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Dresden hofft auf weitere Robotik-Ansiedlungen

Kollaborative Roboter, die direkt und ohne Schutzzaun mit Menschen in einer Fabrik zusammenarbeiten können, gehören zu den Hoffnungsträgern der sächsischen Robotik-Szene. Ein solcher Roboter-Arm begrüßt derzeit die Besucher des „Dresden Robotics Festival“ im Dresdner Messegelände. Foto: Heiko Weckbrodt

Kollaborative Roboter, die direkt und ohne Schutzzaun mit Menschen in einer Fabrik zusammenarbeiten können, gehören zu den Hoffnungsträgern der sächsischen Robotik-Szene. Ein solcher Roboter-Arm begrüßt derzeit die Besucher des „Dresden Robotics Festival“ im Dresdner Messegelände. Foto: Heiko Weckbrodt

Neues Robotik-Festival soll Aufstieg Sachsens zu führendem Standort besiegeln

Dresden, 15. und 16. September 2021. Mit ambitionierten Zielen hat das „Dresden Robotics Festival“ in der sächsischen Landeshauptstadt begonnen. Organisator Thomas Schulz vom Veranstalter „Robot Valley Saxony“ will mit dem neuen Veranstaltungsformat zwischen Kongress, Messe und Visionen den Aufstieg Sachsens zu einem der führenden Robotik-Standorte in Deutschland besiegeln.

Thomas Schulz ist Geschäftsführer von "Robot Valley Saxony". Foto: HTSB

Thomas Schulz ist Geschäftsführer von „Robot Valley Saxony“. Foto: HTSB

Auch viele der großen Roboter-Hersteller sind gekommen

Zur Premiere haben er und seine Mitstreiter aus der Robotikszene und Wirtschaftsförderung führende Branchenunternehmen wie Stäubli, Fanuc, Siemens, Yaskawa und Universal Robots nach Dresden geholt, dazu 343 Präsenzfachbesucher und über 200 virtuelle Besucher aus der Branche. Sie alle will er auf das gewachsene Ökosystem moderner Robotik in Dresden und Sachsen aufmerksam machen – und für Investitionen werben. „Unsere Vision ist, dass hier in fünf bis sechs Jahren hier die Roboterfabrik eines großen Herstellers eröffnet“, sagt Schulz.

Sachsen hoffen auf Fabrik-Ansiedlung – womöglich für kollaborative Roboter

Zwar ist realistischerweise kaum damit zu rechnen, dass die Branchengroßen ihre Industrieroboter-Produktion von ihren angestammten Standorten in Japan, der Schweiz, Skandinavien, Süddeutschland, China oder Frankreich eilends nach Sachsen verlagern. Doch Branchenkenner halten Schulzes Ansiedlungswünsche keineswegs für bloße Traumtänzerei: Wenn die Marktnachfrage weiter so stark wächst wie bisher und sich Sachsens Robotik-Akteure weiter mit Innovationen zum Beispiel in der intuitiven Roboter-Anlernung und kollaborativen Robotik („Cobotics“) hervortun, könnten hier durchaus Produktionskapazitäten für eine ganz neue Roboter-Generation jenseits der klassischen Industrieroboter entstehen.

Coboworx-Mitgründer Olaf Gehrels. Foto: Joachim Stretz für Coboworx

Olaf Gehrels. Foto: Joachim Stretz für Coboworx

Starker globaler Nachfrageschub

Der Bedarf an neuen Robotern sei derzeit jedenfalls weltweit riesig – und auf diesen Zug könne Sachsen aufspringen, argumentiert auch Olaf Gehrels vom „Deutschen Robotik-Verband“ (DRV) aus Trier. Markttreiber sind einerseits langfristige Automatisierungsziele vieler Industrieunternehmen, die Corona-Erholung, aber auch der Wunsch, durch Roboter jene Lücken zu schließen, die der wachsende Fachkräftebedarf gerissen hat. All das kurbele die Robotik weltweit an. „Und da müssen wir aufpassen, dass wir den Anschluss nicht verpassen“, warnt Gehrels. Diese Wachstumskurve sei eine besondere Chance für Deutschland, ganz besonders aber auch Sachsen und Dresden.

Robert Franke ist der Amtsleiter für Wirtschaftsförderung in Dresden und probiert hier gerade im Bosch-Werk eine AR-Datenbrille aus. Foto (freigestellt): Heiko Weckbrodt

Robert Franke probiert hier gerade im Bosch-Werk eine AR-Datenbrille aus. Foto (freigestellt): Heiko Weckbrodt

Dresden will seiner Stärken in Halbleiterei, Forschung und Software ausspielen

Das sieht Robert Franke von der Wirtschaftsförderung Dresden ganz ähnlich: An der TU Dresden und bei Fraunhofer, aber eben auch bei Start-ups und Leuchttürmen der Hightech-Industrie gebe es wegweisende Robotik-Forschungen und -Innovationen. „Das sollten nicht nur andere, sondern auch wir selbst kommerzialisieren.“ Hinzu kommen die Produktionskapazitäten und Expertise in der Mikroelektronik, Software, Sensorik und Künstlichen Intelligenz in Dresden, aber auch die besondere interdisziplinäre und agile Herangehensweise an Problemlösungen am Standort. All das eröffne der Stadt und dem Freistaat in der Robotik starke Wachsumsperspektiven.

Die TU Dresden entwickelt unter anderem einen "Katastrophenroboter", der auf gefährlichen Terrain statt eines menschlichen Erkunders zum Beispiel Gaslecks schließt und hilfebedürftige Menschen aufspürt. Foto: Heiko Weckbrodt

Die TU Dresden entwickelt unter anderem einen „Katastrophenroboter“, der auf gefährlichen Terrain statt eines menschlichen Erkunders zum Beispiel Gaslecks schließt und hilfebedürftige Menschen aufspürt. Foto: Heiko Weckbrodt

„Die Hütte ist voll“

Zumindest haben die Robotik-Förderer aus Sachsen mit dem neuen Dresdner Robotikfestival schon mal ein vielbeachtetes Auftaktsignal setzen. „Die Hütte ist voll“, sagt Olaf Gehrels über die Kongress-Premiere. Dies werde in Zukunft sicher eine „Pflichtveranstaltung“ für die Robotikbranche in Deutschland sein. „Nächstes Jahr wird das Festival zwei- bis dreimal so groß ausfallen“, verspricht schon jetzt Organisator Thomas Schulz.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Robot Valley Saxony, Deutscher Robotik-Verband, Wifö DD, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt