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Studie in Sachsen: Roboterbusse erst ab 2030ern im Linienbetrieb

Sieht so der Schulbus der Zukunft aus? Der Volkswagen-Prototyp "Sedric" fährt autonom, also fahrerlos. Foto: Volkswagen

Sieht so der Schulbus der Zukunft aus? Der Volkswagen-Prototyp „Sedric“ fährt autonom, also fahrerlos. Foto: Volkswagen

Autoren erwarten keinen massiven Job-Abbau durch autonomes Fahren

Dresden/Leipzig, 14. Juni 2021. Roboter-Busse und autonom fahrende Straßenbahnen sind erst in der nächsten Dekade im Linienverkehr zu erwarten. Das geht aus einer Studie hervor, die die „VDI/VDE Innovation + Technik GmbH“ für das sächsische Wirtschaftsministerium am Beispiel der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) erstellt hat. „Mit einer flächendeckenden Durchdringung des Mobilitätssektors durch autonome Fahrsysteme ist frühestens in den 2030er-Jahren zu rechnen“, heißt es in einer ministeriellen Zusammenfassung.

Leipziger Verkehrsbetriebe arbeiten an Roboter-Shuttle mit Radar, Lidar, Kameras und KI

Zu erwarten sind in den 2020er Jahren aber Pilotprojekte für das autonome und teilautomatische Fahren im „Öffentlichen Nahverkehr“ (ÖPNV). In Leipzig zum Beispiel arbeiten die LVB gemeinsam mit der TU Dresden sowie den Partnern IAV und Vitesco am Projekt „Absolut“. Dabei rüsten sie einen kleinen Pendelbus (Shuttle) des Herstellers „Easymile“ mit Radar-, Lidar- und Kamerasensoren so auf, dass dann eine „künstliche Intelligenz“ (KI) die Verkehrslage um das Shuttle in Echtzeit analysieren und autonome Fahrentscheidungen fällen kann. „Das System soll zum Beispiel eine auf der Straße liegende Plastiktüte von einem Ziegelstein unterscheiden können“, zitieren die Studienautoren die Projektpartner. Erste Tests absolviert das Shuttle auf der Strecke zwischen dem Leipziger S-Bahnhof „Messe“ und dem BMW-Werk. „Ein zuverlässiger Prototyp könnte bis 2024 entwickelt sein.“

Kommunale Verkehrsbetriebe sollen Schlüsselrolle einnehmen

Gerade die kommunale Verkehrsbetriebe sollen dabei nach Wunsch von Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) eine Vorreiterrolle einnehmen. „Der Übergang zum autonomen Fahren, der sich gegenwärtig in mehreren Stufen vollzieht, steht exemplarisch für den technologischen Wandel“, betonte der Minister. Wichtig sei es zu klären, „wie sich dieser Wandel heute und in Zukunft auf die Berufe und Tätigkeiten und damit auf die Beschäftigten auswirkt“.

Berufsbilder werden sich verschieben

Bisher gebe es „keine Hinweise auf einen weitreichenden Arbeitsplatzabbau infolge der Einführung autonomer Fahrsysteme“, erklärte das Ministerium in Dresden und berief sich dabei auf die Studienbefunde. Es sei allerdings damit zu rechnen, dass sich die Berufsbilder bei vielen Verkehrsbetrieben hin zu kundennahen Tätigkeiten verschieben. Auch werde dann wohl mehr und mehr Personal gebraucht, das die digitale und physische Infrastruktur für autonom fahrende Busse und Bahnen aufbaut und wartet.

Verlernen Fahrer das Fahren?

Allerdings weisen die Studienautoren auf Risiken hin: „Steigende mentale Beanspruchung des Fahrpersonals lauert überall dort, wo ihm Entscheidungsbefugnisse entzogen und hochautomatisierten Systemen übertragen werden. Beschäftigte drohen dann in eine Passivitätsfalle zu geraten. Die dauerhafte Entlastung des Fahrpersonals von wesentlichen Aufgaben der Fahrzeugsteuerung kann zu Kompetenzverlusten führen.“

Sensor- und Verarbeitungstechnik muss besser werden

Vor allem im Busverkehr seien noch wesentliche technologische Herausforderungen zu lösen, bevor an autonome Busse zu denken sei, heißt es in der Studie. So müssten Fahrzeugsensoren zur Marktreife gebracht werden, die Position, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung der Busse genau und zuverlässig genug bestimmen können. „Bei Bussen ist bislang ein unzureichendes Interesse der etablierten Hersteller an der Entwicklung serienreifer Fahrzeuggenerationen mit entsprechenden Assistenzsystemen zu beobachten.“ Ein Grund dafür sei, dass die Hersteller ihre Entwicklungskapazitäten wegen des hohen politischen Drucks vor allem auf batterie-elektrische, wasserstoffbasierte oder andere alternative Bus-Antriebe konzentrieren. Zudem seien hohe Investitionen zu finanzieren, um derartige Busse und Bahnen anzuschaffen und die nötige Infrastruktur aufzubauen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMWA, LVB, Easymile

Wissenschaftliche Publikation:

Robert Peters, Christian Wehrmann, Antje Zehm, Annette Randhahn, Katja Karrer-Gauß (VDI/VDE Innovation + Technik): „Auswirkungen der Einführung des autonomen Fahrens auf die Beschäftigung im Öffentlichen Personennahverkehr„, Hsg.: SMWA

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt