Ceti Dresden will legendäre Surfmeister für die Ewigkeit abspeichern, damit sich nachfolgende Generationen deren Tricks herunterladen können
Dresden, 14. Juni 2021. Es soll Menschen geben, die stellen sich das erste Mal auf ein Brett im Meer und surfen los wie die Halbgötter. Für die surftechnisch weniger begabte Mehrheit der Menschheit, die vor dem ersten richtigen Wellenritt erst zehnmal ins Wasser plumpst, naht nun immerhin Hoffnung aus Dresden: Dank virtueller Zwillinge soll es bald schon zum Kinderspiel werden, „Aerials“, „Shove-Its“ und andere coole Raffinessen von den großen Surf-Assen zu lernen – ohne dass die auch nur in der Nähe sind.
Vision: ein Internet der Fähigkeiten-Downloads
Das „Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop” (Ceti) an der TU Dresden hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, die wahren Meister unserer Zeit unsterblich zu machen: Gehirnchirurgen, Start-Pianisten, begnadete Schmiede – oder eben traumhaft sichere Surfer. Dafür tasten die Exzellenz-Forscher zunächst die besonderen Bewegungen dieser Virtuosen digital ab und speichern sie für nachfolgende Generationen als „digitalen Zwilling“ in einer Rechnerwolke („Cloud“) ab. Die Vision: Wie beim „Copy & Past“ am PC kann künftig jeder Eleve solche einzigartigen Fähigkeiten ganz einfach per Download erlernen – in Surfbrettsimulatoren und mit speziellen Datenanzügen, die den Surf-Azubi sanft in die richtige Richtung lenken.
Ceti-Team bricht mit Prototyp in Sachsens Schulen auf
Ein erster Prototyp ist inzwischen fertig. Der Probant stellt sich dort auf ein wackliges Surfbrett und bekommt dann auf einem Monitor in Echtzeit die eigenen Bewegungen gezeigt sowie dazu in Geisterlinien, wie sich statt dessen der Surfprofi geneigt hätte. Damit wollen die Forscher ab September 2021 in Sachsens Schulen aufbrechen, um die Jugend für eine Karriere in den Naturwissenschaften und Hochtechnologien zu begeistern.
Vibrations-Datenanzüge und andere Verbesserungen auf der Agenda
Doch bei diesem Protoptypen soll es nicht bleiben, erzählt Maschinenbauerin Tina Bobbe vom Ceti-Team. „Wir werden das System weiterentwickeln, um zu demonstrieren, wie wir in Zukunft das Surfen lernen“, sagt sie. Zum Beispiel könnte das Simulator-Surfbrett eine eigene Motorsteuerung statt nur passive Freiheitsgrade bekommen. Auch soll sich die Echtzeit-Erfassung des Lernenden verbessern. Zudem wollen die Forscher für ihre Experimente künftig Feedback-Anzüge einsetzen, die durch Töne und Vibrationen den Surfschüler lenken. Nicht zuletzt steht ein Praxistest auf der Agenda: In einem Wellenbecken könnte das Team zukünftig ausprobieren, wie alltagstauglich das neue Trainingssystem wirklich ist.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quelle: Ceti
Zum Weiterlesen:
Womit beschäftigt sich das Ceti Dresden eigentlich?
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