten von CO2 genau abbilden. Daher wollen die Freiberger Wissenschaftler gemeinsam mit der Wintershall Dea AG mit Daten aus Kleinversuchen im Lehrbergwerk eine neue Simulations-Software schreiben, die auch Vorhersagen für größere Lagerstätten liefern kann. „Die in Freiberg erhobenen Daten liefern den Projektpartnern wichtige Grundlagen für die Erprobung des Vorhabens in realen Lagerstätten“, betont Prof. Mohd Amro.
Dea, Shell und Equinor an Bord
Am Projekt „ACT-RETURN“ beteiligen sich das norwegische Forschungsinstitut Sintef, die TU Bergakademie Freiberg, die Universitäten Cambridge in Großbritannien) und Utrecht in den Niederlanden sowie die Industriepartner Wintershall Dea, Shell und Equinor. Die Europäische Union fördert das Vorhaben mit insgesamt 7,41 Millionen Euro.
Autor: hw
Quelle: Bergakademie Freiberg
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.